„Krone“-Kolumne

Eindringliche Erinnerung vor der EU-Wahl

Franziska Trost berichtet für die „Krone“ über unterschiedlichste Kultur-Themen. In ihren Kolumnen fängt sie regelmäßig ein, was unsere Leser bewegt.

(Bild: Reinhard Holl, adobe.stock.com, Krone KREATIV)

Jahre später kam er noch einmal an diesen Strand, an dem so viele seiner Kameraden ihr Leben lassen mussten. „Er war wunderschön. All die Menschen, die spielenden Kinder, Mädchen und Jungen hielten sich an den Händen und hatten ihr Leben zurück“, erinnert sich der 99-jährige Walter Gross dieser Tage in der Normandie. Der Amerikaner war einer der Ersten, die am Utah Beach an Land gingen – und mit dem D-Day den Anfang vom Ende des Kriegs und der Nazi-Tyrannei einläuteten. Die ihr Leben für die Freiheit Europas riskierten und viel zu oft auch geben mussten.

Viele Veteranen sind es nicht mehr, die zum Gedenken in Frankreich zusammenkamen. Die wenigen, die von damals erzählen können, sind zwischen 96 und 104 Jahre alt. Aber sie leben noch – und umso eindringlicher ist ihre Erinnerung daran, dass es nicht einmal ein Menschenleben her ist, dass Europa einem großen Schlachtfeld glich.

Umso eindringlicher in einer Zeit, in der der Krieg mit Putins tyrannischem Imperialismus-Wahn nach Europa zurückgekehrt ist, in der der Nationalismus erstarkt und vergessen lässt, wie unerlässlich das Miteinander ist. Umso eindringlicher die Erinnerung, wie bedeutsam diese oft so schwerfällig erscheinende EU ist, die doch immer wieder in Kompromissen zusammenfindet.

Und umso eindringlicher die Erinnerung daran, dass wir Freiheit und Demokratie nicht mehr am Schlachtfeld, sondern an den Wahlurnen verteidigen können.