Die EU will die europäische Industrie schützen und plant deshalb Strafzölle für Importe aus China. Vor allem deutsche Autohersteller zeigen sich jedoch nicht begeistert. Der Grund: Sie lassen selbst dort produzieren und haben dadurch selbst massiv darunter zu leiden.
60 Prozent aller Autoimporte stammen von westlichen Konzernen, also von Tesla und den europäischen Herstellern. Die Chinesen sind also faktisch insgesamt weniger betroffen.
„Strafzölle wären das Dümmste, was die EU machen könnte“, sagte KTM-Boss Stefan Pierer. „Wir schießen uns selbst ins Knie“, drückte es der BMW-Vorstandsvorsitzende Oliver Zipse aus. Sein Konzern importiert zwei Modelle ausschließlich aus China, für ein Modell droht ein Gesamt-Zollaufschlag von fast 50 Prozent!
Hintergrund: Die EU hat eine Liste mit chinesischen Autoproduzenten veröffentlicht, aus der hervorgeht, wer im Zuge der Anti-Dumping-Untersuchung kooperiert. Davon hängt die Höhe des Zollsatzes ab, der auf die bisher schon obligatorischen zehn Prozent aufgeschlagen wird.
Mini und Cupra trifft es besonders hart
So würde für zwei Fahrzeuge der Marke Mini ein Satz von insgesamt 48,1 Prozent fällig werden: Mini Cooper und Mini Aceman werden seit Jahresanfang von im Rahmen des Spotlight Joint Ventures mit Great Wall Motor gebaut. Mini fehlt auf der Liste. Der Aufschlag wäre im Kleinwagensegment, wo die Margen ohnehin geringer sind, auch für BMW schwer zu stemmen.
Ein weiteres Modell des Münchner Konzerns, das ausschließlich aus China kommt, ist der BMW iX3. Der wird in Shenyang produziert, es werden jedoch nur zusätzliche 21,6 Prozent fällig. Und das auch nur bis 2025 - dann ab dem kommenden Jahr wird der iX3 von der „Neuen Klasse“ abgelöst, die in Ungarn gefertigt wird.
Ebenfalls die Höchststrafe (bzw. den Höchstsatz) von 38,1 Prozent extra muss Cupra für das neueste Eisen im Elektroofen des Volkswagenkonzerns überweisen, den Tavascan. Das Viertürer-Coupé läuft in Anhui vom Band, im Rahmen des Joint Ventures „Volkswagen (Anhui)Automotive Company Limited“.
Das gleiche Schicksal könnte Smart ereilen, das je zur Hälfte Mercedes-Benz und Geely gehört. Da sich beide Unternehmen noch nicht geäußert haben und Geely nicht auf der Liste steht, ist von 38,1 Prozent Strafzoll auszugehen.
Tesla stellte wegen der drohenden EU-Strafzölle bereits Preiserhöhungen bei seinem Bestseller Model 3 in Aussicht. Angaben zum Ausmaß des Aufschlags machte Tesla dabei zunächst nicht. Tesla baut im ersten europäischen Werk in Grünheide bei Berlin den auf dem Model 3 basierenden Kompakt-SUV Model Y. Das Model 3 – bisher das günstigste Tesla-Fahrzeug – wird unterdessen aus der chinesischen Fabrik in Shanghai geliefert. Der Strafzollsatz für Tesla soll 21 Prozent betragen.
Für BYD soll ein Importzoll von 17,4 Prozent gelten, von Geely (Volvo, Polestar) werden 20 Prozent eingefordert.
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