Muss Kunst bluten? Bei einer heftigen Verletzungsszene in Florentina Holzingers Hardcore-Performance „Sancta“ fiel die Konzertmeisterin im Orchestergraben in Ohnmacht und schlug sich ein Cut. Die Vorstellung am Dienstagabend im Wiener Museumsquartier musste für 15 Minuten unterbrochen werden ...
War die Szene der Konzertmeisterin der Mecklenburgische Staatskapelle Schwerin zu viel? Florentina Holzingers Abarbeitung an der katholischen Kirche, aufgehängt an Hindemiths Kurzoper „Sancta Susanna“, schont die Zuschauer wahrlich nicht.
Hart, nackt, brutal
Hart, nackt, brutal, sexuell freizügig lässt die Wiener Choreografin nackte Performerinnen, teils mit Nonnentracht auf dem Kopf, durch die Kulisse turnen und auf Rollschuhen laufen. Eine hängt kopfüber in einer riesigen Glocke und fungiert als Klöppel, während die Sopranistin sich als Nonne ihre Ekstase aus dem Leib singt, vollführen zwei nackte Performerinnen auf einem Kreuz aus Neonröhren darüber Liebesszenen.
Wunde Christi in Nahaufnahme
Einer der härtesten Momente passiert in der Mitte der gut zweieinhalbstündigen Performance eine Anspielung an die Wunde Christi. Eine Akteurin schneidet einer anderen vor ihr Liegenden ein Stück Haut aus der Seite. Eine dritte filmt in Nahaufnahme mit. Die Bilder werden in Großaufnahme auf Paneelen seitlich der Bühne und dem davor situierten Orchestergraben projiziert. Man sieht, wie ein linsenförmiges Stück langsam aus der Haut geschnitten und mit einer Pinzette abgehoben wird. Schließlich legt eine andere ihren Finger in die Wunde.
Konzertmeisterin bricht zusammen – verletzt
Dann war diesmal allerdings Schluss. Die Performerinnen auf der Bühne verstummten und schauten irritiert in den Orchestergraben. Unruhe auch im Publikum, einige Menschen stiegen in den Graben hinab, endlich auch ein Sanitäter. Die mitspielende Florentina Holzinger griff dann zum Handmikrofon und trat vors Publikum. Sie erklärte, dass die Konzertmeisterin zusammengebrochen wäre und sich eine Wunde geschlagen hätte. Dann fragte sie den Dirigenten, ob man auch ohne sie weiterspielen könne. Der stimmte zu. Darauf fiel der Vorhang, und die Besucher wurden für 15 Minuten in eine Pause geschickt.
Warnung auf der Website
Eine unfreiwillige Unterbrechung, die manche Besucher sogar für geplant hielten. Gut, dass die Festwochen einen entsprechenden Hinweis auf ihrer Website stehen haben. Auch für die drei noch angesetzten, längst ausverkauften Reprisen: „Ab 18 Jahren. Die Vorstellung enthält selbstverletzende Handlungen, sexuelle Handlungen sowie Darstellungen und Beschreibungen von (sexueller) Gewalt. In der Vorstellung werden Stroboskopeffekte eingesetzt, sowie Blut und Nadeln verwendet.“
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