Martin Stranzl – unter anderem bei Stuttgart, Spartak Moskau und Gladbach aktiv – war auch jahrelang ein fixer Bestandteil des ÖFB-Teams. In der „Krone“ sprach der 44-Jährige über Österreichs 0:1-Niederlage gegen Frankreich bei der EURO in Deutschland.
Das 0:1 gegen den Weltmeister von 2018 wirkt nach. Österreichs Nationalteam muss die Akkus wieder aufladen, die Niederlage schnell aus den Köpfen bekommen.
Österreichs langjähriger Teamverteidiger (56 Einsätze) Martin Stranzl war in Düsseldorf dabei und analysiert in der „Krone“ die Pleite gegen Frankreich.
Österreichs Performance: „Grundsätzlich war das schon ganz gut. Obwohl man sagen muss, dass wir nie wirklich unsere Stärken auf den Platz bringen konnten. Soll heißen, dass ein paar entscheidende Details gefehlt oder nicht so funktioniert haben, um eine Mannschaft wie Frankreich wirkich schlagen zu können. Die aufopferungsvolle Leistung war da, der Kampf bis zum Schluss vorhanden. Das war top und zeigt, dass unsere Burschen absolute Fighter sind, das Herz auf dem Platz lassen.
Aber die Pressingmomente waren wenig gegeben, das hat allerdings sehr viel mit der Klasse der Franzosen zu tun. Und wenn wir dann den ein oder anderen Raum aufgemacht haben – offensiv – brauchten wir leider zu lange. Der Spielaufbau war oft zu langsam, dann waren die sich bietenden Räume schnell geschlossen.
Wir hatten auch einige ‘Hallo-Wach-Momente‘, in denen wir leere Meter machten. Das spielte Frankreich in die Karten.
Ex-Teamkicker Martin Stranzl
Wir hatten auch einige ‘Hallo-Wach-Momente‘, in denen wir leere Meter machten. Das spielte Frankreich in die Karten und kostet immense Kraft. Leider hat uns auch die Tiefe gefehlt, die Beweglichkeit in der letzten Linie. Da war das Spiel zu statisch, da hätte ich mir noch mehr Mut zum Risiko gewünscht, um Nervosität beim Gegner zu erzeugen.“
Die Stärken der Franzosen: „Sie wissen einfach, was zu tun ist – und das gefühlt immer. Über Frankreichs Qualität braucht man nicht reden, die ist einfach brutal. Sie haben sich auch extrem gut auf unser Spiel eingestellt, von Beginn an. Wenn wir das Zentrum überladen haben, gab´s den Pass auf die Seite. Dort hatten sie mit Mbappe und auch Dembele einen Geschwindigkeitsvorteil, dadurch haben sie auch das Feld breit gemacht. Sie warteten auch geschickt den richtigen Moment des Passes ab, der uns immer wieder ins ‘Leo‘ laufen ließ.
Sie haben auch immer eine Antwort auf ein hohes Anlaufen gefunden, das hatte ich bei den Gegnern davor so nicht gesehen. Auch wenn Frankreich nicht den besten Tag erwischte, war´s eine abgeklärte Leistung, sie wussten, was notwendig ist. Die Auftritte der ‘Les Bleus‘ haben sehr viel mit Routine und Erfahrung zu tun. Das zeichnet eine Top-Nation aus und ist am Ende auch eine Qualitätsfrage.“
Was besser werden muss: „Das kann man schwer verallgemeinern. Frankreich hat eine der besten Mannschaften der Welt, mit vielen Ausnahmekönnern. Aber der Fokus auf die eigenen Stärken ist wichtig, Kleinigkeiten sind am Ende entscheidend. Ich würde mir wünschen, dass wir uns mehr für den Aufwand den wir betreiben, belohnen. Wir dürfen uns nicht aus dem Block locken lassen – denn dann müssen wir noch mehr Meter abspulen, Lücken schließen – auf Kosten der Kompaktheit. Auch Laimer und Sabitzer, die normalerweise unser Spiel lenken und das Heft in die Hand nehmen, waren nicht so präsent wie gewohnt.
Doch den beiden Führungsspielern traue ich zu, dass sie noch entscheidend werden können bei dieser EURO. Und in den Ballbesitzphasen müssen wir ruhiger sein – und den Umschaltmoment besser erkennen und dann auch ausnutzen. Und am Wichtigsten: Die sich bietenden Chancen nutzen. Solch Baumi-Situationen vor dem Tor braucht´s häufiger – die müssen wir dann aber auch verwerten.“
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