„War Helfer und Held“

Tausende Teilnehmer bei Trauerzug durch Mannheim

Ausland
14.06.2024 17:37

Mit einer bewegenden Trauerfeier haben am Freitag Tausende Menschen Abschied von dem Polizeibeamten genommen, der vor zwei Wochen auf dem Mannheimer Marktplatz von einem mutmaßlichen Islamisten mit einem Messer angegriffen und tödlich verletzt wurde. 

Im Congress Center Rosengarten versammelten sich Angehörige und Freunde des Verstorbenen, Politiker – darunter auch die deutsche Innenministerin Nancy Faeser (SPD) – sowie Hunderte Polizeibeamte.

Freundlich und offen – so beschrieben Redner den 29 Jahre alten Beamten. „Durch seine menschliche, ja liebevolle Art hat Rouven Spuren in den Herzen aller hinterlassen, die ihm begegnet sind“, so Ralf-Peter Schwindt, Laurs ehemaliger Chef.

„Für keine Aufgabe und Arbeit war er sich zu schade“
Laur habe sich immer um andere gekümmert und auch über den Dienst hinaus geholfen. „Ob als fleißiger Helfer beim Betriebsausflug oder als Möbelpacker beim Umzug einer Kollegin: Für keine Aufgabe und Arbeit war er sich zu schade“, sagte Schwindt. „Es kommt nicht oft vor, dass wir in unserem Leben jemandem begegnen, der so besonders ist, dass er für immer in unseren Herzen bleibt. Rouven war so ein Mensch.“

Vor der Trauerfeier hatten bereits mehrere Hundert Kolleginnen und Kollegen Laurs an einem Trauermarsch durch die Mannheimer Innenstadt teilgenommen. Eine Polizeisprecherin sprach von etwa 2000 Menschen, die sich an dem Marsch am Freitag beteiligt hätten. (Bild: x.com/PolizeiMannheim)
Vor der Trauerfeier hatten bereits mehrere Hundert Kolleginnen und Kollegen Laurs an einem Trauermarsch durch die Mannheimer Innenstadt teilgenommen. Eine Polizeisprecherin sprach von etwa 2000 Menschen, die sich an dem Marsch am Freitag beteiligt hätten.
Laurs Familie bedankte sich für die öffentliche Anteilnahme, Tausende Menschen waren gekommen. (Bild: APA/dpa/Uwe Anspach)
Laurs Familie bedankte sich für die öffentliche Anteilnahme, Tausende Menschen waren gekommen.

Sprecher und Teilnehmer ringen mit den Tränen
Freundlich und aufgeschlossen lächelt Rouven Laur von dem großen Foto auf der Bühne in Mannheim in Richtung der mehr als 2000 Trauergäste. Neben ihm halten zwei Kollegen Wache, sie kämpfen während der Reden immer wieder mit sich, um nicht in Tränen auszubrechen. Und auch den Politikern und Polizisten, die den tödlich verletzten Beamten würdigen, bricht immer wieder die Stimme.

Polizist wollte Menschen auf Augenhöhe begegnen 
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann nannte den Tod des Beamten eine „existenzielle Ungerechtigkeit“. „Denn gerade Rouven Laur war einer, der sich um Verständigung bemüht hat, der nicht in Schwarz-Weiß gedacht hat, der Ausgleich gesucht hat, der immer an den anderen dachte“, sagte der Grünen-Politiker.

Laur habe den Menschen in Mannheim als Polizist auf Augenhöhe begegnen wollen – und deshalb unter anderem Arabisch gelernt.

Laurs Familie bedankte sich für die öffentliche Anteilnahme. „Was in den letzten Tagen um uns herum passierte, diese riesige Welle der Anteilnahme, das berührt uns zutiefst“, schrieb die Familie.

Taten müssen der Trauer folgen
Zugleich riefen die Angehörigen dazu auf, die Tat nicht zu instrumentalisieren, der Trauer aber auch Taten folgen zu lassen. „Rouven hätte nicht gewollt, dass wir uns von Hass und Wut überwältigen lassen. Stattdessen hätte er uns ermutigt, seine Werte weiterzugeben und für Veränderung und Neuausrichtung zu kämpfen“, schrieb die Familie.

Ein 25-jähriger Afghane hatte vor zwei Wochen auf dem Mannheimer Marktplatz fünf Teilnehmer einer Kundgebung der islamkritischen Bewegung Pax Europa sowie den Polizisten mit einem Messer verletzt. Die deutsche Bundesanwaltschaft geht bei der Tat von einem religiösen Motiv aus. 

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