Die Gemeinde Neustift im Tiroler Stubaital reagiert nicht auf Anwaltsbriefe des Alpenvereins Innsbruck, eine Almgemeinschaft will extra Geld für Fahrten ins Oberbergtal. Der Hüttenwart spricht von einem „Skandal“.
Zuerst das Positive: Die Franz-Senn-Hütte bei Neustift hat wieder regulär geöffnet. Tagesgäste bleiben aber wohl auch heuer größtenteils aus. Der Grund: Der Notweg von Seduck nach Oberiss ist – trotz Krisengipfels bei LHStv. Josef Geisler (ÖVP) – für die Allgemeinheit weiter gesperrt. Tagesausflügler müssen daher eine doppelt so lange Gehzeit zu dem bekannten Schutzhaus auf sich nehmen – gerade für Familien mit Kindern ein fast unmögliches Unterfangen.
Freie Fahrt nur für Pächter und Lieferanten
„Nach aktuellem Stand dürfen nur die Hüttenpächter sowie Lieferanten über den Notweg bis nach Oberiss fahren“, ärgert sich Winfried Schatz, Hüttenwart des Alpenvereins Innsbruck, dem die Senn-Hütte gehört. Der Alpenverein möchte ebenfalls freie Fahrt für E-Biker und Biobiker sowie Taxis und Shuttledienste.
Wir haben am Montag bereits den dritten Anwaltsbrief in der Angelegenheit an die Gemeinde geschickt. Die bisherigen beiden Schreiben wurden nicht beantwortet.
Winfried Schatz, Hüttenwart Alpenverein Innsbruck
Almgemeinschaft will zur Kasse bitten
Dies verhindert derzeit aber die Almgemeinschaft Stöckler- und Schallergrubalpe. Die geschäftstüchtigen Mitglieder grätschten nachträglich in die Verhandlungen hinein und verlangen finanzielle Entschädigungen durch Taxi- und Shuttledienste.
Dritter Anwaltsbrief an die Gemeinde
Die Gemeinde Neustift sei in diesem Zusammenhang gefordert, betont der Alpenverein. Die hat freilich schon zwei Anwaltsbriefe des Alpenvereins zu dem Thema unbeantwortet lassen. „Am Montag haben wir den dritten Brief abgeschickt. Er ist abermals freundlich gehalten“, sagt Schatz im Gespräch mit der „Krone“.
Was ist rechtliche Basis für Sperre des Talwegs?
„Wir verlangen in dem Schreiben die Zufahrtsmöglichkeit für Radfahrer und den öffentlichen Verkehr“, informiert der Hüttenwart. Außerdem will der Alpenverein endlich wissen, auf welcher rechtlichen Basis der Hauptweg durch das Oberbergtal überhaupt gesperrt sei. Der Alpenverein hat ja – wie berichtet – eine Risikoabwägung erstellen lassen. Darin sieht der Sachverständige bei einer Fahrt nach Oberiss kein höheres Risiko als sonst im Stubaital. Grundlage für eine Sperre des – an sich befahrbaren – Weges gebe es jedenfalls keine.
„Bürgermeister macht nichts“
„Der Bürgermeister tut nicht weiter, die Angelegenheit ist inzwischen ein Skandal“, wettert Schatz. Und er denkt in größeren Zusammenhängen: „Wenn überall in Tirol Grundbesitzer Wege in Täler sperren würden, hätten wir keinen Tourismus mehr.“
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