„Forschung machtlos“
Neapel nervös: Zahl der Beben steigt sprunghaft an
Die Phlegräischen Felder in Italien kommen einfach nicht zur Ruhe. Erneut riss ein Beben die Bewohner Neapels und der Umgebung nachts aus dem Schlaf. Die Zahl der Beben ist kürzlich sprunghaft angestiegen. Die „Krone“ sprach mit einem Wiener Geologen: „Die Wissenschaft ist machtlos. Jetzt ist die Politik am Zug!“
Die Schulen und öffentlichen Einrichtungen in Pozzuoli und Bacoli sowie anderen betroffenen Gemeinden blieben am Dienstag geschlossen. Erst wollen Statiker sicherstellen, dass nach einem Erdbeben in der Nacht davor keine Einsturzgefahr besteht.
Es war 3.58 Uhr, als Erdstöße der Stärke 3,4 die Region um die Phlegräischen Felder erschütterten. Sie rissen viele Bewohner Neapels und der Umgebung abrupt aus ihrem Schlaf. Vor allem in den Vierteln Bagnoli und Fuorigrotta sowie auf der Insel Procida liefen Menschen in Panik auf die Straßen und verbrachten den Rest der Nacht im Freien.
Das Epizentrum lag vor Arco Felice im Meer – in einer Tiefe von fast drei Kilometern. Schon wenige Stunden zuvor – um 21.30 Uhr und 19.29 Uhr – waren in der Gegend schwächere Beben der Stärke 1,8 und 1,3 registriert worden. Sie entstehen, wenn sich die Erdkruste durch den Druck von aufsteigendem Magma ausdehnt und schließlich reißt.
„Wir erleben derzeit eine erhöhte Aktivität wie schon lange nicht mehr“, erklärt Mag. Robert Supper, Leiter der Geologischen Bundesanstalt in Wien. „Doch wie es in den kommenden Monaten weitergeht, ist schwer absehbar.“
Er erklärte, dass er bereits Messungen in der Region durchgeführt und die Gegend mit einem Hubschrauber überflogen habe: „Ich habe bei meinen Überflügen viele Schwarzbauten gesehen, was die Lage zusätzlich kompliziert.“ Denn: Die größte Gefahr sieht er in der Statik der Gebäude. „Drängt Magma nach oben, kann sich der Boden um bis zu zwei Meter heben. Für solche Häuser ist das verheerend“, so Supper.
Politische Vertreter in Italien, unter ihnen der Minister für Zivilschutz und Meerespolitik, Nello Musumeci, trafen sich zu einem Krisengipfel, um über notwendige Maßnahmen und den möglichen Einsatz des sogenannten Sisma Bonus zu beraten. Er ist ein Steueranreiz, der es den Steuerzahlern ermöglicht, einen Teil der Ausgaben für Maßnahmen zur Erdbebensicherung an Gebäuden abzusetzen.
„Es ist vor allem die Politik, die nun handeln muss, nicht die Wissenschaft“, betont Supper. „Wir können nichts anderes tun als messen.“ Doch auch das ist wegen der dichten Bebauung kaum möglich. Immerhin, einige Schulen wurden bereits aus gefährdeten Gebieten umgesiedelt.
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