Syrerin wird Pflegerin

„Österreich hat schon genug getan“

Salzburg
20.06.2024 12:00

Syrien-Türkei-Österreich-Pflegeberuf: Nach dem Horror des Krieges verfolgt eine Syrerin weiter ihren Traum. Sie startet vorerst als Pflegeassistentin der EMCO-Klinik Hallein.

Der Traum, Ärztin zu werden, lebte bei Stera Keyad damals schon. Als der IS (Islamische Staat) im Jahr 2014 nur drei Dörfer von ihrer Heimatstadt Kobane entfernt war, gab es nur eine Möglichkeit: die Flucht. Die damals Zwölfjährige, ihre drei Geschwister und die Mutter ließen alles liegen und stehen – nur Steras Traum bleibt.

Die Familie musste ins türkische Gaziantep fliehen. Wo ist der Vater? Bereits in Österreich. Warum? „Man hätte ihn schon vorher getötet, er musste fliehen“, erinnert sich Keyad und zeigt Verständnis, dass der Vater die Familie zurückgelassen hatte.

Die EMCO-Privatklinik in Bad Dürrnberg oberhalb von Hallein. (Bild: Sandra Hallinger)
Die EMCO-Privatklinik in Bad Dürrnberg oberhalb von Hallein.

Mit dem Flugzeug kamen Stera und ihre Familie 2017 von der Türkei nach Österreich. Sie mussten ins Erstversorgungszentrum Salzburg. Es folgten Zimmer in Unterkünften in Hüttau und Annaberg. 2019 zog die Familie nach Hallein. Ihr wurde ein Visum für fünf Jahre erteilt. In diesem Zeitraum rührte sich einiges. Stera startete bei der Halleiner Arbeitsinitiative (HAI), ihr Sprungbrett in die Arbeitswelt. Ebenfalls über die HAI gelangte Stera in die Salzburger Arbeitsstiftung für Pflege-, Gesundheits- und Sozialberufe. Drei Deutschkurse hat sie da bereits hinter sich. Sie spricht nahezu akzentfrei. Parallel zur Ausbildung macht sie Abendmatura. Sechs Fächer hat sie schon, weitere sechs fehlen noch. Wozu der Aufwand? „Ich träume nach wie vor davon, Ärztin zu werden. Aber ich bin unfassbar glücklich, jetzt in der Pflege den Menschen helfen zu können.“

Auch die aktuellen Flüchtlingsdebatten kriegt die Syrerin mit. Auf die Frage, wie sie dazu stehe, sagt sie: „Ich glaube, Österreich hat in den letzten Jahren genug getan. Meine Familie und ich beziehen keine Sozialleistungen mehr. Wir arbeiten normal, gehen in die Schule, leben in Freiheit, Frieden und mit Familie.“

Keyad Stera ist glücklich. Die Familie bekam vor wenigen Wochen den Aufenthaltsstatus für weitere fünf Jahre verlängert. Der Traum von der Ärztin lebt weiter – 3100 Kilometer von der Heimat Kobane entfernt.

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Salzburg-Krone
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