Satter Aufschlag

EU beschließt China-Strafzölle: So hoch werden sie

Motor
12.06.2024 12:23

Importe aus China setzen die Autobranche auf unserem Kontinent massiv unter Druck. Aus diesem Grund will die EU-Kommission mit harten Maßnahmen dagegen vorgehen. Deutsche Autoproduzenten sind jedoch skeptisch.

(Bild: kmm)

Chinesischen Elektroautos, die nach Europa importiert werden, will die EU-Kommission nun Einhalt gebieten und diese entsprechend mit Strafzöllen belegen. Dies kündigte die Brüsseler Behörde am Mittwoch an.

Zum Hintergrund: Ende 2023 hatte die Brüsseler Behörde eine Wettbewerbsuntersuchung eingeleitet. Der Grund war, dass vonseiten Chinas illegale Subventionen für Elektroautos vermutet wurden. Nun wolle man mit den chinesischen Behörden die Resultate der Anti-Dumping-Untersuchung besprechen. Wird bei diesen Verhandlungen keine Lösung gefunden, würden die Strafzölle mit 4. Juli vorläufig eingeführt. Die Zollbehörden der 27 EU-Länder müssten die Importtarife dann in Form einer Garantie einfordern.

Tatsächlich eingehoben sollen die Strafzölle erst werden, wenn die Maßnahme offiziell bestätigt wird – dafür braucht es die Zustimmung der EU-Staaten.

Der chinesische Hersteller BYD drängt mit erschwinglichen Elektroautos auf den EU-Markt. (Bild: BYD)
Der chinesische Hersteller BYD drängt mit erschwinglichen Elektroautos auf den EU-Markt.

So viel sollen die Hersteller zahlen
Die EU-Kommission sieht unterschiedliche Zölle für verschiedene Autohersteller vor: Für BYD soll ein Importzoll von 17,4 Prozent gelten, von Geely (Volvo, Polestar) werden 20 Prozent eingefordert und von dem staatlichen chinesischen Volkswagen-Partnerkonzern SAIC 38,1 Prozent. Andere Autohersteller, die bei der EU-Untersuchung kooperiert haben, sollen von einem „durchschnittlich gewichteten Zollsatz von 21 Prozent“ betroffen sein.

Auf E-Autos von Herstellern, die nicht kooperiert haben, soll ein Zoll von 38,1 Prozent eingehoben werden. Aktuell gilt noch ein einheitlicher Zollsatz für alle E-Autos von zehn Prozent.

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Strafzölle wären das Dümmste, was die EU machen könnte.

KTM-Eigentümer Stefan Pierer

Deutsche Autoproduzenten skeptisch
Spitzenmanager von BMW, Mercedes und Volkswagen haben davor gewarnt, Importzölle auf Fahrzeuge aus China zu erheben. Die deutschen Autohersteller erwirtschaften in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt nach Schätzungen der Analysten der Bank HSBC 20 bis 23 Prozent ihrer Gewinne. Außerdem stammt ein Großteil der Autos, die aus China in die EU importiert werden, von europäischen Herstellern.

Aus Österreichs Industrie hat sich jüngst KTM-Eigentümer Stefan Pierer klar gegen Strafzölle ausgesprochen. „Strafzölle wären das Dümmste, was die EU machen könnte“, sagte er Ende Mai.

Chinesische Hersteller unbeeindruckt
Die Hersteller aus dem Reich der Mitte halten nach Angaben eines Branchenverbandes trotz drohender Anti-Dumping-Zölle an ihren Plänen für ihr Europa-Geschäft fest. „Chinesische Unternehmen werden weiterhin unerschütterlich ihre Geschäfte in Europa vorantreiben und sich in die lokalen Märkte integrieren“, sagte Cui Dongshu, Generalsekretär des chinesischen Autoverbandes CPCA am Dienstag.

Chinesische E-Autos kurz vor ihrer Verschiffung (Bild: AFP)
Chinesische E-Autos kurz vor ihrer Verschiffung

Allerdings war Cui um Entspannung bemüht: Die Autobranche spiele eine wichtige Rolle am europäischen Arbeitsmarkt. „Die chinesischen Unternehmen werden keine aggressiven Schritte ergreifen, um die Stabilität am Arbeitsmarkt in Europa zu gefährden.“

Zuletzt haben die chinesischen Autoexporte jedoch einen Dämpfer verzeichnet. Im Mai wurden vier Prozent weniger Elektroautos und Hybridfahrzeuge ins Ausland verkauft als im Vorjahr, wie aus CPCA-Daten hervorgeht. Über alle Antriebsarten hinweg gingen die Ausfuhren sogar um neun Prozent zurück. „Die Exportdaten haben unsere Erwartungen nicht erfüllt“, sagte Cui.

Anlass für die Zölle sind chinesische Staatshilfen
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte im September 2023 eine Untersuchung zu chinesischen Staatshilfen für Autobauer angekündigt und dies mit der Gefahr begründet, dass China Europa mit billigen Elektrofahrzeugen überschwemmen könnte auf Kosten europäischer Hersteller. Vor allem Frankreichs Autoindustrie dürfte den heutigen Schritt begrüßen. Deutschland, für dessen Automobilhersteller China ein wichtiger Absatzmarkt ist, fürchtet dagegen mögliche Vergeltungsmaßnahmen aus Peking. Zudem haben viele deutsche Autobauer ihre Produktion von E-Autos nach China ausgelagert und wären somit selbst von den Importzöllen betroffen.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bei ihrer Rede zur Lage der Europäischen Union. (Bild: AP)
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bei ihrer Rede zur Lage der Europäischen Union.

Differenzierter wird das Bild, wenn man den Fokus von der Autoindustrie weg zur Gesamtindustrie lenkt: Laut einer jüngst veröffentlichten Umfrage des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) befürwortet eine Mehrheit der deutschen Industrieunternehmen Strafzölle auf Elektroautos aus China. Dies könnte auch mit Erfahrungen aus der Vergangenheit zu tun haben. Bereits bei der Ankündigung der Anti-Dumping-Untersuchung verwies von der Leyen auf das Schicksal der europäischen Solarindustrie, die in der Vergangenheit stark unter chinesischer Konkurrenz gelitten hatte.

Aber auch Zoll-Befürworter in Frankreich dürften von möglichen Gegenmaßnahmen der Volksrepublik betroffen sein. Nach der EU-Ankündigung, eine Untersuchung einzuleiten, hatte Peking mit einer eigenen Untersuchung zu europäischen Likör-Importen reagiert und damit de facto die französischen Cognac-Hersteller ins Visier genommen.

Druck könnte weiter steigen
China leidet aktuell unter einer schwachen Inlandsnachfrage, was die eigenen Unternehmen zusätzlich dazu bringt, auf Exporte zu setzen. Als Reaktion hatten die USA jüngst ihre Zölle für chinesische Elektrofahrzeuge von 25 auf 100 Prozent vervierfacht – was tendenziell den Druck auf den europäischen Markt weiter erhöhen dürfte.

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