Bereits jeder vierte 10- bis 18-Jährige leidet an einer psychischen Erkrankung, eine davon ist Internetsucht, Tendenz steigend. Verhaltenssüchte im Online-Bereich werden bei jungen Menschen immer häufiger diagnostiziert. Insbesondere im Bereich Social Media und bei Computerspielen lauern erhebliche Suchtgefahren.
Es gibt kaum mehr Lebensbereiche, in denen das Internet keine wichtige Rolle spielt. Die sozialen Medien sind unsere täglichen Begleiter. Aber besonders das Onlinekonsumverhalten von jungen Menschen artet oftmals aus.
Denn der digitale Raum wird immer mehr zum realen Lebensraum für Jugendliche. Schnell wird aus dem gelegentlichen Check des Social-Media-Feeds ein Verlangen, das nicht mehr abgelegt werden kann.
Einstiegsalter immer jünger
Prim. Priv.-Doz. Dr. Kurosch Yazdi-Zorn, Vorstandsvorsitzender von pro mente OÖ und Leiter der Ambulanz für Spielsucht am Neuromed Campus des Kepler Universitätsklinikums in Linz (OÖ): „Dabei wird das Einstiegsalter für den Internetgebrauch immer niedriger. Kinder sind besonders gefährdet. Sie haben nämlich nur eine geringe Fähigkeit der Selbstbegrenzung. Gleichzeitig haben viele Eltern Schwierigkeiten, Quantität sowie Inhalte der Internetnutzung ihrer Kinder zu steuern.“
Laut Experten sei es daher umso wichtiger, diese Verhaltenssüchte zu thematisieren und zu sensibilisieren – die ganze Familie betreffend.
Früher wurden vor allem erwachsene (vorwiegend männliche) Studenten in Spielsuchtambulanzen behandelt, später vermehrt Jugendliche im Alter von 15 Jahren. Inzwischen melden sich verzweifelte Eltern von Kindern im präpubertären Alter ab 9 Jahren.
Wenn Entzugserscheinungen als Beeinträchtigungen psychischer Befindlichkeit (Unruhe, Nervosität, Unzufriedenheit, Gereiztheit, Aggressivität) und psychisches Verlangen („craving“) nach der Internetnutzung als Folge einer längeren Unterbrechung der Nutzung auftreten.
Wenn wegen der Internetaktivitäten negative soziale Konsequenzen in den Bereichen Arbeit und Leistung sowie soziale Beziehungen (z.B. Ärger mit Freunden oder Arbeitgeber) eingetreten sind.
Wenn über längere Zeitspannen der größte Teil des Tageszeitbudgets zur Internetnutzung verausgabt wird.
Wenn die Person die Kontrolle über ihre Internetnutzung weitgehend verloren hat bzw. Versuche, das Nutzungsausmaß zu reduzieren oder die Nutzung zu unterbrechen, erfolglos bleiben oder erst gar nicht unternommen werden (obwohl das Bewusstsein für dadurch verursachte persönliche oder soziale Probleme vorhanden ist).
Wenn immer mehr und mehr Zeit im Internet verbracht werden muss, um kurzfristig zufrieden zu sein.
Mädchen durch Social-Media gefährdet
Die häufigsten Formen der Internetsucht stellen Abhängigkeit von Social Media (wie z.B. TikTok, Instagram etc.) und Online-Computerspiele (Online-Rollenspiele, Online-Egoshooter etc.) dar. Dabei sind Mädchen und junge Frauen durch Social Media besonders gefährdet, weil sich oftmals das Selbstbild an die Scheinwelt im Internet anpasst, was zu negativen Auswirkungen wie extremen Diäten, Depression oder Mobbing führen kann.
Wenn die Konsole ständig „on“ ist
Spiele an PC und Konsole sind sehr beliebt. Der Großteil der Jugendlichen nutzt Computerspiele auch unproblematisch, als eine von mehreren Möglichkeiten, die Freizeit zu verbringen. Bei einer spürbar wachsenden Gruppe von Spieler entwickelt sich jedoch ein exzessiverer bzw. abhängiger Konsum, was bedeutet, dass sie stärker konsumieren und es schwieriger ist, abstinent zu bleiben.
Smartphones und Tablets haben dabei in den letzten Jahren die Verfügbarkeit noch einmal erhöht.
Eltern sollten sich Hilfe holen
Vor allem sollen Eltern dabei gestärkt werden, wie sie ihre Kinder begleiten und unterstützen können, einen bewussten und sicheren Umgang mit diesen Medien zu entwickeln. Wer oben genannte Symptome bemerkt, sollte professionelle Hilfe suchen. Denn es gilt: Internetsucht ist behandelbar!
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