Vorarlberg hat immens von der Europäischen Union profitiert, nicht nur wirtschaftlich. Und dennoch hat sich auch im Ländle bei vielen Bürgerinnen und Bürgern Ernüchterung breitgemacht.
Vorarlberg und die Europäische Union – das war einmal eine Liebesbeziehung. Es waren Stimmen aus dem Ländle, die mit am lautesten den EU-Betritt Österreichs gefordert haben. Es war der im Jänner 2023 verstorbene Altlandeshauptmann Martin Purtscher, der nach der positiven Volksabstimmung maßgeblich den Beitrittsvertrag mitverhandelt hat. Und es war letztlich auch Vorarlberg, das von allen Bundesländern vom Beitritt am meisten profitiert hat: Die Exportwirtschaft erlebte einen beispiellosen Boom, - seit 1995 hat sich das Volumen der Ausfuhren fast verfünffacht -, der Tourismus erblühte, das Wirtschaftswachstum lag über viele Jahre deutlich über dem österreichischen Schnitt. Von den Vorteilen, welche die Personenfreizügigkeit für den Alltag brachte, ganz zu schweigen.
Vorarlberg ist ein Nettoempfänger
Die EU, das werden selbst die größten Kritiker nicht bestreiten können, hat dem Land Wohlstand gebracht. Darüber hinaus wären viele Projekte im Ländle ohne EU-Fördergelder nie realisiert worden, kein anderes Bundesland hat sich derart geschickt am Subventionstopf bedient. Unterm Strich fließt sogar mehr Geld aus Brüssel ins wohlhabende Vorarlberg als von Bregenz in den EU-Haushalt: So hat Vorarlberg im vergangenen Jahr 24 Millionen Euro einbezahlt, an Förderungen kommen in der aktuellen Periode (von 2021 bis 2027) jährlich etwa 32 Millionen Euro zurück.
Bestenfalls eine Zweckgemeinschaft
Von der Euphorie der ersten Jahre ist freilich in Vorarlberg nicht mehr viel zu spüren. Aus der Liebesbeziehung ist bestenfalls eine Zweckgemeinschaft geworden. Und dafür gibt es gute Gründe: der Bürokratieirrsinn, die Migrationspolitik, die Demokratiedefizite, das Fehlen eines gemeinsamen Narratives. Andererseits: Ginge es uns ohne die EU besser? Wohl kaum.
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