Es ist gut, wenn die Zivilgesellschaft Flagge zeigt. Allerdings können sich dadurch Fronten verhärten, findet zumindest „Krone“-Kolumnist Robert Schneider. Die Ergebnisse der jüngsten EU-Wahlen bestätigen ihn in seiner These.
Wie untergräbt man das Erstarken einer Partei? Indem man konsequent gegen sie anschreibt und andemonstriert? Ganz sicher nicht! Aber das ist eine Binsenweisheit, die sich eigentlich längst herumgesprochen haben sollte. Anfang Jänner, als in Deutschland die großen Demos gegen Rechts wie Pilze aus dem Boden schossen, Demos, an denen zwischenzeitlich über zwei Millionen Menschen teilgenommen haben, hatte ich ein mulmiges Gefühl. Meine Befürchtung war, dass dies die AfD nur noch mehr – und zwar heimlich – stärken würde, besonders im Osten Deutschlands.
Genau das ist eingetroffen. Verblüffend ist auch, dass besonders junge Wähler entweder zur AfD oder zum BSW (Bündnis Sahra Wagenknecht) abgewandert sind. Man könnte nun meinen, dass diese beiden Parteien überhaupt keine Schnittmenge haben. Aber das stimmt nicht.
Eine Schnittmenge besteht darin, dass Krieg und Kriegstreiberei abgewählt wurden. Das war in der vergangenen Woche auf verblüffende Weise im Deutschen Bundestag zu beobachten, als der ukrainische Präsident zu den Deutschen redete. Die Sitze der AfD und des BSW blieben nahezu komplett verwaist.
Sie erinnern sich an die Lichtermeere der 90er-Jahre, wo tapfer gegen das Vergessen demonstriert wurde, so ausreichend tapfer, dass der Begriff des Gutmenschen entstand, den eigentlich jeder blöd und eilfertig fand. Hat dieses stetige „Erinnern“ nicht gerade das Gegenteil hervorgebracht, nämlich einen immer mehr erstarkenden Antisemitismus?
Gegen etwas anschreiben ist wichtig, aber wenn es zwanghaft wird, ist es immer kontraproduktiv. Jörg Haider hatte gerade deshalb so viel Macht – übrigens eine rein fiktive -, weil sie ihm von den Medien suggeriert wurde. Als Politiker war er nämlich ein überaus bescheidenes Licht. Sein Feuer brannte nur in den Zeitungen.
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