Nach ihren Vorschlägen für eine Grüne Transformation und den Bildungsbereich hat die Experten-Initiative „Mehr Grips“ am Mittwoch ihre Ideen für eine Digitale Transformation Österreichs vorgelegt – laut AMS-Chef Johannes Kopf ein hierzulande noch teilweise unbeackertes Feld.
Bei manchem habe man gar den Eindruck, kritisierte Kopf, „dass uns viel mehr als Tablets für Schüler noch nicht eingefallen ist“. Die Regierung müsse hier strategischer planen und diese Planung stetig weiterentwickeln.
Bei der Digitalen Transformation gehe es dabei nicht um einen Selbstzweck. Sie sei ein mächtiges Werkzeug, um bestimmte soziale und auch wirtschaftliche Ziele zu erreichen, betonte Roland Sommer, Geschäftsführer der Plattform Industrie 4.0.
Um sicherzustellen, dass Technologien so eingesetzt werden, dass sie dem Menschen nutzen und nicht umgekehrt, plädierten die Experten für eine „Charta des digitalen Humanismus“. Dafür sollen in einem breiten Prozess Chancen und Risiken abgewogen werden.
Strukturelles Problem
In der Regierung orten die Experten beim Thema Digitale Transformation ein strukturelles Problem, weil es keine Stelle für eine über alle Ministerien abgestimmte Strategie gebe. Eine solche sollte ihrer Meinung nach im Bundeskanzleramt eingerichtet und auch mit eigenem Budget ausgestattet werden.
„Im BKA sehen wir so etwas wie eine interne Staatsunternehmensberatung in der Frage, wo kann man weitergehen, Best Practice, Transferförderung usw.“, so Kopf. Diese Digitalisierungsbehörde sollte dann eine Roadmap erstellen und pro Ressort aufeinander abgestimmte Leuchtturmprojekte definieren. Das derzeit bestehende Staatssekretariat für Digitalisierung kann eine solche Aufgabe aus Sicht der Experten nicht erfüllen.
Mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung
Viel zu tun gäbe es aus deren Sicht etwa beim Thema Digitale Demokratie und Daten, so soll etwa ein digitales Abstimmungssystem im Parlament mehr Transparenz für die Bürger bringen. Gleichzeitig brauche es ein aktives Vorgehen gegen demokratiegefährdende Projekte, etwa durch Förderungen von Plattformen für Faktenprüfung. Außerdem böte die Digitalisierung Möglichkeiten, um die Bürgerbeteiligung zu steigern und die Demokratie besser zu machen.
Freier Zugang zu Verwaltungsdaten
Viele Hausaufgaben ortet Open-Data-Experte Robert Seyfriedsberger im Umgang mit Daten. Mit dem Informationsfreiheitsgesetz sei es bei Weitem nicht getan, er verlangt grundsätzlich freien Zugang zu allen nicht personenbezogenen Verwaltungsdaten, personenbezogene sollten der Wissenschaft und Forschung für Registerforschung zugänglich gemacht werden – „weg von umfragebezogener Politik hin zu daten- und evidenzbasierten Entscheidungen“.
Damit auch Ältere oder Menschen mit weniger Bildung neue Technologien sinnvoll nutzen können, brauche es zudem eine Bündelung der vielen bestehenden Initiativen und Förderungen und Unterstützung in Form von „Digitalen Hubs“ in den Gemeinden und Bezirken, fordert Beate Gfrerer von den Kärntner Volkshochschulen.
Sie wirbt auch für ein Pilotprojekt zu einem „Digitalen Lernbuddy“, der Kinder maßgeschneidert beim Lernen unterstützten könne. In der Integration könnte das Tool auch bei bildungsbenachteiligten oder nicht lernaffinen Erwachsenen eingesetzt werden.
„Nutzen der Technologie für Menschen und Gesellschaft“
In der Wirtschaft wiederum sei es wichtig, dass Digitale Transformation nicht nur in Forschung und Entwicklung stattfinde, sondern auch bei den Unternehmen in der Breite ankomme, betont Sommer. Dafür müssten Risiken minimiert werden, etwa durch „Digitale Sandboxes“, in denen digitale Lösungen für Unternehmen ausprobiert werden können.
Innovationsprojekte mit einem Nutzen für die Gesellschaft – etwa weil sie einen Beitrag zur digitalen, grünen und sozialen Transformation leisten – sollten ambitionierte staatliche Förderungen bekommen.
Bei alldem müsse immer auf eine Balance und einen sinnvollen Umgang mit Digitalisierung geachtet werden, betonte Kopf. „Zielbild ist: Nutzen der Technologie für Menschen und Gesellschaft, aber schon Ermöglichung.“
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