Mit erstem Wurf

GOLD! Hudson schreibt Leichtathletik-Geschichte

Sport-Mix
11.06.2024 22:49

Sensationell! Ein Traum! Victoria Hudson gelang bei der EM der goldene Wurf! Aber es war eine heiße Partie, ein Zentimeter-Krimi, in dem die Niederösterreicherin, als Europas Nummer 1 im Frauen-Speerwurf nach Rom gereist, ihrer Favoritenrolle gerecht wurde. Sie setzte sich mit im ersten Versuch erzielten 64,62 m gegen Adriana Vilagós (Srb/64,42) durch. „Das war ein Zittern ohne Ende!“, fasste Victoria Hudson zusammen, die in der 90-jährigen Geschichte der Leichtathletik-Europameisterschaften den erst dritten EM-Titel für Österreich holte.

Unglaubliche Freudenszenen spielten sich in der kleinen rot-weiß-roten Kolonie im Olympiastadion ab, nachdem ihr Gold feststand. Victoria Hudson und Trainer Gregor Högler lagen einander in den Armen, auf der Tribüne jubelte Victorias Fanklub, darunter ihre Großeltern, beide über 80 Jahre alt, die aus England eingeflogen waren, Mama, Papa und ihr Freund. Das Glück war vollkommen. Victoria strahlte vor Freude, kniete erst, von den Emotionen überwältigt, nieder, jubelte dann grenzenlos, die rot-weiß-rote Fahne um den Schultern.

(Bild: GEPA pictures)

„Es ist alles einfach unglaublich. Ein Leben lang habe ich davon geträumt, eine Medaille zu holen. Jetzt ist es gleich eine Goldene“, jubelte sie. Vicky holte nach Liese Prokop im Fünfkampf 1969 und Ilona Gusenbauer im Hochsprung 1971 den erst dritten EM-Titel für Österreich. Daneben gab es für Rot-Weiß-Rot zwei Silberne, darunter jene hier in Rom durch Diskus-Ass Lukas Weißhaidinger, sowie acht Bronze-Medaillen. Victoria Hudson sorgte mit ihrem Gold für einen weiteren, sogar historischen Superlativ! Sie holte nämlich die zweite ÖLV-Medaille im Frauen-Speerwurf – überflügelte damit sogar Olympiasiegerin Herma Bauma, die 1950 in Brüssel Silber erkämpft hatte. Mit Gold und Silber in Rom sind diese Titelkämpfe natürlich die mit Abstand erfolgreichsten Europameisterschaften für Österreich.

Schocker zu Beginn
„Ich hatte ja gesagt, dass alles möglich ist“ lachte sie, „wenn ich einen Wurf voll treffe, kann der sehr, sehr weit fliegen!“ Und er flog weit. Gleich im ersten Versuch. Da warf sie das 600 Gram schwere Arbeitsgerät auf großartige 64,62 m! Ein fantastischer Beginn. Ein Schocker für die Konkurrenz. Erst langsam erholten sich die Gegnerinnen davon. Im dritten Durchgang rückten die Serbin Adriana Vilagós mit 64,42 und die Norwegerin Marie-Therese Obst mit 63,50 ihr verdammt nahe. Aber Vicky warf konstant gut weiter, ließ 61,75 m und 62,74 m folgen. Schließlich der letzte Durchgang! Noch musste Rot-Weiß-Rot zittern. Bangen. Dann aber was es fix! Victoria Hudson ist Europameisterin. Sie umarmte Gregor Högler, den großen Erfolgscoach. Schließlich ist er auch Trainer von Lukas Weißhaidinger.

(Bild: GEPA pictures)

Das Gefühl, Europameisterin zu sein, konnte sie einfach nicht beschreiben. „Ich kann es nicht in Worte fassen“, erzählte sie dann später. Das fast Unglaubliche: „Beim ersten Versuch hatte ich absolut nicht das Gefühl, dass er so weit war. Als ich die Weite aufleuchten sah, dachte ich schon, da muss mit der Anzeige etwas nicht stimmen. Waren die Linien für die Weiten vielleicht falsch?“, fragte sie sich gar, „niemals hatte ich gedacht, dass das ein 64-m-Wurf war!“

Zumindest ging ihre Taktik auf, gleich im ersten Versuch „einen rauszuhauen“. Das hatte ihr auch Trainer Högler auf den Weg gegeben. „Riskier im ersten Versuch gleich alles!“ Der Coach war natürlich überglücklich, freute sich, dass Vicky nach den Problemen zu Saisonbeginn (Rückenschmerzen und drei, vier Krankheiten) so stark auftrumpfen konnte. „Sie kann jetzt abliefern, früher war sie eine Wundertüte!“ Jetzt hat sie sich als Europameisterin etabliert.

(Bild: GEPA pictures)

Ähnlich wie Luki, so hatte auch Victoria Hudson ihren Aufstieg von der Qualifikation ins Finale ohne großen Kräfteverlust geschafft. Mit 60,15 m war sie als Gesamt-Fünfte in den Endkampf der zwölf Besten weiterkommen. „Oft ist die Quali schlimmer als das Finale“, meinte sie. Hudson, befreit von diesem Druck, hatte sich die Spannung fürs Finale aufgehoben …

Schön fünf Top-Ten-Plätze
Vor dem Schlusstag hält Österreich inzwischen schon bei fünf Top-Ten-Plätzen. Neben Lukas Weißhaidinger und Victoria Hudson zeichnen dafür Susanne Gogl-Walli (Siebente über 400 m), die Männer-Staffel im Halbmarathon (Neunte) und Hürdensprinterin Karin Strametz (Zehnte) verantwortlich. Eine großartige Ausbeute. Und am Mittwoch ist noch Raphael Pallitsch im 1500-m-Finale vertreten. In dem Riesenfeld von 17 Startern hofft der SVS-Athlet, ein exzellenter Taktiker, seine Spurtstärke auszuspielen zu können und damit einen erhofften Top-Ten-Platz herauszuholen.

Österreichs Medaillen bei LA-Europameisterschaften

Gold (3)

Liese Prokop Fünfkampf 1969
Ilona Gusenbauer Hochsprung 1971
Victoria Hudson Speer 2024

Silber (2)

Herma Bauma Speerwurf 1950
Lukas Weißhaidinger Diskus 2024

Bronze (8 )
Karl Kotratschek Dreisprung 1938
Maria Sykora 400 m 1969
Hermann Fehringer Stabhochsprung 1990
Steffi Graf 800 m 1998
Beate Schrott 100 m Hürden 2012
Ivona Dadic Siebenkampf 2016
Lukas Weißhaidinger Diskuswurf 2018
Österreich (Ketema, Herzog, Steinhammer) Marathon-Team 2018

Porträt von Olaf Brockmann
Olaf Brockmann
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(Bild: KMM)



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