„Ich glaube, dass er nicht der ganz große Stinkstiefel sein wird, wenn er nicht von Beginn an spielt“ sagte Ex-Torjäger Marc Janko über Marko Arnautovic. Für den 40-Jährigen hat die ÖFB-Auswahl bei der EM heuer weniger Druck als 2016. „Wir sind eine Nation, die aufzeigen kann, aber nicht muss.“
Er hat Österreich zum bisher letzten Sieg gegen Frankreich geschossen. Beim 3:1 im September 2008 in der WM-Quali in Wien erzielte Marc Janko das Führungstor und holte einen Elfmeter heraus. Damals war das eine Sensation. Bei der kommenden EM hält der Ex-Goalgetter Überraschungen durch die ÖFB-Auswahl für wahrscheinlicher. „Die Dynamik, die Professionalität und die Umsichtigkeit im Team sind um so viele Levels hinaufgegangen“, begründete Janko im Gespräch mit der APA.
„Das ist ein Riesenvorteil“
Vor 16 Jahren war Frankreich „ein schier übermächtiger Gegner, der uns ein bisschen unterschätzt hat“, meinte Janko. Ins EM-Auftaktspiel nächsten Montag in Düsseldorf gehen die Franzosen zwar ebenfalls als klarer Favorit. Unter Ralf Rangnick habe man aber bereits bewiesen, dass man sie ärgern könne (1:1 in der Nations League/Anm.). „Vor allem im ersten Spiel, das ist ein Riesenvorteil“, betonte Janko. „Ich kann mich nicht erinnern, wann sich ein Turnierfavorit da jemals leicht getan hat.“
Wir sind eine Nation, die aufzeigen kann, aber nicht muss.
Marc Janko
Die weiteren Gruppengegner Polen und auch die Niederlande hält der 40-Jährige für „absolut in Reichweite“. Die Niederländer hätten zwar ausreichend Qualität, um als Geheimfavorit zu gelten. „Aber es ist nicht mehr so wie in den Nullerjahren, als sie eine gefühlte Weltauswahl gehabt haben.“ Die schwere Auslosung könnte den Österreichern sogar in die Karten spielen. „Es ist eine gute Ausgangslage“, meinte Janko. „Es ist eine gedämpftere Euphorie da.“
Das war 2016 anders, als Janko und Co. unter Marcel Koller durch die Qualifikation marschiert waren. „Nach der Auslosung hat jeder geglaubt, wir sind fix weiter.“ Am Ende kam in der Gruppenphase gegen Ungarn (0:2), Portugal (0:0) und Island (1:2) das Aus. Janko: „Die Erwartungshaltung ist nicht ganz so hoch wie damals, das kann ein Vorteil sein, weil der Druck nicht so hoch ist. Wir sind eine Nation, die aufzeigen kann, aber nicht muss.“
Die EM 2016, sein einziges Großereignis mit dem ÖFB-Team, sei nicht gut gelaufen. Es hätten dennoch nur „Kleinigkeiten“ gefehlt, meinte der 70-fache Internationale (28 Tore). Teaminterne Unstimmigkeiten wollte er nicht überbewerten. „Da ist viel zu viel hineininterpretiert worden. Ich meine nach wie vor, dass es unfassbar eng zugegangen ist.“
Janko war beim Turnier nicht voll fit. Zwei Monate vor der EM hatte er sich eine Oberschenkelverletzung zugezogen. Im letzten Testspiel (0:2) sei Niederlande-Verteidiger Virgil van Dijk dann mit vollem Gewicht auf seinem Nacken gelandet. „Das war viel schwerwiegender. Ich habe den Kopf vier Tage nicht drehen können.“ Das EURO-Aus stand im Raum. „Es war eine schwierige Situation. Es war das gefühlte Karrierehighlight, ich wollte es unbedingt schaffen – wohlwissend, dass ich nicht bei meinem vollen Leistungsvermögen bin.“
Die Rolle des fast unersetzlichen Stürmers kommt im ÖFB-Team diesmal Michael Gregoritsch zu. „Er hat sich unfassbar weiterentwickelt in den letzten Jahren“, sagte Janko über den 30-Jährigen. „Er verkörpert diese Rolle als Einserstürmer gut.“ Die Idee mit Gregoritsch von Beginn an und Marko Arnautovic von der Bank könne funktionieren.
„Ein Marko Arnautovic kann immer den Unterschied machen“
Arnautovic scheine seine Rolle ebenfalls angenommen zu haben. „Ich glaube, dass er nicht der ganz große Stinkstiefel sein wird, wenn er nicht von Beginn an spielt“, sagte Janko über seinen langjährigen ÖFB-Kollegen. „Er wird es machen wie bei Inter Mailand, dass er, wenn er reinkommt, Gefahr ausstrahlt. Dass er den Unterschied ausmachen kann, steht außer Frage. Ein Marko Arnautovic kann immer den Unterschied machen.“
Die Ausfälle von Xaver Schlager und David Alaba schmerzen das ÖFB-Team enorm. „David ist einer der erfolgreichsten Vereinsfußballer aller Zeiten“, verwies Janko auf dessen 37 Titelgewinne. Dass er trotz seines Kreuzbandrisses zum Turnier mitfahre, sei „ein cooler Zug“.
Alaba könne wertvolle Tipps geben. „Erfahrung ist alles im Trainergeschäft“, meinte Janko, der seine Karriere 2019 beendet hat und aktuell selbst die B-Lizenz absolviert – allerdings nicht mit dem Hintergrund, Trainer zu werden, sondern weil er eine andere Perspektive auf den Sport erhalten wolle. Bei der EURO ist der Sky-Experte bei Firmenevents gefragt. Dazu wird er privat das EM-Spiel gegen die Niederlande besuchen. Als Turnierfavoriten nannte er Frankreich und England.
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