Bizarre Petitionen

Süden der USA will sich abspalten – allen voran Texas

Ausland
19.11.2012 12:37
Vor weniger als zwei Wochen wurde Barack Obama, der erste schwarze US-Präsident, wiedergewählt. Seither florieren auf der Website des Weißen Hauses Petitionen von Bürgern diverser Bundesstaaten im Süden der USA, die sich Unabhängigkeit wünschen. Allen voran steht Texas: 114.888 Menschen wollen sich dort - betont friedlich - von den USA lossagen und einen eigenen Staat bilden.

Die Texaner sind mit ihrem Unabhängigkeitswillen aber bei Weitem nicht allein: Aktuell wollen sich über 36.400 Menschen aus Louisiana, 34.100 aus Florida, 31.500 aus Georgia und 30.500 aus Tennessee von den USA lossagen.

Mindestens 66 separate Petitionen für 49 Bundesstaaten gebe es seit dem Wahltag, berichtet "The Daily Caller". Auch in North Carolina, South Carolina, Arizona, Arkansas, Missouri sowie Colorado, Indiana und Michigan haben jeweils mehr als 19.000 Menschen ihre Unterschrift für eine Abspaltung auf der "We the People"-Seite des Weißen Hauses abgegeben. 

Seit über 150 Jahren auf Abspaltungskurs
Auffällig ist, dass es sich - bis auf die drei Letztgenannten - um jene Südstaaten handelt, die von 1861 bis 1865 mit den Nordstaaten den Amerikanischen Bürgerkrieg führten (im Bild eine Nachstellung vom Juni 2012). Die Südstaaten waren 1860 als Reaktion auf die Wahl von US-Präsident Abraham Lincoln und seiner ablehnenden Haltung gegenüber der Sklaverei aus der Union ausgetreten, kurz darauf begann der Sezessionskrieg. Die letzten konföderierten Truppen kapitulierten in Texas - wo sich der Geist der Abspaltung offenbar erhalten hat, betrachtet man die mit Abstand größte Zustimmung zur aktuellen Petition.

Ku Klux Klan in südlichen Bundesstaaten weiterhin aktiv
Wer die Aufrufe gestartet hat, ist nicht bekannt - der Gründer der texanischen Petition wird lediglich als Micah H. aus Arlington, Texas, identifiziert. Als Gründe werden meist dieselben angegeben: Die US-Regierung kümmere sich zu wenig um den Bundesstaat, die Rechte und die Freiheit der Bürger würden durch staatliche Einrichtungen und Gesetze beschnitten. Allein sei man besser dran, so der Tenor. Doch auch rassistische Motive sind nicht ausgeschlossen: Bis heute existieren in etlichen südlichen US-Bundesstaaten Gruppierungen des Ku Klux Klan, der 1865 in Tennessee von Veteranen der Konföderierten gegründet wurde.

Einfachste Möglichkeit: Zeitmaschine
Mit Spannung wird nun erwartet, wie das Weiße Haus auf die Petitionen reagiert - immerhin sechs haben die Hürden von 25.000 Unterschriften, die für eine Antwort nötig sind, genommen. Reale Chancen auf eine Abspaltung werden den Befürwortern allerdings nicht eingeräumt. Gegenüber dem "Guardian" sagte Akhil Reed Amar, Professor an der Universität Yale: "Die einfache Antwort ist: Baut eine Zeitmaschine und schreibt die Konstitution um oder gewinnt den Bürgerkrieg." Ansonsten gebe es zwar legale Wege, aus den USA auszutreten, dazu sei aber in jedem Fall die Unterstützung der Mehrheit der USA nötig.

Selbst Gouverneur sieht keine Chance
Die Chancenlosigkeit hat inzwischen wohl auch der texanische Gouverneur Rick Perry, der lange Zeit im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner für diese Wahl war, eingesehen. Nachdem er 2009 angedeutet hatte, er könne sich eine Abspaltung seines Bundesstaats vorstellen, ließ seine Pressesprecherin gegenüber den "Dallas Morning News" nun wissen: "Gouverneur Perry glaubt an die Größe unserer Union und dass daran nichts geändert werden sollte. Er teilt aber auch die Frustration vieler Amerikaner mit der Bundesregierung." Umso wichtiger sei es für Texas, eine Führungsrolle unter den Staaten einzunehmen.

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