Tirol stark betroffen

Grünes EU-Gesetz: Tag der Freude und des Zorns

Tirol
17.06.2024 19:00

Das EU-Renaturierungsgesetz wird aus Tiroler Sicht sehr unterschiedlich gesehen: LHStv. Josef Geisler spricht von einem „Anschlag auf die Bäuerinnen und Bauern“, Umweltanwalt Walter Tschon hebt die positiven Aspekte hervor. Und der Grüne Landeschef teilt gegen die ÖVP aus. 

Erst vor kurzem waren alle österreichischen Umweltanwältinnen und -anwälte zu Gast am Kaunertaler Gletscher. In der Abschlusserklärung wurde das EU-Gesetz zur Renaturierung ausdrücklich begrüßt: „Viele europarechtlich geschützte Lebensräume sind in keinem günstigen Erhaltungszustand. Auch in Tirol“, führt der stv. Umweltanwalt Walter Tschon dazu aus.

Freudentag für Umweltanwalt Walter Tschon: „Für die Produktion von Nahrungs- mitteln ist eine intakte Natur unverzichtbar!“ (Bild: Birbaumer Christof)
Freudentag für Umweltanwalt Walter Tschon: „Für die Produktion von Nahrungs- mitteln ist eine intakte Natur unverzichtbar!“

EU-Gesetz ein Meilenstein für Naturschutz
„Zahlreiche Fließgewässer verfehlen die EU-Kriterien für einen guten ökologischen Zustand, ebenso ein Großteil der Moore, von denen eines der größten, nämlich jenes im Platzertal, akut durch das Kraftwerksprojekt bedroht ist. Beinahe täglich steht hoher Bodenverbrauch auf der Tagesordnung. Aber ohne intakte Natur gehen auch in Tirol unsere Lebensgrundlagen und Handlungsoptionen schrittweise verloren“, analysiert Tschon die Lage.

Das EU-Gesetz werde daher ausdrücklich begrüßt. Es sei ein Meilenstein: „Klimaschutz und Naturschutz gehören zusammen.“ Auf die Bedenken der Landwirtschaft sei in mehreren Runden eingegangen worden, betont Tschon: „Verpflichtende Stilllegungen sind nicht vorgesehen. Es sollen auch keine Enteignungen zum Tragen kommen.“

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Renaturierung bedeutet, eine leistungsfähige Landwirtschaft zu erhalten. Mit natürlicher Bestäubung durch Bienen statt immer mehr Dünger für den Ertrag.

Grünen-Chef Gebi Mair

„Nicht Gewissen, sondern Wahlkampf geschuldet“
LHStv. Josef Geisler hingegen ist sauer auf die Grünen: „Ministerin Leonore Gewessler hat gegen den ausdrücklichen Willen der Länder und gegen jeglichen Sachverstand ein auch rechtlich höchst bedenkliches Stimmverhalten an den Tag gelegt. Der Natur ist weder mit dieser Verordnung noch mit dem Abstimmungsverhalten der grünen Ministerin geholfen“, sagte Geisler am Montag.

LHStv. Josef Geisler ist verärgert: „Unser Land und das Klima profitieren von dieser Verordnung nicht!“ (Bild: Birbaumer Christof)
LHStv. Josef Geisler ist verärgert: „Unser Land und das Klima profitieren von dieser Verordnung nicht!“

Tirol hat laut LHStv. Geisler schon höchste Standards
„Es ist auch nicht ihrem Gewissen, sondern einzig und allein dem Wahlkampf geschuldet. Denn unser Land und das Klima profitieren von dieser Verordnung nicht.“ Anstatt ganze Landstriche wieder in Sumpf zu verwandeln, müsse man die regionale Lebensmittelproduktion und Versorgung absichern. Wiesen und Weiden seien gemeinsam mit dem Wald der beste CO2-Speicher. „Wir haben bereits höchste Umweltstandards. Mehr als ein Viertel der Landesfläche steht unter Schutz. Diese Verordnung würde deshalb die wertvollen Flächen in den Tälern treffen. Die Bundesländer, der Bundeskanzler und Minister Norbert Totschnig werden alle rechtlichen Mittel ausschöpfen, um diesen Anschlag auf unseren Bäuerinnen und Bauern und auf den Wirtschaftsstandort abzuwehren“, betont Geisler.

Leistungsfähige Landwirtschaft erhalten
Für Tirol bedeute dies eine große Chance, den Erhalt von Lebewesen und Lebensräumen für die Zukunft der jungen Generation zu erhalten, erläuterte der Tiroler Grünen-Chef Gebi Mair. „Renaturierung bedeutet, eine leistungsfähige Landwirtschaft zu erhalten. Mit natürlicher Bestäubung durch Bienen statt immer mehr Dünger für den Ertrag. Mit Singvögeln in der Luft und Fischen im Wasser. Das sollte die Volkspartei eigentlich freuen, wenn sie ihren christlich-sozialen Auftrag ernst nimmt“, ist Mair überzeugt.

„Landwirte weiter als der Bauernbund“
Für Tirol heiße es nun, nicht weiter Fake-News im Kampf gegen das Artensterben zu erfinden, sondern die Chance zu nutzen. „Es wird finanzielle Mittel für die Renaturierung geben. Gemeinsam mit unserer regionalen Landwirtschaft können wir diese Gelegenheit ergreifen. Viele Landwirtinnen und Landwirte sind hier schon wesentlich weiter als ihre angeblichen Vertreter im Bauernbund. Diese vertreten nämlich nicht die Interessen der Landwirtschaft der Zukunft“, ist Mair überzeugt. 

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