Zur Schülerortung

US-Schülerin verweigert RFID-Chip – suspendiert!

Elektronik
22.11.2012 14:46
Im US-Bundesstaat Texas ist eine Schülerin vom Unterricht ausgeschlossen worden, weil sie sich weigerte, einen Ortungs-Chip um den Hals zu tragen. Zu Beginn des Semesters hatte die Schule Anhänger mit sogenannten RFID-Chips eingeführt. Andrea Hernandez weigerte sich, den Anhänger zu tragen, woraufhin die Bezirksschulverwaltung sie auf eine andere Schule schicken wollte, wo derlei Chips noch nicht eingesetzt werden.

Die John Jay High School in San Antonio hatte die umstrittenen RFID-Ortungschips zu Beginn des Semesters in Form von Halsketten an die Schüler verteilt und diese dazu aufgefordert, die Ortungschips während des Schultages stets am Körper zu tragen, berichtet das US-Magazin "Wired". Für die Schulverwaltung ist es auf diese Weise möglich, die Bewegungen der Jugendlichen zu verfolgen und zu protokollieren, wann sie zur Schule erscheinen und wann sie nach Hause gehen.

Die Schülerin Andrea Hernandez weigerte sich jedoch, den Ortungs-Chip zu tragen – aus Gründen der Privatsphäre und aus religiösen Gründen, da ihr christlicher Vater vermeintlich satanische Symbole auf dem Anhänger erkannt haben will. Weil sich die Tochter weigerte, den Anhänger zu tragen, hätte sie die Schule wechseln sollen.

RFID-Chips an US-Schulen nicht ungewöhnlich
Ortungs-Chips sind an US-amerikanischen Schulen zwar nicht üblich, aber auch nicht ungewöhnlich (siehe Infobox). So wurden derlei RFID-Elemente beispielsweise in Kalifornien bereits in die Kleidung von Vorschülern integriert, um diese orten zu können. Eine ebenfalls in Kalifornien ansässige Volksschule stoppte die Einführung der Ortungs-Chips wegen elterlicher Proteste in letzter Minute und ein anderer texanischer Schulbezirk hat die Ortungs-Chips bereits seit dem Jahr 2004 in 13 Schulen im Einsatz. Der Bezirk, in dem die betroffene Schule steht, liebäugelt laut "Wired" damit, die Ortungs-Chips in allen 110 Schulen des Verwaltungsgebiets einzuführen.

Für die Schulen hat die Nutzung von RFID-Chips nicht nur den Zweck der Überwachung der Schüler, sondern bringt auch finanzielle Vorteile. In den USA funktioniert die Schulfinanzierung nämlich so, dass Schulen nur für tatsächlich anwesende Schüler staatliche Unterstützung erhalten. So muss von der Schule täglich kontrolliert werden, wie viele Schüler anwesend sind. Schulschwänzer kosten demnach bares Geld.

Ortungs-Chips können Schule mehr Geld einbringen
Normalerweise funktioniert die Anwesenheitskontrolle ebenso wie in Österreich mittels Klassenbuch. Ist ein Schüler bereits in der Schule, bei der Zählung aber noch nicht in der Klasse, so erhält die Schule kein Geld für ihn. Wird er aber mittels RFID-Chip am Schulgelände geortet, gilt er als anwesend, die Ortung kann in Einzelfällen also etwas mehr Geld in die Kasse der Schule spülen.

Für die Eltern der betroffenen Schülerin ist das kein Argument. Sie wandten sich wegen der Suspendierung ihrer Tochter an die Öffentlichkeit und bekamen Rückendeckung von der US-Menschenrechtsorganisation Rutherford Institute, die bereits angekündigt hat, im Zweifelsfall einen Prozess gegen die Schule führen zu wollen, um die Suspendierung rückgängig zu machen. RFID-Chips hätten keinen akademischen Nutzen und seien "fundamental verstörend", so Rutherford-Präsident John Whitehead.

Schule versuchte, Vater zum Schweigen zu bringen
Steve Hernandez, der Vater der betroffenen Schülerin, wurde von der Schule ein Angebot gemacht. Seine Tochter müsse zwar den Anhänger tragen, Chip und Batterie würden jedoch entfernt – unter der Bedingung, dass er damit aufhöre, das Programm zu kritisieren, berichtet das Magazin. Ein Deal, auf den der Vater nicht eingehen wollte, weshalb er mit der Geschichte an die Öffentlichkeit ging.

RFID-Chips werden auch hierzulande eingesetzt und sind beispielsweise in Reisepässe integriert. Die Technologie wird von Datenschützern, beispielsweise der österreichischen ARGE Daten, hart kritisiert. Die auf den RFID-Chips gespeicherten Daten seien unzureichend geschützt und ließen sich aus Entfernungen von bis zu neun Metern auslesen, so der Verein. Außerdem ließen sich beispielsweise RFID-Reisepässe einfacher kopieren als man zunächst annehmen würde.

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