Schwere Vorwürfe gegen die Polizei nach der Räumung der ÖVP-Zentrale in Innsbruck: Die Tierschützer sprechen sogar von „Gewaltexzessen“, die Exekutive kündigte eine Prüfung an.
„Wir wurden gewaltsam nackt ausgezogen sowie abgetastet, zu Fotos gezwungen, erniedrigt und absichtlich verletzt!“ Die Vorwürfe der Aktivisten vom Verein gegen Tierfabriken (VGT), die vergangene Woche – wie berichtet – die Parteizentrale der Tiroler ÖVP in der Fallmerayerstraße in Innsbruck besetzt und ein Gespräch mit Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig verlangt haben, wiegen schwer.
Verletzungen, Schmerzen und psychische Folgen
Demnach sollen einschreitende Polizisten nach der Räumung unter anderem fünf festgenommene Tierschützer in einer Garage an die Wand gestellt und mit Gewalt ausgezogen haben. „Ein Mann und eine Frau wurden sogar an den Genitalien abgetastet“, heißt es seitens der Organisation. Drei männliche Beamte sollen zudem mitten in der Nacht in eine Zelle mit vier Aktivistinnen eingedrungen sein – mit den Worten „Wir dürfen alles“ sich auf sie gesetzt, an den Haaren gerissen und sie gezwungen haben, ihre Gesichter zu zeigen.
„Es schockiert mich zutiefst, diese Geschichten anhören zu müssen. Einige der Aktivisten müssen jetzt traumatherapeutische Behandlungen in Anspruch nehmen. Vieles, was die Polizei in Innsbruck gemacht hat, war rechtswidrig“, ist VGT-Obmann Martin Balluch entsetzt. Die „Gewaltexzesse der Polizei“ hätten laut den Tierschützern zu einem geschwollenen Kiefer, einem blauen Auge, mehreren blauen Flecken und bis heute anhaltenden Schmerzen geführt.
Auch dass vegane Personen, abgesehen von trockenem Brot und etwas Marmelade, keine veganen Mahlzeiten bekommen hätten, wird scharf kritisiert. „Wir überlegen rechtliche Schritte gegen die Polizei in Tirol, obwohl wir wissen, dass eine Maßnahmenbeschwerde die wahren Täter völlig unbehelligt lässt“, erklärt Balluch.
Es schockiert mich zutiefst, diese Geschichten anhören zu müssen. Einige der Aktivisten müssen jetzt traumatherapeutische Behandlungen in Anspruch nehmen. Vieles, was die Polizei in Innsbruck gemacht hat, war rechtswidrig.
VGT-Obmann Martin Balluch
Kollegen in Wien zum Vorbild nehmen
Dass Polizisten auch vorsichtig und rücksichtsvoll agieren können, habe man anlässlich der Besetzung des Landwirtschaftsministeriums im Mai in Wien gesehen. „Die Polizisten in Innsbruck sollten sich ihre Kollegen in der Bundeshauptstadt zum Vorbild nehmen“, meint der VGT-Obmann.
Polizei kündigt Prüfung an
Bei der Polizei hieß es, dass man die schwerwiegenden Vorwürfe sehr ernst nehme. Die Beschwerdestelle für Misshandlungsvorwürfe sei bereits informiert worden und werde der Sache nachgehen. Darüber hinaus betont man bei der Exekutive allerdings, dass weder die Aktivisten noch der Versammlungsleiter unmittelbar nach der Räumung Verletzungen angezeigt und Vorwürfe gegen die Beamten erhoben hätten.
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