Die Entdeckung rüttelt laut Angaben der Wissenschaftler an den Grundlagen heutiger Modelle der Galaxien-Entwicklung, weil das zentrale Schwarze Loch im Vergleich zur Masse seiner Heimatgalaxie deutlich massereicher ist, als es diese Modelle vorhersagen.
220 Millionen Lichtjahre von Erde entfernt
Laut Angaben der Forscher der Universität von Texas und des Max-Plank-Instituts für Astronomie (MPIA) in Heidelberg nimmt der Gigant nämlich mindestens 14 Prozent der Gesamtmasse seiner Muttergalaxie NGC 1277 (sie ist 220 Millionen Lichtjahre von unserer Erde entfernt) ein, und damit so viel wie kein anderes Schwarzes Loch im gesamten bekannten Universum. Üblicherweise liegt die Masse von zentralen Schwarzen Löchern bei einem Wert von um die 0,1 Prozent.
Ein derart ungewöhnliches Schwarzes Loch dieser Größe hätten sich die Astronomen in einer mindestens zehn Mal größeren strukturlosen ("elliptischen") Galaxie erwartet – nicht aber in einer kleinen Scheibengalaxie wie NGC 1277 (in Bild 2, das vom Weltraumteleskop "Hubble" gemacht wurde, mit weißem Pfeil markiert).
Schwerstes Schwarzes Loch überhaupt?
Mit 17 Milliarden Sonnenmassen könnte das Schwarze Loch im Zentrum der Scheibengalaxie NGC 1277 sogar das größte überhaupt bekannte Schwarze Loch sein. Die Masse des derzeitigen Rekordhalters wird auf zwischen sechs und 37 Milliarden Sonnenmassen geschätzt; liegt der wahre Wert am unteren Ende, bricht das Schwarze Loch in NGC 1277 diesen Rekord, wenn nicht, ist es immerhin noch das zweitgrößte bis dato bekannte Schwarze Loch.
Ist das überraschend massereiche Schwarze Loch eine seltene Laune der Natur – eine absolute Ausnahme? Vorläufige Analysen weiterer Daten weisen in eine andere Richtung: Bis dato hat die Suche von Van den Bosch vom MPIA und seinen Kollegen noch fünf weitere Galaxien zu Tage gefördert, die vergleichsweise klein sind, aber dennoch ungewöhnlich massereiche zentrale Schwarze Löcher beherbergen dürften. Definitiv wird sich das aber erst sagen lassen, wenn detaillierte Abbildungen dieser Galaxien vorliegen.
Fund stellt Modelle zur Galaxienentwicklung in Frage
Bestätigen sich diese weiteren Fälle und gibt es in der Tat noch mehr Schwarze Löcher wie das in NGC 1277, dann müssen die Astronomen ihre Modelle der Galaxien-Entwicklung grundlegend überdenken. Insbesondere müssen sie dabei das frühe Universum ins Auge fassen: Die Galaxie NGC 1277 hat sich anscheinend vor mehr als acht Milliarden Jahren gebildet und seither nicht sehr verändert. Wie immer dieses gigantische Schwarze Loch entstanden ist – es muss vor sehr langer Zeit passiert sein.
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