Ballett der Oper Graz

Die Stadtwölfe heulen den Mond im Plauderton an

Steiermark
20.06.2024 19:28

Die Oper Graz zeigt als letzte Premiere der heurigen Saison Yaron Shamirs Tanzstück „Urban Wolves“ auf der Studiobühne: bildstark, aber auch belanglos!

„Tanz ist die verborgene Sprache der Seele“, hat Tanzpionierin Martha Graham einst formuliert und damit auch den Reiz der Kunstform auf den Punkt gebracht: Bewegte Körper können etwas ausdrücken, das nicht in Sprache zu fassen ist. Diesem Credo hat der israelische Choreograf Yaron Shamir in seinem Stück „Urban Wolves“, das 2020 im Theater in der Tonne Reutlingen uraufgeführt wurde und nun in einer adaptierten Version auf der Studiobühne der Oper Graz zu sehen ist, jedoch nicht ganz vertraut. 

Gefahr und Freiheit
Darin versucht er die nächtlichen Stimmungen einer Stadt mit den nächtlichen Stimmungen der Seele zu überschneiden: Gefahr und Freiheit, Versuchung und Getriebenheit, Düsternis und Wildheit – all das findet nachts in der Stadt seinen Raum und macht aus allen, die sich dem aussetzen, „urbane Wölfe“.

Imposant bringt Shamir diese Stimmung mit seinem düster vernebelten Bühnenbild voll schwarzer Fetzen und den Bildern, die er mit dem auch in diesem Stück famos agierenden Ensemble des Ballett Graz darauf zeichnet, zum Ausdruck. Die Musik von Sandrow M sorgt in den besten Momenten des Abends für den nötigen Mix aus Beklemmung und Befreiung. In manchen Momenten klingt die Soundlandschaft aber auch so, als ob jeden Moment die Werwölfe aus Michael Jacksons „Thriller“-Video antanzen könnten.

Kraftvoll-wild und stoisch-eingefroren
So eindrucksvoll die Bildsprache dieses Abends auch ist, die kraftvoll-wilde und dann wieder stoisch-eingefrorene Choreografie Shamirs hält damit nicht immer Schritt, ist oft nicht so zwingend, so aussagekräftig wie sie sein könnte. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Shamir sich dafür entschieden hat, einen Sprecher (Daniel Tille, er hat auch den Text geschrieben) in das Stück einzubauen. Dieser gibt aber nicht etwa poetische Ergänzungen zum Getanzten zum Besten, sondern sagt meist das offensichtliche, das, was man eigentlich in der Bewegung, der Choreografie sehen möchte, sehen müsste.

Das Resultat: Der Tanz kann dadurch nur selten Verborgenes der Seele ausdrücken. Trotz dieses Mangels ist das wild-düstere Nachtstück für Tanzbegeisterte allemal sehenswert.

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