Die Familie hat in Tirol einen hohen Stellenwert, sie gilt als Zufluchtsort. Dennoch ist die Familie auch der Ort, an dem die meiste Gewalt passiert. Das haben wir uns genauer angesehen. Laura Volgger ist Teil eines Teams der Universität Innsbruck, die eine Studie zum Thema (sexualisierte) Gewalt in Familien durchführt. Im Gespräch mit der „Krone“ erzählt sie, warum diese oft verschwiegen wird.
„Krone“: Warum ist das Modell der Familie so erfolgreich?
Laura Volgger: Gute Frage. Die Familie – und damit meine ich die heterosexuelle Kleinfamilie – ist gewissermaßen der Staat im Kleinformat. Sie ist als Modell so erfolgreich, weil sie Schutz und Stabilität sowohl für die Mitglieder innerhalb der Familie als auch für staatliche Kernwerte verspricht. Der Staat delegiert seine Macht an die Familie, üblicherweise an das Familienoberhaupt. Und hier beginnt das Problem: Innerhalb der Familie werden Menschen traditionelle Rollen zugewiesen, auf Grundlage ihres Geschlechts, und die Rollen werden hierarchisiert. So galt der Ehemann lange Zeit als Familienoberhaupt, Frau und Kinder mussten sich ihm fügen. Der Mann wird der Sphäre des Öffentlichen zugeordnet, die Frau dem Raum des „Privaten“, nämlich Haushalt und Kindererziehung. Dieses Modell ist für den Staat extrem rentabel: Er spart sich Millionen damit, weil die Sorgearbeit in der Familie unbezahlt ist. Denn wo sonst leisten so viele Frauen unbezahlte Sorgearbeit, die als „Arbeit aus Liebe“ dargestellt wird – natürlich ohne Bezahlung oder Pensionsansprüche? Wo Frauen so viel gratis Arbeit verrichten, die leider ja noch nicht einmal als Arbeit wahrgenommen wird?
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