Erste Konsequenzen

Kritikwelle nach Hagel-Flug: So reagiert die AUA

Wien
15.06.2024 14:40

Nach dem spektakulären Landeanflug einer Maschine der Austrian Airlines (AUA) auf den Airport Wien-Schwechat durch ein Hagelunwetter sieht sich die Fluglinie nun mit zahlreichen Vorwürfen konfrontiert. Die zentrale Frage ist, ob die Piloten die Lage unterschätzt haben.

Laut Austro Control, die für den sicheren und wirtschaftlichen Ablauf des Flugverkehrs im heimischen Luftraum verantwortlich ist, war das Unwetter bekannt. „Wir bitten um Verständnis, dass wir laufende Untersuchungen nicht kommentieren und die Untersuchungsergebnisse abwarten“, hieß es auf Anfrage seitens AUA.

Das Unternehmen betonte am Samstag, dass neben einer bereits eingeleiteten internen Untersuchung auch die Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes (SUB) eine externe Prüfung einleiten werde, die abzuwarten sei.

Piloten-Crew für sieben Tage freigestellt
Die Piloten wurden nun – wie in solchen Fällen üblich – für sieben Tage vom Flugdienst freigestellt, betonte die AUA. Nach Auswertung der Flugdaten und ersten Erkenntnissen wird mit der betroffenen Crew des Airbus A320 gegebenenfalls ein abgestimmtes Training oder eine Schulung eingeplant. Nach Absolvierung dieser wird die Crew – auch mit Unterstützung von Fluglehrerinnen bzw. -lehrern – wieder in den Flugdienst gebracht.

Unwetter waren laut Austro Control bekannt
Nach AUA-Angaben sei für die Cockpit-Crew – laut deren Aussage – die Gewitterzelle auf dem Wetterradar nicht ersichtlich gewesen. Allerdings wies die Flugmeteorologie der Österreichischen Luftfahrtbehörde Austro Control auf die „Gewittergefahren mit Hagel in der Region“ für den Zeitraum des angefragten Fluges hin.

(Bild: Leserreporter/zVg)

Die auch „den internationalen Standards entsprechenden Wetterprognosen und anlassbezogenen Wetterwarnungen für den En-Route-Verkehr“ wurden publiziert. Diese luftfahrtspezifischen Wetterinformationen würden insbesondere vor dem Flug zur Vorbereitung und zur Planung der beabsichtigten Route, die von der Airline im jeweiligen Flugplan aufgegeben und festgelegt werde, dienen. Diese Wetterdaten würden für die Airlines und Piloten rund um die Uhr aktualisiert.

Warum wurde das Unwetter nicht umflogen?
Die Austro Control betonte jedoch, dass die Flugsicherung keine Anweisungen zu wetterbedingten Flugroutenänderungen während eines Fluges erteile. „Die Entscheidung über ein notwendiges Ausweichen kann und darf auf Basis der an Bord zur Verfügung stehenden Informationen über die konkrete Wettersituation unmittelbar vor dem jeweiligen Flugzeug insbesondere mittels On-Bord-Wetterradar nur der verantwortliche Pilot treffen.“ Kritiker stellen sich deshalb jetzt die Frage, warum die Piloten das Unwetter dann nicht umflogen haben.

Ein Pilot war angeblich nicht im Cockpit
Angeblich soll der Pilot ausgerechnet zu dem Zeitpunkt – das Flugzeug befand sich bereits im Sinkflug – auf der Toilette gewesen sein. Das geht aus der Recherche von Luftfahrtjournalist Patrick Huber hervor – krone.at berichtete. Unabhängig vom Wetter sei in dieser Flugphase viel mehr zu tun als auf Reiseflughöhe, daher gelte in der Regel, dass beide in dieser Phase auf ihrem Platz sein sollten, schrieb die „Süddeutsche Zeitung“.

Auf dem Nebensitz dürfte demnach eine junge erste Offizierin gesessen sein, die nur etwa 100 Stunden Erfahrung auf dem Airbus A320 gehabt habe. Sie sei möglicherweise auch bei der Interpretation von Wetterradarbildern nicht so geübt gewesen, schrieb Huber in einem Beitrag des Luftfahrtmagazins „Austrian Wings“. Dazu die AUA: „Mediale Berichte, dass eine Person nur hundert Stunden Flugerfahrung haben soll, sind nicht korrekt.“

Der Airbus A320 auf dem Weg von Palma de Mallorca nach Wien war am vergangenen Sonntag über Hartberg in der Steiermark in die Gewitterzelle geraten. Zunächst wurde der Notruf „Mayday“ abgesetzt. Die Maschine landete dennoch sicher am Wiener Flughafen, es wurde niemand verletzt.

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