Gewaltige Schäden

„Gemeinden werden es alleine nicht schaffen“

Steiermark
12.06.2024 19:00

In der Region Hartberg dauert das Aufräumen nach dem „Jahrhunderthochwasser“ vom Wochenende weiter an. Schwer getroffen ist auch die Gemeinde Neudau. Freibad, Pflegeheim, Kinderkrippe: Alles zerstört. Der Bürgermeister hofft auf finanzielle Hilfe – und ärgert sich über die Bezirkshauptstadt.

Am Ende des Gesprächs erwähnt er es fast beiläufig: Wolfgang Dolesch, Bürgermeister von Neudau und Landtagsabgeordneter, ist selbst ein Unwetteropfer. Wasser drang in sein Reihenhaus ein, der Boden im Erdgeschoß ist vernichtet, nun muss seine Familie wohl monatelang ausziehen. 

So wie Dolesch geht es vielen in Neudau und der gesamten Region bis hinauf ins Wechselland. „Wir sind mittendrin, alle Schäden zu erheben. Laufend kommen neue Meldungen von Privatpersonen“, so Dolesch, der nach einem Rundgang mit Bezirkshauptfrau Kerstin Raith-Schweighofer am Mittwoch sagt: „Die Lage ist im Griff, der Zusammenhalt in der Bevölkerung großartig.“

Bürgermeister Wolfgang Dolesch ist selbst ein Unwetter-Opfer. (Bild: Jauschowetz Christian/Christian Jauschowetz)
Bürgermeister Wolfgang Dolesch ist selbst ein Unwetter-Opfer.

Freibad-Saison ist gestrichen
Es warten aber Mammutaufgaben auf Neudau: Das Freibad kann heuer sicher nicht in Betrieb gehen, auch die Kinderkrippe ist geschlossen – ab Montag gibt es Ersatzplätze für die Kleinen: im Kindergarten, bei Tages- und auch Großeltern. Bei wichtigen Betrieben im Ort sind alle Maschinen zerstört, die Zukunft ist ungewiss. 

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Wenn alles vorbei ist, lädt die Gemeinde sicher alle Helfer ein. Wir sind so dankbar.

Bürgermeister Wolfgang Dolesch

Wer soll die Schäden in Millionenhöhe bezahlen? „Die Gemeinden werden das alleine nicht schaffen. Die Gelder aus dem Katastrophenfonds werden keinesfalls reichen“, so Dolesch. Es brauche hohe Bedarfszuweisungen oder Geld aus anderen Mitteln vom Land, so seine Überzeugung.

Großer Ärger über Stadt Hartberg
Was den ansonsten besonnenen Bürgermeister dieser Tage sehr ärgert, ist die Bezirkshauptstadt Hartberg: Die 40 Bewohner sowie die Mitarbeiter des Neudauer Seniorenzentrums sind nun alle im Haus Menda in Hartberg untergebracht. „Und gleich als Erstes meldet Hartberg die Bewohner als Hauptwohnsitze an. Wir erhalten so weniger Ertragsanteile, obwohl wir jeden Cent benötigen. Das ist sehr unfreundlich!“

Aufräumarbeiten werden noch Tage dauern
Nicht nur in Neudau, sondern in vielen Gemeinden von Hartberg-Fürstenfeld sind die Aufräumarbeiten noch immer nicht abgeschlossen. „Wir müssen Schlamm- und Geröllmassen entfernen, bevor alles abtrocknet“, berichtet Feuerwehrsprecher Matthias Novacek. Es gibt immer wieder Hangrutschungen, erst am Dienstag musste ein Haus evakuiert werden. „Die Arbeiten werden noch einige Tage dauern.“

Fakten

Bis Dienstagabend waren im Feuerwehrbereich Hartberg 2020 Einsatzkräfte aus nahezu allen Feuerwehr-Bereichen der Steiermark im Einsatz. Die Mitglieder kamen von 143 Wehren. 400 Fahrzeuge rückten aus. Es wurden mehr als 5000 sogenannte Schadenslagen abgearbeitet.  

Novacek spricht von einem „Jahrhunderthochwasser“ in vielen Orten. Vor allm die Lafnitz und der Lungitzbach verwandelten sich zu reißenden Strömen. Es handelt sich zudem in der Geschichte des Bereichsfeuerwehrverbandes um den längsten Katastropheneinsatz. „Manche Feuerwehrmitglieder standen fast 96 Stunden im Dauereinsatz“, so Novacek, der selbst erst am Mittwoch – nach Tagen mit viel zu wenig Schlaf – an seinen Arbeitsplatz zurückkehrte. 

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