Es wird nicht ruhig um Gottfried Helnwein. Nachdem der „Schockmaler“ im Wiener Steffl mit einem Werk für Ostern abblitzte, zeigt er das Skandal-Tuch nun in Gmunden, Oberösterreich. Hier ist auch ab sofort eine große, beachtliche Werkschau zu sehen. Sein „Jahr der Attacken gegen ihn“ sieht er von konservativen Seiten befeuert, sagt er im „Krone“-Talk. Gegen ein Museum in Wien hat er nichts einzuwenden.
Ein Wegschauen gibt es bei Gottfried Helnwein nicht. Wegen seiner hyperrealistischen, oft düsteren Darstellungen von Kindern gilt Helnwein als „Schockmaler“. Dieser Bezeichnung bleibt er auch in der Ausstellung „Atemlos“ treu: In den Kammerhofmuseen und in der Bürgerspitalkirche in der Traunseestadt Gmunden zeigt er bis 28. Juli, was seine Kunst ausmacht – vom ikonischen Bild des verletzten Kindes bis hin zu großformatigen Porträts, die einen erschütternden Blick auf die menschliche Seele werfen. Auch Micky Maus-Motive und Sujets mit Marilyn Manson sind dabei – eine beachtliche Schau.
„Meine Arbeit war eigentlich immer ein Versuch, mit dem, was auf mich wirkt, zurechtzukommen oder darauf zu reagieren“, sagt Helnwein, siehe auch „Krone“-Interview weiter unten auf der Seite.
Nächster Aufreger in Sicht - und ein Museum
Zuletzt hatte Helnwein in Gmunden ein blutiges Kind, ein Kind in Nazi-Uniform sowie zwei küssende Kinder auf Gebäudefassaden gezeigt. Alle Werke waren früher als geplant abgehängt worden, wir haben darüber berichtet. Es gab Attacken, „politisch motiviert“, sagt er.
Auch im Wiener Stephansdom kam es zu Aufregern um Ostern: Helnwein hatte dort einerseits eine Nachbildung des Turiner Grabtuchs aufgehängt, andererseits wurde der Altarraum mit Jesus Christus kopfüber verhüllt. Aber das ursprünglich geplante „Ostertuch“ wurde nach einer Entscheidung des Domkapitels nicht mehr präsentiert, wir haben darüber berichtet.
Exakt dieses Werk – das Christuskind mit fünf Wundmalen - ist nun aber Gmunden in der Bürgerspitalkirche aufgehängt – und es wird wieder für Gesprächsstoff sorgen.
Gottfried Helnwein im „Krone“-Talk:
„Krone“: Sie wollten zu Ostern im Wiener Stephansdom ein Kind mit den Wundmalen Christi zeigen. Es wurde vom Domkapitel abgeblasen. Nun hängt das Werk in der Bürgerspitalkirche in Gmunden. Warum zeigen Sie das Kind mit den Wunden?
Gottfried Helnwein: Wenn Sie die christliche, katholische Ikonographie ansehen, werden Sie bemerken, dass Jesus immer in zwei Formen dargestellt wird: Einmal als bärtiger Mann mit langen Haaren, einmal als Kind. Jetzt stelle ich Jesus als Kind dar, so wie Tausende Künstler vor mir, und die Wundmale sind auch nicht meine Erfindung. Das gehört zum Zentrum der Mystik des Christentums. Ich beziehe mich nur auf die Dogmen und die Ikonographie der Kirche – das abzusagen fand ich absurd. Es stellt natürlich auch das Kind als Opfer von Gewalt dar. Nun ist es eben in Gmunden zu sehen.
Wenn es Emotionen gibt, zeigt es nur, dass ich den Finger auf die richtige Stelle lege. Sowohl in der Politik, als auch in der Gesellschaft.
Gottfried Helnwein
„Krone“: In Gmunden gab es auch Aufregung, denn Sie zeigten hier an Fassaden ein blutiges Kind, eines in Nazi-Uniform und küssende Kinder.
Ja, es war eine lange Zeit ruhig, aber jetzt gibt es eine neue Welle von Attacken. Die Angriffe gegen mich sind aus politischer Motivation, das kommt von ganz rechts, es ist eigentlich völlig unqualifiziert. Das hat mit meiner Kunst relativ wenig zu tun. Aber es macht auch viel sichtbar: Meine Arbeiten lassen die Menschen nicht kalt! Und mein Werk ist nicht fokussiert auf ein kleines Insiderpublikum, wie bei vielen anderen Künstlern.
Fühlen Sie sich dennoch gekränkt?
Ich bin das gewohnt, das gehört zu meiner Arbeit dazu. Es hat von Anfang an immer wieder Attacken gegeben. Aber in den 50 Jahren, in denen ich ausstelle, sind 99 Prozent der Leute, die das sehen begeistert. Immer wieder auf der Straße kommen Leute auf mich zu, und bedanken sich, weil es wichtig war, die Bilder zu sehen.
Es ist die Idee aufgetaucht, in Wien in der Akademie der Wissenschaften ein Helnwein-Museum einzurichten. Was halten Sie davon?
Ich wurde immer wieder auf ein Museum angesprochen, schon Erwin Pröll hat sich mehrmals bemüht, aber damals war der Zeitpunkt nicht reif. Es muss Sinn machen! Und jetzt ist die Stadt Wien an mich herangetreten, die sind sehr interessiert. Es gab Vorgespräche, ich bin dafür offen. Es werden verschiedene mögliche Standorte diskutiert, ich bin aber nicht direkt involviert, ich bin nur mit der Stadt Wien im Gespräch.
Wenn, dann wird es das Helnwein-Museum in Wien geben?
Das Interesse ist da, ja. Es wäre sicher das erfolgreichste Künstlermuseum mit den meisten Besucherzahlen, es würden viele Leute aus der ganzen Welt kommen.
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