Wiener Bestattung:

„Viele haben Angst, das Falsche zu sagen“

Wien
01.11.2024 13:44

Zugehörige nehmen klassische Begräbnisse von Verstorbenen oft als unpersönlich und belastend wahr – etwas, das Ulrike Friedl und Yvonno Leeb mit ihrem neuen Projekt „Tamo Bestattungen“ ändern wollen. Worum es dabei geht und was Trauernden hilft, hat krone.at bei den beiden Bestattenden nachgefragt.

„Wir sind uns in der Arbeit begegnet und hatten beide Interesse daran, in Wien ein alternatives Bestattungsunternehmen zu eröffnen“, sagt Yvonno Leeb. „Tamo“ gibt es seit Anfang Mai, der Schwerpunkt ist die Begleitung der Zugehörigen zwischen dem Tod und der Beisetzung. „Wir sprechen von Bezugsbestattung. Wenn ich das Telefon abhebe, dann komme auch wirklich ich zur Abholung (der oder des Verstorbenen, Anm.)“, führt Leeb aus. Dabei werde versucht, die Hektik herauszunehmen und einen Rahmen für ein ruhiges Verabschieden zu schaffen.

Von links: Yvonno Leeb und Ulrike Friedl von „Tamo Bestattungen“ (Bild: Carolina Frank)
Von links: Yvonno Leeb und Ulrike Friedl von „Tamo Bestattungen“

Bestattung als Care-Arbeit
Wie die weitere Unterstützung bis zur Beisetzung aussieht, hängt von den Zugehörigen ab. Das können etwa Rituale, die Organisation eines Pfarrers für ein Begräbnis oder auch die eines Konzerts oder einer Trauerrede sein.

Zudem organisiert „Tamo Bestattungen“ auch Dokumente wie die Sterbeurkunde, hilft im Kontakt mit Versicherungen und bei Abmeldungen. Solch organisatorische Dinge könnten in der Phase der Trauer überfordernd und nervig sein. „Wir übernehmen aber nicht alles, sondern schauen, dass Menschen in die Selbstwirksamkeit kommen. Wir verstehen unsere Tätigkeit als Care-Arbeit“, sagt Ulrike Friedl, die ausgebildete Trauerbegleiterin ist und Reden schreibt.

Obwohl die Bedürfnisse der Menschen sehr unterschiedlich sind, suchen sie alle nach etwas Tröstlichem. Das könnten kleine Dinge wie schöne Blumen sein, eine wirklich passende Trauerrede oder manchmal auch eine letzte Begegnung mit den Verstorbenen. Ein weiterer wichtiger Punkt: Die verstorbene Person – ihr Charakter und ihre Lebensgeschichte – soll im Abschied sichtbar sein. „Tamo Bestattungen“ möchte Trauernde ermutigen, ihren Weg persönlich zu gestalten.

„Menschen entwickeln sich dadurch auch“
„Trauer hat viele Gesichter“, sagt Ulrike Friedl. Menschen könnten nicht nur aus der Bahn geworfen werden, sondern sich dadurch auch entwickeln. Diese Perspektive werde in öffentlichen Debatten noch wenig aufgegriffen. Insgesamt gebe es heute aber den Trend, dass Trauer sichtbarer sein dürfe. Das sei gut so, sind sich die beiden einig. Sie schlagen mehr Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit vor, beispielsweise Workshops für Lehrpersonal, Schülerinnen und Schüler sowie an Arbeitsplätzen. Das könne die Situation für Zugehörige bei einem Todesfall verbessern und dazu beitragen, dass es normaler werde, über Tod und Trauer zu sprechen.

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Viele haben Angst, das Falsche zu sagen oder zu machen. Ganz falsch ist es aber, den Kontakt zu Trauernden zu vermeiden.

Yvonno Leeb, Bestattung Tamo

„Viele haben Angst, das Falsche zu sagen oder zu machen. Ganz falsch ist es aber, den Kontakt zu Trauernden zu vermeiden“, sagt Leeb. Die Empfehlung lautet, Betroffenen nicht aus dem Weg zu gehen, das Gespräch zu suchen, vielleicht Zeit miteinander zu verbringen und zu fragen, ob Unterstützung nötig sei. Bereits kleine Dinge wie gemeinsames Einkaufen und Kochen könnten helfen. Wer sich unsicher sei, könne sich bei anderen Rat holen und die betroffene Person nach ihren Bedürfnissen fragen.

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