Ein Drittel der Krankenhaus-Mediziner in Oberösterreich hat Nebenjobs. Ein Verbot für Wahlpraxen wie in Wien ist ob der Enns derzeit aber noch kein Thema. Denn noch scheint unklar, ob sich ein solcher Schritt günstig auf das öffentliche Gesundheitssystem auswirken könnte.
„Stadt Wien dreht Spitalsärzten die Privat-Ordinationen ab“ – das titelte die „Krone“ am vergangenen Wochenende. Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SP) hatte angekündigt, mit Jahreswechsel verbieten zu wollen, dass Ärzte, die nur wenige Stunden in Krankenhäusern arbeiten, eine Wahlarztpraxis betreiben.
Wo heimische Mediziner nebenbei arbeiten
Auch in Oberösterreich haben viele Mediziner mehrere Jobs. Ein Drittel der rund 2800 bei der OÖ Gesundheitsholding (dem größten Spitalsbetreiber des Landes) beschäftigten Ärzte besitzt eine Genehmigung für eine Nebenbeschäftigung. Allerdings fallen darunter nicht nur Tätigkeiten als Wahlarzt, sondern auch Lehrtätigkeiten an Fachhochschule und Universität, Jobs als Gutachter oder Sachverständige sowie Tätigkeiten in Verbänden.
320 Spitalsärzte der Gesundheitsholding arbeiten tatsächlich gleichzeitig auch in einer Privat-Ordination – das sind rund elf Prozent aller Krankenhaus-Doktoren. Tragen sie zur Personalnot in vielen Krankenhäusern bei, weil sie statt Vollzeit in öffentlichen Kliniken zu arbeiten, vermehrt in ihren Wahlpraxen stehen? Wohl nur zum Teil.
Denn: Rund 450 Fachärzte in den Spitälern der Gesundheitsholding arbeiten Teilzeit, aber „nur“ jeder vierte von ihnen betreibt eine Privat-Ordination.
Diese privaten Nebenjobs zu verbieten, wie eben in Wien geplant, ist in OÖ jedenfalls vorerst kein Thema. „Natürlich braucht es eine Diskussion darüber, wie wir Wahlärzte wieder vermehrt für Tätigkeiten in der öffentlichen Gesundheitsversorgung gewinnen können“, sagt LH-Vize und Gesundheitsreferentin Christine Haberlander (VP) dazu auf „Krone“-Anfrage. „Aber ob Verbote dafür die richtige Lösung sind, da bin ich sehr skeptisch.“ Haberlander befürchtet nämlich, dass sich die Mediziner dadurch dann gänzlich aus dem öffentlichen Gesundheitssystem zurückziehen könnten.
Anteil an Wahlärzten steigt weiter an
Unbestritten ist: Der Anteil der teuren Wahlärzte steigt. Besonders eklatant dürfte er im Bereich der Psychiatrie sein. Laut einer Parlamentarischen Anfrage gab es im Vorjahr in Oberösterreich 22 psychiatrische Kassenordinationen – und bereits 75 Wahlarztpraxen.
Viele Patienten werden vor eine Wahl gestellt, bei der es keine richtige Option gibt: warten oder zahlen. Also: Sich mitunter monatelang für einen Facharzttermin im Krankenhaus oder der Kassenordination gedulden, oder für einen Wahlarztbesuch tief in die eigene Tasche greifen.
Das heißt umgekehrt: Die Qualität unserer Gesundheitsversorgung hängt unter anderem von unserem Geldbörsel ab. Ob der Wiener Vorschlag daran etwas ändern kann oder doch ins Gegenteil ausschlägt, wird sich erst weisen. Zumindest ist er ein Versuch, die Wahl zwischen zahlen und warten zu beantworten, mit: weder noch.
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