Politik inoffiziell

Wahlumfragen, Wetter-Apps und Schönfärberei

Tirol
12.06.2024 12:00

Was haben Wahlumfragen und all die Wetter-Apps gemeinsam? Sie kennen die Antwort. Recht wenig, außer dass sie uns das Blaue vom Himmel vorhersagen und alles dann doch meist ganz anders kommt. Dieser Vergleich hinkt natürlich und kann mit Schmunzeln abgetan werden ...

Weit weniger zum Lachen ist da schon das Faktum, dass in Tirol die Wahlbeteiligung im bundesweiten Vergleich mit Abstand die geringste war. Gerade einmal 48% der Wahlberechtigten konnten sich aufraffen, um an der alle fünf Jahre stattfindenden EU-Wahl teilzunehmen. Freilich könnte man nun sagen, die Wahlbeteiligung in Tirol war schon bei den EU-Wahlen 1996, 1999, 2004, 2009 und 2014 bundesweit gesehen die schwächste. Und 2019 die drittschlechteste.

Dazu fällt möglicherweise der Tiroler Volkspartei eine treffende Begründung ein. Sie kann ja auch einem Wahldebakel mit fast minus 13 Prozent auf nun erstmals unter 30 Prozent Stimmenanteil einiges Positives abgewinnen.

Sophia Kircher. (Bild: Birbaumer Christof)
Sophia Kircher.

Kircher will als „Deine Stimme für Tirol“ auftreten
Apropos positiv: Aus Sicht der Tiroler Volkspartei ist der Einzug von Sophia Kircher ins EU-Parlament natürlich erfreulich. Wie erfolg- und einflussreich die 30-Jährige unter den 719 anderen EU-Parlamentariern sein wird, sei dahingestellt. Sie will ja als „Deine Stimme für Tirol“ auftreten – so hat man sie zumindest plakatiert. Zumindest in ihrer Heimat, der Landeshauptstadt Innsbruck, wurde diese Stimme eher wenig gehört. Da wählten 18,7% die ÖVP, was ein Minus von 8,2% und damit Platz drei hinter SPÖ und Grünen bedeutet.

2019 war die ÖVP in Innsbruck bei der EU-Wahl noch stimmenstärkste Partei. Man darf der Neo-EU-Abgeordneten Kircher – die beachtliche 23.000 Vorzugsstimmen erhielt – alles Gute für ihre Auftritte auf der neuen Polit-Bühne wünschen und auch, dass ihre Stimme dort gehört wird.

Gerald Hauser. (Bild: Christof Birbaumer / Kronenzeitung)
Gerald Hauser.

Hauser will „Aufräumen in Brüssel“
Selbiges gilt auch für den zweiten Tiroler Vertreter im EU-Parlament, das freiheitliche Urgestein Gerald Hauser. Der bald 63-Jährige kommt aus St. Jakob im Defereggental in Osttirol. Sein Wahlergebnis dort? Weniger als Kircher. Bescheidene 15,9% – das drittschlechteste Ergebnis der FPÖ von allen 277 Tiroler Orten. Die ÖVP kam dort auf 53,8% (trotz -16,2%). Also auf mehr als das Dreifache der FPÖ. Hauser, der bisher stets alle Stürme innerhalb der Partei gut überstand, keinen Paradigmenwechsel scheut und zur Corona-Zeit wirre Verschwörungstheorien entwickelte, will „Aufräumen in Brüssel“.

FP-Landesparteichef Markus Abwerzger (Bild: Birbaumer Christof)
FP-Landesparteichef Markus Abwerzger

Meiste FPÖ-Mandatare „schmähstad“
Apropos aufräumen: Die FPÖ Tirol fuhr – wie berichtet – im Bundesvergleich das drittschlechteste Ergebnis ein. Dahinter lediglich Vorarlberg und das „rote“ Wien. Scheinbar bringen die Blauen zumindest in Tirol nicht die PS auf die Straße, die man ihnen nachsagt. Das hat zuletzt auch die Gemeinde- und Bürgermeisterwahl in Innsbruck gezeigt, wo man auf schwache 15% kam. Was wenig verwundert. Abgesehen von Landesparteichef Markus Abwerzger und in Ansätzen der Landtagsabgeordnete Evelyn Achhorner sind die meisten FPÖ-Mandatare in der öffentlichen Debatte eher „schmähstad“ und „unauffällig“.

Grüne unüblich still
Unüblich still und zurückhaltend die Grünen, die in Tirol zu den Verlierern dieser Wahl zählen. Nach der Niederlage um den Bürgermeistersessel in Innsbruck nun die nächste Pleite. Nur das „Flaggschiff“ Innsbruck (verlor 6,6%) und Innsbruck-Land (-5,2%) blieben zweistellig. In den anderen sieben Bezirken Tirols gab es einstellige Ergebnisse.

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