Wiener (24) angeklagt

Für Liebesnacht in Florida drohen 30 Jahre Haft

Wien
16.06.2024 06:00

Seit April sitzt der 24-jährige Wiener Marc D. in einem US-Gefängnis: Ihm werden der Sex mit einer Minderjährigen und Entführung vorgeworfen. Die Mutter kämpft um sein Leben!

Die Liebe einer Mama zu ihrem Kind kennt keine Grenzen, und die Willensstärke einer Alleinerziehenden schon gar nicht. Die „Krone“ trifft Verena D. in einem Kaffeehaus in Wien-Favoriten. Mit Tränen in den Augen erzählt die Feinkost-Mitarbeiterin (41) eine unfassbare Geschichte.

Verena D. kämpft um ihren in den USA inhaftierten Sohn. Im „Krone“-Interview kommen ihr immer wieder die Tränen. (Bild: Heinz Stephan Tesarek)
Verena D. kämpft um ihren in den USA inhaftierten Sohn. Im „Krone“-Interview kommen ihr immer wieder die Tränen.

Seit Monaten sitzt ihr Sohn in einem Gefängnis in Florida. Die Vorwürfe wiegen schwer. Er soll ein angeblich erst 15-jähriges Mädchen missbraucht und sogar entführt haben. Wirre Vorwürfe, zumindest für Familie und Freunde des introvertierten IT-Technikers.

Marc D. (Bild: Mugshots Orlando; Krone KREATIV)
Marc D.

Seine Mutter erklärt: „Marc hat das Mädchen bei einem Online-Computerspiel kennen- und lieben gelernt. Sie haben sich monatelang Nachrichten geschrieben, und da hat sie ihm weisgemacht, dass sie schon 19 Jahre alt ist. Und dann ist er einfach seinem Herzen gefolgt und wollte sich mit seiner großen Liebe in Orlando treffen. Ja, sie hatten auch Sex. Aber nein, er hat sie sicher nicht entführt oder missbraucht. Er hat auch gar nicht gewusst, dass sie noch minderjährig ist. So ist er doch gar nicht.“

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Marc hat das Mädchen bei einem Online-Computerspiel kennen- und lieben gelernt. Sie haben sich monatelang Nachrichten geschrieben, und da hat sie ihm weisgemacht, dass sie schon 19 Jahre alt ist.

Marcs Mutter Verena D.

Fall weckt Erinnerungen an einen damals 18-Jährigen
Der brisante Fall weckt mit verblüffenden Parallelen Erinnerungen an einen Oberösterreicher vor bald sechs Jahren. Auch der damals 18-Jährige trug nach einer Liebesnacht mit einer 15-Jährigen, die ihm mit einer gefälschten Geburtsurkunde vortäuschte, sie sei 19, orange Sträflingskleidung in Florida. Der Jugendliche kam schließlich nach einem Nervenkrimi samt juristischem Tauziehen wieder frei.

Darauf hofft auch Marcs Mutter Verena D., für die die Vorwürfe der US-Staatsanwaltschaft nicht nachvollziehbar sind. Nach seiner Verhaftung – gleich am zweiten Tag seiner Reise und nach seiner ersten fatalen Liebesnacht im Hotel – sitzt ihr Sohn nun im berüchtigten Brevard County Jail in U-Haft und wartet auf seinen Prozess. Bei der ersten Anhörung, übrigens ohne Pflichtverteidiger (!), wurde auch eine Kaution in der Höhe von 160.000 Euro wie für einen Schwerverbrecher verhängt.

Das erste Treffen fand am Cocoa Beach in Florida statt, danach ging es in ein Hotel zur fatalen Liebesnacht. (Bild: stock.adobe.com/Creative Studio 79)
Das erste Treffen fand am Cocoa Beach in Florida statt, danach ging es in ein Hotel zur fatalen Liebesnacht.
Im Brevard County Jail herrschen raue Sitten. Das muss jetzt seit Ende April auch Marc D. am eigenen Leib erfahren.  (Bild: IMAGO/USA TODAY Network)
Im Brevard County Jail herrschen raue Sitten. Das muss jetzt seit Ende April auch Marc D. am eigenen Leib erfahren. 

Mutter hat Zweitjob angenommen
Eine Summe, die seine Familie in Österreich wohl nie stemmen werden kann. Ihr ganzes Geld geht schon für das Überleben von Marc drauf: „Er friert in der Nacht und bekommt schlechte Gefängnisnahrung. Wir mussten ihm jetzt ein schwer überteuertes Langarm-Shirt und gesundes Essen bestellen. Das kostet uns Hunderte Euro im Monat. Ich habe einen Zweitjob angenommen, und wir verkaufen unser ganzes Hab und Gut“, schildert D. die finanzielle Misere. Immer wieder stockt ihr im „Krone“-Gespräch in einem Wiener Café der Atem, ringt sie mit den Tränen.

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Er friert in der Nacht und bekommt schlechte Gefängnisnahrung. Wir mussten ihm jetzt ein schwer überteuertes Langarm-Shirt und gesundes Essen bestellen.

Die besorgte Mutter zur „Krone“

Nach dem ersten Schock wandte sich die Familie von Marc naturgemäß auch an die heimischen Behörden. Deshalb vertritt ihn auf rot-weiß-rotes Geheiß auch vorerst noch ein örtlicher Anwalt zum Mindesttarif. „Seit Bekanntwerden der Verhaftung stehen die Botschaft in Washington sowie das Honorarkonsulat in Orlando mit dem Staatsbürger, dessen Angehörigen und den lokalen Behörden im Austausch. Dem Betroffenen geht es den Umständen entsprechend gut. Wir setzen uns weiterhin dafür ein, ihn bestmöglich zu betreuen“, bestätigt eine Sprecherin des Außenministeriums.

Prozessstart dauert noch – es drohen 30 Jahre Haft
Ein Funken Hoffnung für Verena D., aber mehr auch nicht. Denn ob ihr 24-jähriger Marc jemals wieder einen Hauch von Freiheit spüren darf, steht auf des Messers Schneide. Sein Strafmaß in dem US-Bundesstaat liegt bei 30 Jahren Haft! In einem US-Gefängnis bedeutet das wohl höchste Todesgefahr. Vor allem mit diesem schrecklichen Vorwurf, ein Kinderschänder zu sein.

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