Leichtathletik-EM

Medaillenkampf! Hudson und Pallitsch im Finale

Sport-Mix
10.06.2024 13:28

Großer Vormittag für Österreichs Leichtathletik bei der EM in Rom! Binnen 15 Minuten erreichten zunächst Speerwerferin Victoria Hudson und dann auch sensationell Raphael Pallitsch über 1500 m das Finale! Hudson stieg als Gesamtfünfte der Qualifikation mit 60,15 m in den Endkampf am Dienstag auf, dann erkämpfte sich Pallitsch im ersten Vorlauf als Sechster in 3:44,29 in einem Herzschlagfinish genau jenen Platz, der zum Aufstieg für den Endlauf am Mittwoch reichte!

Das waren dramatische Momente in den späten Morgenstunden! Wie geplant, hatte Pallitsch lange die Führung in seinem Vorlauf übernommen. So konnte er das Tempo mitbestimmen und innen ungehindert laufen. Ab der Hälfte des Rennens aber wurde er von mehreren Läufern Schritt für Schritt überholt. Auf der Zielgeraden stürmte er dann in einem unglaublichen Finish außen bis auf den sechsten Platz vor. Maßarbeit! Mit einer Hundertstel Vorsprung auf Mario Garcia (Spa) kam er in 3:44,29 zu 3:44,30 ins Finale und machte einen Jubelsprung. Er scherzte: „Hoffentlich habe ich mich da nicht verletzt…“

Raphael Pallitsch (mitte) (Bild: Thomas Windestam)
Raphael Pallitsch (mitte)

„Traumziel erreicht!“
Im ersten Interview jubelte er: „Ich habe mein Traumziel erreicht!“ Während des Rennens hatte er immer seine Position im Vorlauf mitgezählt. „Ich wusste stets, wo ich lag, hatte die Situation im Griff. Ich habe auf das vertraut, was ich kann!“ Den Zielspurt!

Heuer hatte er mit seinen beiden Rekorden in Rehlingen (3:33,78) und Ostrava (3:33,59) den endgültigen Durchbruch geschafft, der sich im Vorjahr bei der WM in Budapest angebahnt hatte. Da hatte er mit 3:36,47 im Vorlauf seine erste ganz große Klassezeit produziert. Und jetzt steht er als 34-Jähriger im EM-Finale mit 15 Teilnehmern! Nach einem Protest durften wegen eines heftigen Sturzes aus dem zweiten Vorlauf neun statt sechs Athleten in den Endlauf aufsteigen.

Zweite ÖLV-Medaille in Rom?
Zuvor hatte auch Victoria Hudson, so wie Raphael Pallitsch beim SVS, das Finale am Dienstag (21.36 Uhr) erreicht. Bei ihr war dies aber natürlich schon fix erwartet worden. Denn mit ihrem heuer erzielten Rekord von 66,06 m ist sie in dieser Saison Nummer 1 in Europa. „Aber die Qualifikation ist meist schlimmer als das Finale!“ Aber in der Quali ließ sie in Rom nichts anbrennen, schleuderte im zweiten Versuch ihr 600 Gramm schweres Wurfgerät auf 60,15 m und belegte damit in der Gruppe A den dritten Platz. Gesamt war sie aus beiden Quali-Gruppen Fünfte.

Victoria Hudson (Bild: GEPA pictures)
Victoria Hudson

Damit konnte die 28 Jahre alte Niederösterreicherin schon beruhigt dem Finale entgegensehen. Vielleicht holt sie nach Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger (Silber) das zweite Edelmetall für Österreich bei diesen Europameisterschaften. So wie Weißhaidinger, so wird auch Hudson von Gregor Högler trainiert. Keine leichte Doppelbelastung für den Coach, der diese Aufgabe aber augenscheinlich bestens löst. Auch Weißhaidinger hatte in Rom übrigens in der Qualifikation in seiner Gruppe A den dritten Platz belegt…

„Alles ist möglich!“
„Im Finale ist alles möglich“, meinte Victoria Hudson nach der Quali, „wenn ich einen Wurf richtig treffe, kann der sehr, sehr weit gehen.“ Aber sie bremste auch ein wenig: „Im Finale werden die Karten neu gemischt. Da zählt es nichts, dass ich heuer die Nummer 1 in Europa bin. Ich bin reif genug, mich nicht selbst zu überschätzen.“ Dem Finale sieht sie mit großer Freude entgegen: „Das wird ein cooler Wettkampf, sicher wird es eine tolle Stimmung sein.“

Angefeuert wird sie am Dienstag – wie schon in der Qualifikation – von einer großen Fangruppe. Auch ihre Großeltern, beide über 80 Jahre alt, sind aus England nach Rom eingeflogen, Mama und Papa und natürlich auch ihr Freund sind auf der Tribüne des Olympiastadions als Unterstützung dabei. 

Wie einst Herma Bauma?
Victoria Hudson sorgte für den bislang neunten Finalplatz bei Europameisterschaften im Speerwurf der Frauen. An der Spitze thront dort die legendäre Herma Bauma, die 1950 in Brüssel Silber holte. „Natürlich möchte ich wie einst Herma Bauma eine Medaille gewinnen“, sagt die 27-Jährige. Es wäre eine Ehre, an die große rot-weiß-rote Tradition anzuknüpfen. Herma Bauma sei auch ein Vorbild für sie. Schließlich werde sie beim Eingang des Bundesleistungszentrums in der Südstadt jedesmal durch einen Gedenkstein für Herma Bauma an Österreichs einzige Leichtathletik-Olympiasiegerin erinnert.

ÖLV-Finalteilnahmen im Speerwurf der Frauen
bei Leichtathletik-Europameisterschaften:

(2) Herma Bauma 43,87 Brüssel 23.08.1950

(6) Erika Strasser 49,90 Belgrad 14.09.1962

(8 ) Erika Strasser 49,26 Budapest 03.09.1966

(9) Traude Schönauer 48,56 Budapest 03.09.1966

(9) Eva Janko 55,16 Rom 03.09.1974

(10) Eva Janko 48,54 Budapest 03.09.1966

(10) Victoria Hudson 56,07 München 20.08.2022

(14) Marlies Schwärzler 35,28 Bern 25.08.1954

Leichtathletik-EM in Rom:

Männer: 1500 m, 1. Vorlauf: 1. Gourley (Gb) 3:44,05, 6. Pallitsch (Ö) 3:44,29. – Gesamtreihung fürs Finale (gereiht nach Zeiten): 1. J. Ingebrigtsen (Nor) 3:37,65, 14. Pallitsch 3:44,29. Nach einem Protest durften wegen eines Sturzes aus dem zweiten Vorlauf neun statt sechs Athleten in den Endlauf aufsteigen.

Frauen: Speerwurf, Qualifikation: Gruppe A: 1. Obst (Nor) 61,45, 2. Vilagós (Srb) 60,57, 3. Hudson 60,15 (58,73 – 60,15 – x); Gesamtwertung nach der Quali: 1. Obst (Nor) 61,45, 2. Andrejczyk (Pol) 60,61, 3. Vilagós (Srb) 60,57, 4. Tzengko (Gri) 60,48, 5. Hudson (Ö) 60,15.

Porträt von Olaf Brockmann
Olaf Brockmann
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(Bild: KMM)



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