Wenn irgendwo in Österreich eine Bombe oder ein Sprengsatz entdeckt werden, rücken die Spezialisten des Entschärfungsdienstes (ESD) des Innenministeriums aus. Welche enorme Kraft Explosionen haben können, zeigten die Experten der „Krone“ bei Sprengversuchen.
Im Hintergrund peitschen permanent Schusssalven durch die Luft, während eine mit Pulver gefüllte Trinkflasche detoniert – Willkommen auf der Sonderschießanlage in Neurißhof (NÖ), rund 40 Fahrminuten südlich von Wien gelegen. Hier trainieren nicht nur diverse Spezialeinheiten der Polizei das Gefecht – es wird auch gerne gesprengt.
Nachdem kürzlich ein Steirer (55) mehrere Sprengsätze nahe Einrichtungen der Zeugen Jehovas deponiert hatte, lud der Entschärfungsdienst (ESD) des Innenministeriums die „Krone“ ein, einen Blick auf die Arbeit seiner Entschärfer zu werfen.
John Eberhardt entschärft schon seit 1988
Einer, der es wissen muss, ist John Eberhardt. Seit 1988 geht er jeden Tag zur Arbeit – und weiß nicht, ob er noch gesund nach Hause kommen wird. Er gilt als einer der versiertesten Entschärfer Europas. Gerufen wird seine Truppe, die dem Einsatzkommando Cobra unterstellt ist, gar nicht einmal so selten.
Fast 5000 Einsätze stehen 2023 zu Buche, knapp die Hälfte davon auf unseren Flughäfen. Von dort kennt der Großteil der Österreicher die Spezialtruppe auch. Oder wer hat sich noch nicht geärgert, wenn er bei der Sicherheitskontrolle auf Sprengstoff kontrolliert wurde?
Entschärfer müssen sich nicht nur ein Bild davon machen, um welche Art von Sprengsatz es sich handelt, sondern auch verwertbare Spuren sichern.
John Eberhardt ist schon seit 1988 Teil der Truppe und einer der versiertesten Entschärfungs-Experten Europas
Von Flughafenkontrollen bis Pyrotechnik
Der Einsatzbereich ist heikel und vielfältig. Im vergangenen Jahr wurden etwa 922 verdächtige Gegenstände auf Flughäfen überprüft, Bomben entschärft, hunderte Male illegale Pyrotechnik vernichtet, Häuser und Autos mit Sprengfallen durchsucht. Auch, wenn etwa ein Sprengmeister altes Material in einem Lager vergisst oder ein Witzbold bei der Polizei eine Bombendrohung ausstößt, rückt der ESD aus. Rund um die Uhr stehen die Beamten bereit, wenn irgendwo in Österreich Alarm geschlagen wird.
Entschärfungen laufen nicht wie in Filmen ab
Meist passiert das durch sprengstoffkundige Organe (SO), also Polizisten in sämtlichen Bundesländern, die ebenso durch den ESD ausgebildet werden. Oft, wie auch in Graz, als ein Auto untersucht wurde, an jenem der Jehova-Bomber einen Sprengsatz deponiert hatte, rückt dann die Spezialeinheit aus. Der Einsatz sieht dann allerdings nicht so aus, wie man ihn aus Film und Fernsehen kennt.
„Theodor“ und „Telemax“ helfen bei Entschärfung
In den letzten Jahren wurde viel Geld in die technische Ausrüstung gesteckt. Anstatt lässig mit den Händen zu entschärfen, stehen etwa mit den Robotern „Theodor“ und „Telemax“ und auch einem Spezialboot für Unterwassereinsätze maschinelle Kollegen zur Seite, die die gefährlichen Gegenstände erkennen, vor Ort untersuchen und dafür sogar Treppen steigen und Hindernisse aus dem Weg räumen können.
Topmoderne Ausrüstung für gefährliche Einsätze
Wird ein Sprengsatz oder eine Bombe entdeckt, transportiert sie ein 28 Tonnen schwerer Lkw mit speziellem Sprengunterdrückungssystem quer durchs Land zum Truppenübungsplatz Großmittel, wo an einem der modernsten Delaborationsstände Europas entschärft und Spuren gesichert werden. Was übrigens passiert, wenn etwas nicht entschärft werden kann, zeigt John Eberhardt der „Krone“ höchstselbst. 1,5 Kilogramm Sprengstoff montiert er an einem alten BMW – und jagt ihn spektakulär in die Luft. Bei Begutachtung des Wracks wird dann rasch jedem bewusst, wie froh man sein kann, dass es den Entschärfungsdienst der Polizei gibt ...
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