Geisel-Befreiung
Hamas-Führer wirft Israel „Massaker“ vor: 210 Tote
Israels Sicherheitskräfte haben nach Armeeangaben am Samstag vier Geiseln aus der Hand der Terrororganisation Hamas im Gazastreifen gerettet. Die von der Hamas kontrollierte Verwaltung des Gazastreifens gab nun bekannt, dass bei israelischen Angriffen 210 Menschen ihr Leben verloren hätten, weitere 400 seien verletzt. Unklar ist, ob die Menschen bei der Befreiungsaktionen verstorben sind.
Komplex und hochriskant sei die Rettung der Geiseln gewesen, schildert der israelische Armeesprecher Daniel Hagari. Die Befreiungsaktionen seien am Vormittag zeitgleich erfolgt, um eine Vorwarnung vor einem Armeeeinsatz und damit die Tötung der Geiseln im jeweils anderen Gebäude zu verhindern. In der Wohnung, in der sich die Frau befand, seien die Wächter vollkommen überrascht gewesen. In der anderen Wohnung sei es zu einem heftigen Feuergefecht gekommen, in dessen Zuge ein hochrangiger Polizeibeamter schwer verletzt worden und später im Krankenhaus ums Leben gekommen sei.
Hunderte Einsatzkräfte seien zugleich in der Umgebung stationiert gewesen, um den Spezialeinheiten Deckung zu geben. Die Geiseln seien, geschützt von den Einsatzkräften, heraus und zunächst in Autos gebracht worden. „Wir geben ihnen menschliche Schutzschilde, damit sie nicht ins Kreuzfeuer geraten“, so Hagari. Schließlich seien die vier per Helikopter nach Israel in eine Klinik geflogen worden.
Lage bislang undurchsichtig
Mutmaßlich im Zusammenhang mit der israelischen Befreiungsaktion wurden nach Angaben einer Behörde der militanten Palästinenser-Organisation Hamas 210 Palästinenser getötet. In Nuseirat im Zentrum des Küstengebiets seien zudem rund 400 Menschen verletzt worden. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde sowie medizinische Kreise im Gazastreifen hatten zuvor von 55 Toten gesprochen. Israels Armeesprecher Daniel Hagari wiederum sprach am Abend von weniger als 100 Todesopfern. „Ich weiß nicht, wie viele davon Terroristen sind“, sagte er.
Das Medienbüro der Hamas sprach von „einem beispiellosen, brutalen Angriff auf das Flüchtlingslager Nuseirat“. Das Al-Aqsa-Krankenhaus befinde sich in einer katastrophalen Lage. Berichten zufolge gab es heftige Luftangriffe und Artilleriebeschuss in der Gegend. Auf Aufnahmen, die Szenen aus dem behandelnden Krankenhaus zeigen sollen, sind blutüberströmte Opfer, Tote und verletzte Kinder zu sehen. Berichten zufolge soll in der Al-Aqsa-Klinik in Deir al-Balah völliges Chaos ausgebrochen sein.
Die vier befreiten Geiseln:
Hamas-Chef wirft Israel moralisches Versagen vor
Der Auslandschef der Hamas, Ismail Haniyeh, bezeichnete indes Israels jüngste Einsätze in Gaza als „Massaker“ an den Palästinensern. „Der Feind setzt sein Massaker gegen unser Volk, unsere Kinder und Frauen, in Nuseirat und Deir al-Balah fort“, teilte er am Samstag mit.
Haniyeh erklärte, Israel habe „militärisch, politisch und moralisch versagt“. Mit Blick auf die immer noch erfolglosen Verhandlungen über eine mögliche Waffenruhe meinte Haniyeh, die Hamas werde keiner Vereinbarung zustimmen, die nicht „zuallererst Sicherheit für unser Volk“ ermöglicht.
Befreite Geiseln sind wohlauf
Bei den vier befreiten Geiseln handelt es sich um eine 25 Jahre alte Frau und drei Männer im Alter von 21, 27 und 40 Jahren. Sie seien in gutem Zustand und in ein Spital in Israel gebracht worden, hieß es weiter. Den Angaben nach waren alle vier am 7. Oktober von Hamas-Terroristen während des Nova-Musikfestivals entführt worden. „Sie leben. Es geht ihnen gut“, schilderte Armeesprecher Hagari zum Zustand der Geiseln. Sie würden nun im Spital mit ihren Familien wieder vereint.
Ministerpräsident Benjamin Netanyahu erklärte, Israel werde sich dem „Terrorismus“ nicht beugen. Man werde den Einsatz zur Befreiung sämtlicher von der Hamas entführter Geiseln fortsetzen und auch die Toten nach Israel zurückholen.
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