Langsam, aber doch scheint sich die Schockstarre in der Tiroler Volkspartei nach den jüngsten Wahlniederlagen (Innsbruck und EU-Parlament) etwas zu lösen. Denn plötzlich kommen neue Töne vom Parteichef.
Bei der Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl kam die am Wahlzettel gut „versteckte“ Partei, die unter dem Namen „Florian Tursky – Das Neue Innsbruck“ angetreten war, gerade einmal auf 10,15 Prozent. Diese „Fast-Einstelligkeit“ bedeutete das historisch schlechteste Ergebnis überhaupt bei einem Wahlgang in Tirol. Wenige Wochen später setzte es bei der EU-Wahl mit fast 13 Prozent ein Minus, das sich ebenfalls gewaschen hatte.
Selbst die Konkurrenz war überrascht
Dies war möglicherweise eine Art Weckruf, zumindest für die Tiroler VP, zumindest für LH Anton Mattle, zumal ja die Nationalratswahl schneller da sein wird, als man glaubt. Mattle wird ja allgemein nachgesagt, sich zwar für alles zu interessieren, aber sich selten bis gar nicht nach außen hin zu positionieren. Dieser Tage machte er das.
In Österreich bricht der Mittelstand weg, weil jene, die in ihrer Arbeit Leistung erbringen, immer weniger, die Nutznießer des Systems aber immer mehr werden.
LH Anton Mattle
So klar, dass selbst die Konkurrenz etwas überrascht war. Das Stichwort lautete „Leistung“. Diesbezüglich kritisiert er die immer größer werdende Zahl an Sozialschmarotzern im Land. Zwar nicht wörtlich, aber wie folgt: „Die Menschen sind es leid, dass sie das Gefühl haben, in das System für andere einzuzahlen und selbst nichts herauszubekommen. In Österreich bricht der Mittelstand weg, weil jene, die in ihrer Arbeit Leistung erbringen, immer weniger, die Nutznießer des Systems aber immer mehr werden.“
Punkt. Pause. Nachsatz: Wenn die Volkspartei in Zukunft wieder Erfolg haben wolle, dürfe sie nicht nur vom Leistungsgedanken reden, sondern müsse auch etwas für Leistungsbereite tun.
Die ÖVP darf sich vom jetzigen oder einem zukünftigen Koalitionspartner nicht bremsen lassen.
LH Anton Mattle
Landeshauptmann zeigt Kanten und Ecken
Mattle unmissverständlich in Richtung derzeitige, eher nur mehr dahinvegetierende schwarz-grüne Koalition auf Bundesebene: „Die ÖVP darf sich vom jetzigen oder einem zukünftigen Koalitionspartner nicht bremsen lassen.“ Damit meint er im Heute und Jetzt die Grünen und künftig wohl die Sozialdemokraten. Denn eine Koalition mit der FPÖ schließt Mattle bekanntlich kategorisch aus.
Politbeobachter sind sich aber einig, dass Tirols Landeshauptmann mit diesen Aussagen endlich jene Kanten und Ecken zeigt, die man von ihm schon bei anderen Themen gerne gesehen hätte. Etwa bei der unsäglichen Diskussion zum Projekt Management Center Innsbruck (MCI) neu usw.
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