Bei den Grünen hat der Listenzweite Thomas Waitz bisher deutlich mehr Vorzugsstimmen bekommen als Spitzenkandidatin Lena Schilling. Die Konsequenz: Der Landwirt übernimmt statt der Listenersten die Delegationsleitungen Brüssel und Straßburg. Kämpfen wolle man aber gemeinsam, teilte die Partei mit.
Wie bereits in der vergangenen Periode übernimmt der parlamentarisch erfahrenste Abgeordnete die Leitung der Delegation. Waitz: „Ich freue mich sehr auf die nächsten Jahre der Zusammenarbeit in Brüssel und Straßburg. Lena und ich werden ein starkes Team sein und das rocken.“
Schilling nahm es offenbar sportlich und kündigte an: „Wir werden wie die Löw:innen für Klima-, Umwelt- und Naturschutz kämpfen.“ Diese Aufgabe sei wichtiger – und auch herausfordernder – denn je.
Schilling weit abgeschlagen
Waitz hatte bereits vor der Wahl gesagt, sich eine geteilte Delegationsleitung vorstellen zu können. Dies sei nicht „die Spitzenposition, um die sich jeder rauft“, sondern „extra Arbeit ohne Extrageld und ohne extra Personal.“ Damit eine Kandidatin oder ein Kandidat auf den ersten Platz gereiht wird, sind bei der EU-Wahl mindestens fünf Prozent der Vorzugsstimmen der eigenen Partei nötig.
Das ist nicht die Spitzenposition, um die sich jeder rauft, sondern extra Arbeit ohne Extrageld und ohne extra Personal.
Thomas Waitz zur Delegationsleitung
Bild: Tschepp Markus
Der Listenzweite Waitz hatte Schilling im Vorzugsstimmen-Rennen in sieben Bundesländern überholt, war somit die logische Option für die Delegationsleitung. In der Bundeshauptstadt landete der Landwirt gar auf dem ersten Platz. Er erhielt in Wien 24.618 Vorzugsstimmen, Lena Schilling kam laut vorläufigem Ergebnis auf 13.648 Nennungen. Das reichte für den vierten Platz.
In Salzburg überholte auch nur bei den Grünen der Listenzweite die Listenerste. In Ober- und Niederösterreich hat Waitz Schilling ebenfalls den Rang abgelaufen. Der steirische Biobauer und EU-Parlamentarier landete in Oberösterreich in allen fünf Wahlkreisen vor der Klimaaktivistin.
Heimvorteil in der Steiermark
In der Steiermark konnte Waitz seinen Heimvorteil voll ausspielen: Der im südsteirischen Leutschach ansässige Landwirt lukrierte 10.945 Vorzugsstimmen, Schilling kam nur auf weniger als die Hälfte, nämlich 5200. Auch in Vorarlberg und Tirol liegt der Listenzweite vorne. Endgültige Klarheit wird es erst im Laufe der Woche geben.
Insgesamt hat Österreich 20 Abgeordnete in Brüssel und Straßburg, davon entfallen künftig sechs auf die FPÖ, je fünf auf die ÖVP und SPÖ, jeweils zwei auf die Grünen und NEOS. Das bedeutet, dass sowohl Schilling als auch Waitz im Europaparlament tätig sind beziehungsweise werden.
Das vorläufige Ergebnis basiert auf der Auszählung vom Wahlsonntag. Am Montagnachmittag werden die Wahlkarten eingerechnet, die an diesem Tag noch ankommen. Amtlich sind die Zahlen erst am Mittwochnachmittag, nachdem die Wahlkommission das Ergebnis beschlossen hat.
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