Damit die exportorientierten Vorarlberger Unternehmen gegenüber China und den USA konkurrenzfähig bleiben, fordern die Wirtschaftskammerpräsidenten Harald Mahrer (WKÖ) und Wilfried Hopfner (WKV) Bürokratieabbau, eine Senkung der Lohnnebenkosten sowie Maßnahmen, um dringend benötigte Arbeitskräfte an Bord zu holen.
„Wir haben drei Bremsklötze, die aktuell unseren Wohlstand und das Wachstum gefährden“, stellte Österreichs Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer bei seinem Vorarlberg-Besuch am Dienstag klar. Neben der überbordenden Bürokratie würden den Unternehmern vor allem die hohen Lohnnebenkosten und der eklatante Arbeitskräftemangel zu schaffen machen.
Die gerade erfolgte Neuwahl auf EU-Ebene sieht Mahrer als große Chance, den Bürokratieabbau in Angriff zu nehmen: „Es ist eine Tür weit aufgegangen. Die Nationalstaaten sollten gemeinsam mit der neu zusammengesetzten EU-Kommission eine breite Initiative für mehr Wettbewerb starten“, meinte Mahrer. Das bürokratische Korsett sei zu eng geworden, 9,4 Arbeitsstunden müsse jedes Unternehmen für den Papierkram pro Woche aufwenden. Zeit, die sinnvoller genutzt werden könnte – etwa um innovativ tätig zu sein.
Damit liegt Mahrer ganz auf einer Wellenlänge mit Vorarlbergs Wirtschaftskammerpräsident Wilfried Hopfner: „Die Entscheidungen müssen jetzt getroffen werden, sonst sind wir Bürokratie-Weltmeister und China und die USA die Innovationsweltmeister.“
Zu sagen, dass es uns gut geht und wir weniger arbeiten können, halte ich für brandgefährlich. Die Frage muss lauten, wie wir ein bisschen mehr arbeiten können, um gut über die Runden zu kommen und die Systeme zu erhalten.
Harald Mahrer, WKÖ-Präsident
Was die fehlenden Arbeitskräfte angeht, werde sich die Lage in den kommenden Jahren nicht bessern: „Es werden weiterhin mehr Menschen in den Ruhestand gehen, als auf den Arbeitsmarkt kommen“, prognostizierte Mahrer. Österreichweit könne es in den nächsten Jahren 250.000 offene Stellen in allen Bereichen geben: „Zu sagen, dass es uns gut geht und wir sogar weniger arbeiten können, halte ich für brandgefährlich. Die Frage muss lauten, wie wir alle ein bisschen mehr arbeiten können, um gut über die Runden zu kommen und das Sozialsystem aufrechtzuerhalten.“
Neben qualifizierter Zuwanderung will der Wirtschaftskammerchef auf steuerfreie Überstunden setzen. 77 Prozent der 16- bis 30-Jährigen wären bereit, länger zu arbeiten. Ähnlich verhalte es sich mit der Arbeitsbereitschaft der Pensionisten. Ginge es nach dem WKO-Chef, sollten Männer und Frauen nach Erreichen der Regelpension keine Steuern und Abgaben mehr zahlen müssen. „Es ist nicht zu erklären, weshalb jemand, der mit 65 Jahren einen Tag in der Woche arbeiten geht, in das Versicherungssystem einzahlen soll“, befand auch Wirtschaftslandesrat Marco Tittler.
Es ist nicht zu erklären, weshalb jemand, der mit 65 Jahren einen Tag in der Woche arbeiten geht, in das Versicherungssystem einzahlen soll. In diesem Bereich braucht es meiner Meinung nach ein komplettes Umdenken.
Marco Tittler, Wirtschaftslandesrat
Ebenfalls nicht hinnehmbar sind für Tittler und die beiden Interessensvertreter die Belastungen beim Faktor Arbeit. Eine Senkung der Lohnnebenkosten würde aus deren Sicht gleich eine Reihe positiver Effekte mit sich bringen, allein die Wirtschaftsleistung stiege dadurch um rund fünf Milliarden Euro an.
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