Übernimmt Kassenstelle

Bekannter Wahlarzt rechnet ab: „Krankes System!“

Niederösterreich
13.06.2024 05:50

Obwohl er seit Jahren eine erfolgreiche Wahlarzt-Ordination mitten in St. Pölten führt, übernimmt Dr. Bernhard Angermayr ab Juli freiwillig eine Kassenstelle. Und das aus gutem Grund, wie er in einer emotionalen Nachricht an seine Patienten mitteilt.

Die Wartezimmer in Niederösterreich sind voll. Und das betrifft nicht längst nur Kassenärzte – so es sie vor Ort überhaupt gibt. In St. Pölten macht ein Mediziner nun mit einer ungewöhnlichen Entscheidung von sich reden. Der Gastroenterologe wechselt von seiner Privat- zur Kassenordination.

Emotionale Worte an die Patienten
Die Gründe dafür hat er in einem emotionalen Statement zusammengefasst: „Unser Gesundheitssystem krankt: Kassenärzte werden weniger und viele Menschen müssen auf die Wahlarzt- und Privatmedizin ausweichen“, sieht er in seinem Ärztezentrum regen Zustrom aus ganz Niederösterreich und darüber hinaus.

Lange Wartezeiten auf Privat-Termine
Trotz 40 Wochenstunden in der Praxis habe es teils lange Wartezeiten für Termine gegeben, teilt Angermayr via Facebook mit: „Ein Paradoxon. Aber genau dieser rege Zustrom ist jedoch mit ein Grund, warum ich mich für die Kassenmedizin entschieden habe. Ich sehe nicht ein, warum sich Menschen, die jahrelang in unser Gesundheitssystem eingezahlt haben, einen Wahlarzt leisten müssen.“

Zitat Icon

Ich finde die zunehmende Selbstverständlichkeit, für prinzipiell kostenlose Gesundheitsleistungen zahlen zu müssen, falsch.

Univ.-Prof. Dr. Bernhard Angermayr

Ab 1. Juli ist es so weit: Angermayr übernimmt vorerst eine halbe Kassenstelle von Dr. Martin Reither. Dieser bleibt bis zu seiner Pensionierung im Herbst in seiner Ordination in der Wiener Straße tätig. Dann übernimmt Angermayr voll – und zwar in der Gruppenordination „Ärzte im Zentrum“, die erst diesen April ins neue Haus an der Kremser Landstraße übersiedelt ist. Dort wird er gemeinsam mit Rheumatologe Klaus Bobacz und dem auf Kardiologie spezialisierten Stefan Kastl, die ihm als Vertretungsärzte zur Seite stehen, eben Kassenleistungen ohne Extrakosten anbieten.

„Geplant ist, dass nach Dr. Reithers Pensionierung Prof. Bobacz und Prof. Kastl seine Nachfolge antreten, um möglicht vielen Patienten zur Verfügung zu stehen und die Weiterführung seiner Spezialisierung auf Rheumatologie und Kardiologie zu gewährleisten“, so Angermayr.

Sogar Gesundheitslandesrätin applaudiert
Lob für diesen mutigen Schritt kommt nicht nur von vielen Patienten: „Ich finde das wirklich großartig und sage persönlich und als Politikerin herzlich danke“, so Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig.

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