Am kommenden Wochenende steigt der 24 Stunden-Klassiker von Le Mans, wo an die 400.000 Fans an der Strecke erwartet werden. Mit von der Partie ist Klaus Bachler, der mit einem Porsche GT3 versucht, seine Führung in der Langstrecken-WM erfolgreich zu verteidigen. Im Interview spricht der Steirer über seine Emotionen und Erwartungen.
Klaus Bachler ist vielleicht noch nicht jedem Sportfan ein Begriff. Beschreib dich mal kurz selbst.
Ich bin ein sehr ehrgeiziger Mensch und Rennfahrer. Speziell nach meinem Unfall 2010 hatte ich keine leichte Zeit, aber ich habe immer gekämpft, gebe nie auf. Das zeichnet mich aus.
Wie hast du den Weg in den Motorsport gefunden?
Als ich begonnen habe, war’s finanziell noch etwas leichter als heute. Mein Vater, der den Sport immer liebte, selbst aber nie Rennfahrer werden durfte, hat mich einmal auf die Kartbahn mitgenommen. Das hat mir so getaugt, dass ich wieder und wieder fahren wollte. Für meinen Vater wurde es so zu einer Leidenschaft, die er selbst nicht ausüben durfte. Wir hatten damals aber keinerlei Hintergedanken, von Profi war überhaupt keine Rede. Aber dann haben wir ein Kart gekauft und die Sache wurde immer professioneller. Ich selbst konnte keine Ruhe geben, habe gekämpft, wollte immer weiterkommen. Und so ist aus meinem Hobby ein Beruf geworden.
Du bist heute Porsche-Werkspilot und in vielen Serie unterwegs...
Mein Hauptprogramm heuer ist die Langstrecken-Weltmeisterschaft im GT3-Bereich, natürlich mit dem Highlight Le Mans. Dazu war ich heuer schon bei der asiatischen GT-Meisterschaft am Start, konnte dort den Titel gewinnen. Weiters stehen Rennen in der Langstrecken-EM und der GT World Challenge Europa mit den 24 Stunden von Spa auf dem Programm. Naja, und vergessen darf man auch nicht, dass ich schon beiden 24 Stunden von Daytona und den 24 Stunden auf dem Nürburgring dabei war.
Am Wochenende steigt dein absolutes Highlight. Le Mans ist für viele Rennfahrer die Kirsche auf der Motorsport-Torte. Wie sind deine Gefühle, deine Erwartungen?
Ich bin sooo motiviert, ich kann’s kaum erwarten, bis es losgeht. Ich war ja schon einige Mal dort, bin 2014 völlig überraschend als Rookie Zweiter geworden. Aber ich hab auch ein paar nicht so tolle Erinnerungen an den Circuit de la Sarthe. Einmal mit Motorschaden ausgefallen, einmal nach einem Unfall. Aber diesmal gehen wir als WM-Führende natürlich als Favorit ins Rennen. Wir sind ein superstarkes Team. Und ehrlich, ich müsste lügen, wenn ich sage, ich will nicht gewinnen. Aber man muss freilich auch clever sein und auf die Meisterschaft schauen. Ich will den WM-Titel gewinnen. Also: Siegen ja, aber nicht um jeden Preis!
In Le Mans herrscht ja die ganze Woche Ausnahmezustand. Auf dich wartet eine unglaubliche Atmosphäre.
Absoluter Wahnsinn. Das ist das größte Rennen der Welt. Inoffiziell werden dort wieder an die 400.000 Fans an der Strecke feiern und mitfiebern. Schon beim Scruteneering und bei der Fahrerparade stehen zwischen 50 und 100.000 Fans Spalier. Ein richtiges Highlight. Die Atmosphäre ist mit nichts zu vergleichen.
Das ist das größte Rennen der Welt. Inoffiziell werden dort wieder an die 400.000 Fans an der Strecke feiern und mitfiebern.
Klaus Bachler über die Faszination Le Mans
Kannst du kurz mal deinen Dienstwagen erklären?
Ein Porsche GT3, der hat mit einem Straßenauto nicht allzuviel zu tun, es ist ein Prototyp mit einem 4,2-Liter-Saugmotor, ABS und Traktionskontrolle. Er hat rund 1300 Kilogramm und 540 PS unter der Haube.
Zurück zu deinem Unfall vor vierzehn Jahren beim ersten Formel-3-Test in Hockenheim. Du hast dir drei Wirbel gebrochen, das Brustbein und das Sprunggelenk. Wie hart war denn der Weg zurück?
Sehr schwer. Das war eine wirklich prägende Situation in meinem Leben. Der Unfall hat mir die Augen geöffnet, mich in meiner Karriere weit zurückgeworfen. Auch wenn die Autos sicher sind, kann immer etwas passieren. Als ich nach den Operationen wieder aufgestanden bin, hab ich beim Fenster hinausgeschaut und gesehen, wie die Leute gehen und laufen. In diesem Moment hab ich mir gesagt, dass will ich wieder erreichen. Ich war vorher in einem tollen Fitnesszustand, danach war nichts mehr von mir da. Ich hab noch im Spital für meine Matura gelernt und all meine mentale Kraft zusammengenommen. Ich war immer sehr zielstrebig, wollte wieder auf die Beine kommen, normal leben und Sport betreiben. Das war mein oberstes Ziel.
Und wann ging’s dann zurück ins Auto?
Drei Monate später – ich hatte einige Schrauben im Körper – bin ich Kart gefahren. Ich wusste, wenn das funktioniert, brauch ich keinerlei Bedenken mehr haben. Und es hat funktioniert, das war der hundertprozentige Turnaround.
Du wurdest zu dieser Zeit vom jetzigen Mercedes-Teamchef Toto Wolff gemanagt. Habt ihr noch immer einen guten Draht?
Toto hat mir damals sehr geholfen, hat in der Klinik in Ludwigsburg darum gekämpft, dass man mich mit den neuesten medizinischen Methoden versorgt. Er war da voll dahinter. Und klar, ich verfolge alles, was er macht. Er war damals schon erfolgreich, heute ist der erfolgreichste Formel 1-Teamchef der Geschichte. Aber natürlich ist er auf einem anderen Level unterwegs. Es ist nicht so, dass wir jeden Tag telefonieren, aber ich freue mich immer, wenn ich ihn sehe. Und habe Riesenrespekt vor ihm.
Derzeit musst du aber wohl mehr mit ihm leiden.
Na klar, von alles zu gewinnen zur jetzigen Situation ist natürlich eine zähe Geschichte. Speziell gegen Red Bull. Die halte ich nach wie vor für das stärkste Team. Auch wenn es cool ist, wenn Ferrari oder McLaren ganz vorne mitfahren, glaube ich, dass der Bulle in der Formel 1 immer noch die Nase vorne hat.
Du bist in deiner Karriere wahnsinnig viel unterwegs. Besitzt du schon die ,HON Member’-Karte?
(lacht) 20 Mal um die Welt zwei Jahre lang – im Vorjahr hab ich das in einem Jahr übertroffen, aber nicht im zweiten. Ich war ja letztes Jahr allein 16 Mal in Amerika und sieben oder achtmal in Asien. Zum Glück ist das heuer etwas weniger.
20 Mal um die Welt zwei Jahre lang – im Vorjahr hab ich das in einem Jahr übertroffen, aber nicht im zweiten. Ich war ja letztes Jahr allein 16 Mal in Amerika und sieben oder achtmal in Asien.
Klaus Bachler über seine „Leidenschaft Fliegen“
Hast due eigentlich einen Lieblingsflughafen?
Das ist wenig spektakulär. Graz. Der ist klein, das dauert zehn Minuten bis du mit allem fertig ist.
Bleibt Klaus Bachler eigentlich auch Zeit für privates Glück?
Ja, ich bin mit meiner Freundin Vicki schon viele Jahre zusammen. Sie kommt halt nur ganz selten mit an die Strecke, weil ich da ja nur meinen Fokus auf das Rennen habe. Aber ich freue mich immer, wenn ich nach Hause komme, ich bin schon sehr heimatverbunden.
Du bist jetzt 33 Jahre jung. Wo siehst du dich mit 40? Wie Lewis Hamilton oder Fernando Alonso noch immer im Cockpit?
Da, wo ich jetzt bin, fühle ich mich sehr wohl. Ich fahre in einem der besten Teams weltweit, das möchte ich auch in Zukunft machen. Ich habe mich permanent nach oben gekämpft, das will ich daher auch nicht aufgeben. Aber man kann nie sagen, ob das auch so aufgeht. Jedenfalls sehe ich mich weiter im Rennsport.
Auf der Rennstrecke bist du mit 250 km/h unterwegs. Wieviele Strafzettel hast du schon auf öffentlichen Straßen kassiert?
Nicht viele, wenn man bedenkt, dass es Jahre gab, in denen ich 70 bis 80.000 Kilometer gefahren bin. Mit 18 hat vielleicht der jugendliche Leichtsinn gesiegt. Aber das habe ich schnell abgedreht, weil’s für mich keinen Sinn macht. Viele Kollegen meine sogar, wenn sie mit mir mitfahren, sie können gar nicht glauben, dass ich Rennfahrer sein könnte.
Worauf bist du besonders stolz?
Dass ich es geschafft habe, mit beinharter Arbeit an der Spitze im GT-Sport angekommen zu sein.
Am Wochenende beginnt die Fußball-EURO. Was traust du Österreich zu?
Ich hab als Kind auch Fußball gespielt, hatte aber null Talent. Ich bin jetzt nicht der Fachmann, aber bei den Großereignissen schaue ich gerne zu und drücke Österreich immer die Daumen, dass sie gewinnen. Wenn sie das bei der EURO auch machen, dann steigen sie fix auf.
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