Durch die Abgänge von Goalie Timo Horn und Andreas Ulmer wird Vizemeister Red Bull Salzburg noch jünger. Dabei wäre Erfahrung im Kader doch so wichtig. Vor allem, wenn man auf die großen Herausforderungen blickt, die Salzburg in der kommenden Saison erwartet. „Standpunkt“ – eine Kolumne von „Krone“-Redakteur Sebastian Steinbichler.
Oida“ ist ein Ausruf, den vor allem die jüngeren Menschen in diesem Land verwenden. Umgangssprachlich für „Alter“. In seinem Anwendungsbereich ist dieses Wort aber vielseitig einsetzbar. Entweder als Ausdruck der Enttäuschung, des Staunens oder wenn man einmal wütend ist – nur um drei Beispiele zu nennen. Auch in der Kabine von Vizemeister Red Bull Salzburg wird deshalb der eine oder andere Spieler immer wieder einmal „Oida“ sagen. Weil es eben zur Altersstruktur des Bullen-Kaders passt. Von der angesprochenen Bedeutung ist aber noch weniger zu sehen als in den Jahren davor. Schließlich verloren die Bullen in den vergangenen Wochen zwei richtig alte Kicker – zumindest in Relation zu ihren Mannschaftskollegen.
Wie lange geht das gut?
Zunächst ging die erfolgreiche Ära von Andreas Ulmer (38) nach 22 Titeln im Bullen-Dress zu Ende. Am Freitag wurde noch dazu der Abschied von Goalie Timo Horn bekannt gegeben. Der Deutsche, 31 Jahre alt, wurde vor allem für die Kabine geholt. Einer, der den Jungen mit seiner Erfahrung Halt gibt, sie unterstützt und lenkt. Salzburgs „Jugendwahn“ hat damit noch vor dem Einstand von Pepijn Lijnders auf der Trainerbank ein neues Level erreicht. Stammtormann Alexander Schlager ist mit 28 Lenzen aktuell der Älteste im Kader.
Es steht außer Frage, dass dieser Weg in der Vergangenheit sehr erfolgreich war. Mit dieser Ausrichtung haben sich die Bullen europaweit einen Namen gemacht und sind etwa ins Achtelfinale der Champions League eingezogen. Doch kann dieses System auf Dauer und langfristig gesehen funktionieren? Diese Frage sollten und werden sich die Verantwortlichen rund um Sportboss Bernhard Seonbuchner, Lijnders und Co. sicher auch stellen. Denn beim Blick auf die kommende Spielzeit steht fest: Es warten riesengroße Herausforderungen auf die Bullen!
In der Qualifikation für die Königsklasse, wo die Mozartstädter im August in der dritten Runde einsteigen, muss die Mannschaft schon früh über sich hinauswachsen. In der Liga gilt es, 32 Spiele lang ans Maximum zu gehen, um am Ende ganz oben zu stehen. Dann wartet zum Abschluss noch die Klub-Weltmeisterschaft in den Vereinigten Staaten. Nur zum Einstreifen der Prämien – kolportierte 50 Millionen Euro an Startgeld soll es geben – werden die Bullen sicher nicht über den großen Teich fliegen.
Die Mischung macht’s!
Deshalb wird das Telefon eines Salzburger Sportdirektors selten so heißgelaufen sein wie das von Seonbuchner in diesen Tagen und in den kommenden Wochen. Wer geht den Neustart unter Lijnders mit, wen holt man dazu, wen möchte man loswerden? Alles Fragen, die nach einer titellosen Saison – immerhin der ersten seit 2012/13 – drängender denn je sind. Neben vielen starken Talenten wird es auch Spieler brauchen, die für Ruhe sorgen, auf die man in jeder sportlichen Drucksituation zählen kann. Spieler, die schon viele verschiedene Situationen durchlebt haben. Wie es Typen wie Horn und Ulmer waren. Auch wenn sie auf dem Platz nicht (mehr) die ganz große Rolle spielten.
Deshalb muss Salzburg wieder Ja zum Alter sagen, ohne seinen Jugendwahn komplett abzulegen. Schließlich gilt: „Eine gute Mischung macht’s!“ Dann wäre „Oida“ auch wieder mehr als nur ein Ausruf. Sondern vielleicht auch eine Bezeichnung für einen „älteren“ Mitspieler.
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