Landwirt ist verärgert

„Wir Biobauern müssen für Sonntagsreden herhalten“

Oberösterreich
09.06.2024 10:00

Landwirt Hubert Lackner aus Allhaming bekommt für eine Tonne Bio-Weizen denselben Preis wie vor 16 Jahren, die Kosten steigen aber laufend. Insgesamt gibt es in Oberösterreich rund 4600 Bio-Betriebe. Was sich aus Lackners Sicht für sie ändern müsste.

Hubert Lackner ist Bio-Bauer, seit er im Jahr 2000 die Landwirtschaft in Allhaming von seiner Familie übernahm. Da war er gerade einmal 18 Jahre alt. Immer noch steht der heute 42-Jährige gerne am Acker, auf dem er derzeit Mais, Soja, Dinkel und Hafer anbaut. „Bio-Bauer zu sein ist einer der schönsten und ehrlichsten Berufe, die es gibt“, sagt Lackner.

Bio-Getreide wandert unter anderem als Zutat in Backerzeugnisse wie Brot. (Bild: Scharinger Daniel)
Bio-Getreide wandert unter anderem als Zutat in Backerzeugnisse wie Brot.

In den vergangenen Jahren mischte sich dazu allerdings ein immer größeres „aber“: „Wie überall haben sich die Ausgaben durch die Inflation verändert, wir bekommen aber nach wie vor dieselben Produkterlöse.“ Lackner rechnet vor: „Für eine Tonne Bio-Weizen bekomme ich 360 Euro, heute genauso wie 2008. Im selben Zeitraum verteuerte sich aber zum Beispiel eine Arbeitsstunde um 100 Prozent.“ Der 42-Jährige – er betreibt seine Landwirtschaft im Nebenerwerb, ist Unternehmensberater – zieht einen Vergleich zu Angestellten: „Wenn ich dasselbe Gehalt wie vor 15 Jahren bekommen würde, geht sich das nicht mehr aus.“

Anzahl der Bio-Betriebe stagniert
Ist Lackners Ärger ein Einzelfall? Eher nicht: „Die Preise waren schon einmal viel besser. Sie haben sich stabilisiert, sind aber jetzt auf einem Niveau, das für Ackerbauern nicht zufriedenstellend ist“, sagt dazu Stefan Rudlstorfer, Bio-Berater in der Landwirtschaftskammer OÖ. Ein allgemeines Urteil ist aber schwierig, denn die Preise für Getreide sind freie Verhandlungssache. Zu massenhaften Konkursen heimischer Betriebe haben sie jedenfalls noch nicht geführt: Laut Landwirtschaftskammer stagniert die Zahl der Bio-Betriebe mit mehr als einem Hektar Nutzfläche in OÖ momentan bei rund 4600.

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Als Konsument hat man das Gefühl, dass Bio sehr stark gepusht und gefördert wird. Aber die Realität ist eine andere.

Hubert Lackner (42), Bio-Landwirt

Globaler Handel hat Einfluss
Den Getreide-Preis drücken dürfte der globale Wettbewerb, also der Handel mit dem billigeren Ausland. Darin sieht auch Lackner ein Problem: „Ein großer Konzern sagt, er spart sich ein paar Cent, weil er den Weizen nicht in Oberösterreich, sondern in Polen kauft.“ Der 42-Jährige fordert eine durchgehende Herkunftsbezeichnung, um den regionalen Markt zu fördern, und dass öffentliche Einrichtungen wie Schulen oder Spitäler stärker zu Bio-Produkten greifen. „Wir Bio-Bauern müssen für Sonntagsreden herhalten, aber realpolitisch zeigt sich das nicht.“

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