Die Bilder von Deutschfeistritz gingen um die Welt. Fast 100 Menschen wurden gerettet – teilweise mussten sie mit einer Leiter aus den Fluten in den ersten Stock klettern. Die Helfer blicken auf dramatische Stunden zurück. Mehr als nur einmal riskierten Einsatzkräfte und Passanten ihr Leben.
Die Sonne scheint über dem Feuerwehrhaus in Deutschfeistritz. Genau eine Woche ist seit den verheerenden Unwettern vergangen. Kommandant Andreas Reiter hat seine Kameraden zusammengetrommelt. Feuerwehrleute aus Eisbach-Rein, Gratkorn, Peggau, Frohnleiten, Übelbach, Berndorf und noch vielen Orten mehr sind dem Ruf gefolgt. „Ich möchte mich bei euch für die Unterstützung bedanken!“, sagt Reiter. Und Bürgermeister Michael Viertler, selbst schwer vom Hochwasser getroffen, ergänzt: „Es ist euer Verdienst, dass kein Mensch zu Schaden kam.“
Die dramatischen Bilder des Jahrhundert-Hochwassers haben noch alle im Kopf. „Der Einsatz hat bei allen Spuren hinterlassen“, sagt Martin Hiebler, stellvertretender Kommandant in Deutschfeistritz. „Man realisiert erst Tage später, welche Lebensgefahr mit den Einsätzen verbunden war“, seufzt Reiter. Vor allem, da man so ziemlich alle Betroffenen im kleinen Ort persönlich kennt.
„Da verspürst du keine Angst, das ist Instinkt“
Dass es nur sieben Leichtverletzte gab und tatsächlich niemand ums Leben kam, grenzt tatsächlich an ein riesengroßes Wunder, bedenkt man die gewaltigen Wassermassen. Am Freitag flossen pro Sekunde 65 Kubikmeter Wasser in Deutschfeistritz durch. Am Samstag waren es dann unfassbare 140 Kubikmeter.
„Doch da ist trotzdem ein Instinkt zu helfen, das ist schwer zu erklären“, erzählt Hans-Jürgen Lindenau von einer Menschenrettung im Übelbach, der zum reißenden Fluss wurde, während Hagelkörner auf die Helfer einprasselten. „Ohne nachzudenken, sind wir hineingesprungen. Da spürst du keine Angst.“ Mit seinen Kameraden und Leitern bildeten sie eine Menschenkette und haben ein Ehepaar aus ihrem Fahrzeug und vor dem möglichen Ertrinken gerettet.
Der Bundesheerler ist durch die reißenden Fluten runtergeschwommen zu den im Auto eingeschlossenen Personen. Er ist wirklich der Held des Tages.
Hans-Jürgen Lindenau (FF Deutschfeistritz)
Auch am Greith war die Situation zeitgleich dramatisch. „Wir konnten zu der Einsatzadresse gar nicht zufahren, weil alles überschwemmt war“, schildert Markus Untersteiner. Alleine wollte er sich zuerst ein Bild von der Situation machen und seine Kameraden nicht gefährden. „Da war ein See. Die Flut hat mir faustgroße Steine entgegengeschleudert.“ Doch unter Einsatz des eigenen Lebens gelang es auch dort, Mutter und Tochter und ihre zwei Hunde zu retten. „Beide Tiere haben nur gezittert.“
Insgesamt wurden 94 Menschen gerettet, davon 13 unter Lebensgefahr. Unvergessen die in den Wassermassen verkeilten Autos in der Kirchberggasse. Das Video mit seiner ganzen Dramatik ging um die Welt.
„Fast von der Strömung unters Auto gezogen!“
„Es war wirklich wild“, erzählt uns Emanuel Stanojevic, den wir zufällig beim Ortsaugenschein treffen. Von seinem Fenster aus sah er, dass in einem Fahrzeug zwei Leute festsaßen. Ohne zu zögern, schwamm der Berufssoldat vom Jägerbataillon 17 zu der Stelle. Er wollte gerade aufs Fahrzeug klettern, als die Strömung stärker wurde.
„Es war knapp, ich wurde fast unter das Auto gezogen.“ Er zerrte die Leute aus dem Pkw, auch Manuel Reinisch und Marton Gazdag vom nahen Kebab-Lokal kamen zu Hilfe. Es gelang, die Insassen über eine Leiter in eine Wohnung im ersten Stock zu retten. „Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung, war einfach überwältigend“, betont Kommandant Reiter.
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