„Herr, gib Humor“

Goldberg, Mittermeier, Fallon und Co. beim Papst

Society International
12.06.2024 14:20

Sie klingt wie ein „Who is Who“ der internationalen Komik: die Audienzliste für die „Protagonisten der Welt des Humors“. 105 Künstlerinnen und Künstler aus 15 Ländern dürften den Vatikan am Freitag zur Hochburg des Humors machen – und mit ihren Späßen vielleicht sogar den Papst vom (heiligen) Stuhl hauen, wie die Kathpress am Mittwoch berichtete. Schließlich betet Franziskus laut Vatikanangaben täglich: „Herr, schenk mir Sinn für Humor.“

Allein aus den USA sind Größen wie die Schauspielerin Whoopi Goldberg („Sister Act“), die Moderatoren und Comedians Stephen Colbert, Jimmy Fallon und Chris Rock dabei. Aus dem deutschsprachigen Raum haben Torsten Sträter, Annette Frier, Meltem Kaptan, Michael Mittermeier und Till Reiners sowie die Schweizerin Hazel Brugger zugesagt. Mit 67 Anwesenden ist Italien am stärksten vertreten. Aber es kommen auch Humorarbeiter aus Frankreich, Irland, Polen, Portugal, England, Spanien, aus Argentinien, Brasilien, Kolumbien, Mexiko und sogar aus dem fernen Osttimor.

Schönheit der menschlichen Vielfalt
Aber warum holt sich der Papst all die Schauspieler, Cartoonisten, Comedians, Moderatoren und Komiker ins Haus, von denen viele eher mit beißender Kirchenkritik als mit frommen Tönen auffallen? Möglicherweise will sich der Vatikan mit dem von den Behörden für Kultur und Bildung sowie für Kommunikation organisierten Treffen weiter gegenüber Kunst, Medien und Gesellschaft öffnen – ähnlich wie mit der aufsehenerregenden Performance des Vatikans bei der Biennale in Venedig.

Ziel des Treffens mit den Humor-Stars sei es, die Schönheit der menschlichen Vielfalt zu feiern und eine Botschaft von Frieden, Liebe und Solidarität zu verbreiten, ließ der Vatikan wissen. Man hoffe auf einen Moment des interkulturellen Dialogs und von Freude und Hoffnung, hieß es.

Mittermeier von Kaplan geprügelt
Dafür ist Torsten Sträter (57) bekanntlich immer zu haben. Der Mann mit der Mütze, von Haus aus evangelischer Christ, wird direkt von einem Mazedonien-Besuch anreisen, wo er als Botschafter für die Hilfsorganisation SOS-Kinderdörfer im Einsatz ist, wie sein Management auf Anfrage mitteilte.

Comedian Michael Mittermeier (58) kommt zwar aus dem überwiegend katholischen Bayern, hat jedoch viel Kritisches über die Kirche zu erzählen. Beispiel: Der prügelnde Kaplan in seiner Klosterschule, der anschließend immer gesagt habe: „Das hat mir mehr weh getan als dir, mein Sohn.“ Den Termin beim Papst samt Teilnehmerliste kündigt Mittermeier auf Instagram mit den Worten „Kaum zu glauben!“ an. Auf den Kommentar eines Nutzers, ob sich „alle Comedians bei der Kirche für mehrere Jahrhunderte Realsatire bedanken“ werden, schreibt er: „Bestimmt.“

„Lassen wir uns nicht entgehen“
Comedienne Hazel Brugger (30), die als „Königin der komischen Schlagfertigkeit“ erst kürzlich mit dem Deutschen Kleinkunstpreis geehrt wurde, wirbt ebenfalls für das Date beim Papst: „Das lassen wir uns nicht entgehen“, sagten sie und ihr Mann Thomas Spitzer auf ihrem gemeinsamen Podcast. Ob sie ihre beiden kleinen Töchter mitbringen, ließen sie offen.

Ebenfalls eingeladen ist die deutsch-türkische Schauspielerin und Komikerin Meltem Kaptan (43), die für ihre Rolle im Film „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ (2022) mehrfach ausgezeichnet wurde. Die Schauspielerin und Comedy-Darstellerin Annette Frier (50) aus dem „Heiligen Köln“ offenbart praktisch als einzige eine Verbindung zu Kirche und Glaube: „Beten hilft“, sagte sie dem Magazin „Chrismon“. Till Reiners (39), bekannt etwa aus der „heute-Show“, empörte sich dort über die Privilegien der Kirche; an seine Seite hatte er sich einen plump-tumben Jesus samt Kreuz geholt.

Umso spannender, was sie alle dem Papst aus Argentinien am Freitag erzählen – und umgekehrt. Franziskus selbst nutzt oft die Gelegenheit, zu scherzen und herzlich zu lachen. Erst Ende Mai hatte er beim Weltkindertag einen Großen des Humors eingeladen: Der Komiker und Oscar-Preisträger Roberto Benigni („Das Leben ist schön“) las dem Heiligen Vater auf den Stufen des Petersdoms liebevoll die Leviten – wie ein guter Hofnarr. Dabei forderte er, doch endlich den Stuhl Petri einer Frau zu überlassen. „Davon würde man sogar auf dem Mond sprechen!“, rief Benigni unter dem Beifall auf dem Petersplatz. Der Papst nahm es gelassen, änderte aber das Kirchenrecht erst einmal nicht. Schließlich, so eines seiner Zitate, seien Christen am Humor zu erkennen, ohne dabei den Realismus zu verlieren.

Nach der Humor-Audienz wird Franziskus am Freitag per Helikopter zum G7-Gipfel nach Apulien reisen. Dort soll der Papst über Künstliche Intelligenz sprechen und einige Staatschefs treffen. Seinen Spaß hat er ja schon am Morgen gehabt.

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(Bild: kmm)



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