Jeden Tag werden wir mit Bildern von Krieg und Zerstörung konfrontiert. Diese ständige Präsenz des Krieges macht etwas mit uns Menschen, ist „Krone“-Kolumnist Robert Schneider überzeugt.
Einer der größten Vorteile des digitalen Jahrhunderts ist, dass man sich mit wenigen Klicks schlaumachen kann. Der Nachteil, dass man schön langsam verblödet. Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber ich sehe weit und breit keinen Krieg, der mich unmittelbar tangieren würde. Heißt nicht, dass ich die Augen verschließe oder die Kriege auf dieser Welt gar negiere. Heißt nicht, dass ich keine Empathie für jene Menschen empfinde, die tiefster Entmenschung und Demütigung ausgesetzt sind. Heißt nur so viel, dass ich mich eben nicht in einem Kriegsgebiet befinde, nicht um Leib und Leben meiner Liebsten bangen muss.
Muss ich mich jetzt dafür schämen? Ist es obszön geworden, einfach dankbar dafür zu sein, dass bei uns kein Krieg tobt? Muss ich mich jeden Tag lauthals in den sozialen Netzwerken gegen Kriege gerieren?
Ich beobachte ein seltsames Paradoxon in der „friedlichen“ westlichen Welt: Sie redet von morgens bis abends über den Krieg. Ukraine und Israel mit ihren emblematisch gewordenen Kriegsbildern, die immer dieselben sind, sind zu fixen Posts auf den Nachrichtenportalen geworden. Ähnlich wie die tägliche Wettervorhersage.
Es macht etwas mit den Menschen, dieses tägliche Reden vom Krieg. Es bewirkt Absurdes. Wie zuletzt etwa die „Übung“ der Schweizer Luftwaffe auf einer Autobahn nahe dem Neuenburgersee, wo Piloten das Landen und Starten ihrer Kampfjets geprobt haben. Der Luftwaffen-Kommandant Christian Opplinger sprach gegenüber der ARD von „perfekten Landungen“. Man wolle in der Lage sein, Gegner auch bis zu 100 Kilometer jenseits der Landesgrenzen fernzuhalten.
Das meine ich mit Verblödung. Wird nämlich die Schweiz angegriffen, liegt Europa schon längst unter dem radioaktiven Fallout der Kernwaffen begraben. Und dann helfen auch „perfekten Landungen“ mit Kampfjets auf Autobahnen nichts mehr.
Jeden Tag werden wir mit Bildern von Krieg und Zerstörung konfrontiert. Diese ständige Präsenz des Krieges mache etwas mit den Menschen, ist Robert Schneider überzeugt.
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