Zwei Jungstars haben in Deutschlands ältester Mannschaft bei einem Turnier seit 24 Jahren gezaubert. Auch wenn Bundestrainer Julian Nagelsmann nach dem 5:1 gegen Schottland nicht einzelne Spieler hervorheben wollte, so trug der famose Start des Gastgebers ins Heimturnier das Label „Wusiala“.
Florian Wirtz und Jamal Musiala waren nicht nur die ersten Torschützen der EM, die beiden 21-Jährigen lassen Deutschland nun träumen.
Der zum „Man of the Match“ ausgezeichnete Musiala bejahte die Reporterfrage, ob er gerade das Spiel seines Lebens gemacht habe, ohne langes Nachdenken. „Das kann man schon sagen“, antwortete der Bayern-Profi. „Heim-EM, erstes Spiel, wir wollten gut starten. Ich bin einfach happy, dass wir so viele Tore geschossen haben. Wir können in die nächsten Spiele mit Selbstbewusstsein reingehen“, sagte Musiala. Es gelte „den Flow jetzt mitzunehmen“.
Der Sohn einer Deutschen und eines Nigerianers, geboren in Stuttgart, groß geworden in der Akademie von Chelsea und später als Teenager wieder zurück nach Deutschland übersiedelt, lieferte eine Weltklassevorstellung ab. Musialas Passquote lag bei 100 Prozent.
Standing Ovations bei Auswechslung
Das Publikum erhob sich bei seiner Auswechslung, zum Applaus zusätzlich animiert vom für ihn kommenden Bayern-Routinier Thomas Müller. Auch Wirtz durfte nach etwas mehr als einer Stunde vorzeitig vom Feld. Das Duo erfüllte gegen überforderte Schotten das, was Nagelsmann von den Jungstars eben auch verlangt.
„Ich habe oft genug gesagt, dass wir die Zauberer offensiv brauchen“, bemerkte Nagelsmann. Zum Zaubern „gehört auch Quote“, hatte er mit Blick auf die Torausbeute von Musiala (nun 30 Länderspiele/3 Tore) und Wirtz (19/2) aber auch bereits gesagt. Für Musiala war der Abend in seinem sportlichen Wohnzimmer darum auch ein Akt der Befreiung, der Befreiung von den Schatten der WM in Katar. Dort durften seine Auftritte wie die des gesamten deutschen Teams als vermurkst notiert werden.
Katar „hat genagt an ihm“
„Bei der WM sind die Bälle nicht reingegangen. Ich bin happy, dass er jetzt reingegangen ist“, sagte Musiala hörbar erleichtert. Auch Nagelsmann erinnerte an die WM, bei der noch Hansi Flick und nicht er der Bundestrainer war: „In Katar hat Jamal die Chancen vergeben. Das hat genagt an ihm.“
Die düstere Vergangenheit scheint Geschichte. Und Musiala ist bereit für mehr. Für mehr Dribblings. Für mehr Tore. Für mehr „Wusiala“-Tage. „Wir wollen dasselbe machen am Mittwoch“, kündigte er mit Blick auf das zweite Gruppenspiel in Stuttgart gegen Ungarn an.
Mit dem gleichaltrigen Turnier-Debütanten Wirtz scheint die Harmonie zu passen. Der Leverkusener agierte mit geschickten Laufwegen und dem ihm attestierten Gefühl für den Raum. Im Duo sah die spanische Sportzeitung „As“ sogleich „zwei Teufel auf freiem Fuß in München“. Beide wollen Deutschland in den kommenden Wochen in den Fußball-Himmel schießen.
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