Der "sicher zu den bekanntesten Objekten des Hauses" zählende Kopfschmuck wurde in einer "innovativen und richtungsweisenden" binationalen Kooperation mit Mexiko "entmystifiziert, entmythologisiert und seiner historischen Bedeutung zurückgegeben", so Haag.
Seine Herkunft gibt aber nach wie vor Rätsel auf. Nach dem Tod des Tiroler Landesfürsten Erzherzog Ferdinand II., 1596, wurde der Federschmuck als ein Inventar seiner Rüst-, Kunst- und Wunderkammern in Schloss Ambras angelegt. Vermutlich wurde der Kopfschmuck als Geschenk des spanischen Eroberers Hernán Cortés im Jahre 1519 an die spanischen Könige gesandt und kam so nach Europa. Es wird angenommen, dass die Federkrone ein Geschenk Montezumas an Cortés war, aber nicht vom vorletzten Herrscher der Azteken selbst getragen wurde, sondern von einem seiner Priester. Ferdinand II. dürfte die Federkrone von einem deutschen Grafen gekauft haben.
Mexiko lobt gute Zusammenarbeit
Mexiko hatte sich jahrelang bemüht, derart herausragende Kulturschätze wieder ins Land zu holen. Das Tauziehen um den legendären Kopfschmuck inzwischen Österreich und Mexiko, welches der Ausstellung vorangegangen war, scheint aber mittlerweile kein Thema mehr zu sein. So lobte Alfonso de Maria y Campos, Generaldirektor des Instituto Nacional de Antropologia e Historia (INAH) von Mexiko, die intensive Zusammenarbeit mit dem Völkerkundemuseum, die schließlich "die erste wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Penacho seit dem Jahr 1912 ermöglicht hat".
Er betonte allerdings auch die "kulturelle und emotionale Wichtigkeit" des Federkopfschmucks für Mexiko, der "große Geist der Kollaboration" (mit dem KHM) stehe jedoch dafür, dieses wertvolle Objekt nun in einem neuen Kontext zu präsentieren. Die wissenschaftliche Prüfung einer Überführung des Penacho auf dem Land- und Seeweg - Experten der TU Wien hatte dem Objekt zuvor Transportunfähigkeit auf dem Luftweg bescheinigt - sei zwar noch nicht abgeschlossen, auf Nachfrage ließ Haag die Frage einer künftigen Leihgabe jedoch offen.
Federschmuck könnte nach Mexiko zurückkehren
Fest steht allerdings, dass ein neue Kulturabkommen zwischen Österreich und Mexiko, das als Kernpunkt den Abschluss von gegenseitigen, auf völkerrechtlicher Ebene international einklagbaren Leihverträgen vorsieht, bereits von mexikanischer Seite abgesegnet ist und im Jänner im österreichischen Parlament beschlossen werden soll. Damit könnte der Federschmuck in Zukunft tatsächlich in seine Heimat zurückkehren – zumindest leihweise.
Alfonso de Maria y Campos würdigte die lange Geschichte der österreichisch-mexikanischen Freundschaft, die sich unter anderem im Protest Mexikos gegen den "Anschluss" Österreichs an Hitler-Deutschland 1938 manifestiert habe, und bezeichnete die nunmehrige Zusammenarbeit österreichischer und mexikanischer Wissenschaftler als "neues Kapitel in der gemeinsamen Geschichte".
"Bisher keine offizielle Rückgabeforderung"
Ex-Museumsdirektor Christian Feest lenkte die Aufmerksamkeit auf jenes Buch, welches im Rahmen der Forschungsarbeiten zu der Federkrone entstanden ist und umriss humorvoll die Anbahnung der bilateralen Zusammenarbeit: "Es gab zwei Möglichkeiten: Entweder wir schlagen uns die Köpfe ein oder wir setzen uns gemeinsam an einen Tisch", sagte er über sein erstes Zusammentreffen mit de Maria y Campos im Jahr 2009.
"Und da Herr de Maria y Campos ein Diplomat ist, hat er sich für zweitere Variante entschieden", lachte Feest. Sicherlich habe es im Laufe der Jahre Meinungsverschiedenheiten gegeben, im Vordergrund sei jedoch stets der Wunsch gestanden, alle Beschlüsse bezüglich der Restaurierung einstimmig zu fällen. Feest verwies weiters darauf, dass es "bisher keine offizielle Rückgabeforderung" der Federkrone gegeben habe.
Ausstellung "erstes Anklingen eines neuen Konzepts"
Die Ausstellung "Penacho: Pracht & Passion" sah der seit dem Frühjahr amtierende Direktor Steven Engelsman als "erstes Anklingen des neuen Konzepts" für das Völkerkundemuseum, das auch das Anliegen verfolge, das Interesse der Herkunftsländer an den in Wien befindlichen Objekten stärker herauszuarbeiten.
Auch der Federschmuck wird im Rahmen der Ausstellung umfassend kontextuell eingebettet. So sind in der Schau auch andere Federarbeiten aus dem 16. Jahrhundert zu sehen. Der Penacho selbst prangt in einer großen Glasvitrine in einem eigenen Raum. Das mexikanische Volk, das die Federkrone fest in seine nationale Identität integriert hat, wird wohl weiterhin mit der Mitte des 20. Jahrhunderts angefertigten Kopie vorlieb nehmen müssen. Zumindest noch eine Weile.
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