Zwei der weltbesten Streichquartette, das Belcea Quartet und das Hagen Quartett, gaben sich bei der Schubertiade in Schwarzenberg die Klinke in die Hand.
Die Schubertiade ist ein Festival, wo es ums ganz Feine geht, um Interpretationsvergleiche vor allem. Besonders gut waren solche möglich, als am Sonntagabend das international besetzte Belcea Quartet und am Montagnachmittag das österreichische Hagen Quartett spielten, zumal es quasi nahtlos jeweils eines der magischen späten Kompositionen Beethovens zu hören gab.
Zwischen dem Belcea Quartet und dem Hagen Quartett gibt es keinen Unterschied in der Qualität, beide repräsentieren ihre Kunstform auf dem denkbar höchsten Niveau. Die drei Geschwister Lukas (Violine), Veronika (Viola) und Clemens Hagen (Cello) mit dem zweiten Geiger Rainer Schmidt sind seit ganz langem ein eingeschworenes Team, ihr Klang ist dicht verschmolzen, jedoch keineswegs undifferenziert. Sie spielen ungemein feinsinnig und aufmerksam, was allerdings zuweilen spannungsarm wird. In Schuberts „Rosamunde“-Quartett etwa hätte man sich in den beiden letzten Sätzen schon knackigere Klänge vorstellen können. Magisch gelangen jedoch mit dieser Musizierhaltung die langsamen Sätze, bei Beethovens Opus 135 etwa oder bei Haydns Quartett „Sonnenaufgang“.
Freilich hatte das Hagen Quartett ein ungewohnt unruhiges Publikum, dessen Beifall es dennoch mit Puccinis „Crisantemi“ bedankte.
Nie erlahmende Spannung
Hoch konzentriert hörten die Besucher bereits am Sonntagabend dem Belcea Quartet zu, und das will etwas heißen, denn dessen Programm war herausfordernd. Neben Beethovens Opus 18/4 und dem Quartett Opus 127 spielten die Musiker Béla Bartóks Quartett Nr.1, 1910 als erstes von sechs Quartetten des Meisters uraufgeführt.
Dieses kompromisslose Destillat musikalischer Ideen fordert Musiker wie Hörer gleichermaßen (die Proben zur Uraufführung zogen sich über ein ganzes Jahr). Das Belcea Quartet, zu dem erst kürzlich als neue zweite Geige Suyeon Kang dazukam, ist ein Zusammenschluss von sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten, die faszinierend aufeinander eingehen.
Daraus ergibt sich eine nie erlahmende Spannung, zumal alle vier, besonders aber Primaria Corina Belcea, frappierende Meister ihres Instrumentes sind. Auch an diesem gewichtigen Abend gab es eine Zugabe: Das „Andantino“ aus Claude Debussys einzigen Streichquartett.
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