Krone-Interview mit Manfred Sampl, ÖVP-Bürgermeister von St. Michael und angehender Präsident des Salzburger Gemeindeverbands. Ein Gespräch über Bonus der Peripherie, Ungerechtigkeiten und Energiewende.
Herr Bürgermeister Sampl, im November übernehmen Sie den Salzburger Gemeindeverband. Was ist die Motivation dafür?
Mich freut, dass es eine überparteiliche Funktion ist. So will ich es auch anlegen. Es sind natürlich verschiedene Themen zu beachten: Während im Zentralraum zum Beispiele Fragen rund um Zuwanderung beschäftigen, sind es in der Peripherie andere Probleme.
Wie geht sich das zeitlich neben dem Bürgermeisteramt in St. Michael aus?
Ich war 16,5 Jahre im Salzburger Landtag aktiv. Mit dem Abschied dort ist ein Zeitfenster freigeworden. Ich habe dadurch einen guten Blick auf das ganze Land.
Wie prägt ein politisches Leben privat?
Es ist prägend, weil die Zeit einfach begrenzt ist. Die Politik kann sehr erfüllend und schön sein. Aber natürlich ist man auch Kritik ausgesetzt. Es darf genauso andere Blickwinkel geben, das muss einem bewusst sein. Wichtig ist es zu erkennen, dass man aufeinander zugehen muss. Wir haben in St. Michael über die Parteien hinweg ein sehr partnerschaftliches Verhältnis.
Thema Energiewende: Lehnt der Lungau Windräder weiter ab?
Wir leisten schon einen wesentlichen Beitrag. Es gibt auch zwei neue Energiegemeinschaften, die den Energiekreislauf in der Region halten. Uns ist es aber bewusst, dass wir einen zusätzlichen Beitrag leisten müssen. Man sollte sich auf einen Ort konzentrieren und immer auch die notwendige Infrastruktur von Zufahrten bis zum Leitungsnetz mitdenken. Es gibt aber noch kein Projekt, weder für Windkraft, noch ist das Murkraftwerk wieder da.
Warum gab es dann die generelle Windkraft-Ablehnung aller Lungauer Gemeinden?
2019 hat man uns erklärt, dass nahezu nur im Lungau Windkraft möglich ist. Wir wollten nicht Hauptlieferant für den Zentralraum sein.
Im Lungau gibt es einige Kleingemeinden. Sollte man in Sparzeiten nicht auch Zusammenlegungen andenken?
Keine Zusammenlegungen, aber Zusammenarbeit in verschiedensten Bereichen von Pflege bis Verkehr. Wir haben uns auch, was die Sanierung von Straßen betrifft, über die Gemeinden hinweg zusammengeschlossen und Prioritäten festgelegt.
Wie entwickelt sich die Region aktuell?
Wir sind seit einigen Jahren nicht mehr Salzburgs Schlusslicht bei den Einkommen. Die Abwanderung nimmt leicht ab. Corona hat zu mehr Homeoffice-Akzeptanz geführt. Das hilft den Lungauern: Es ist ein Unterschied, ob man dreimal oder fünfmal pro Woche auspendeln muss. Dazu kommt, dass bei uns Bauplätze noch leistbar sind. Ein Aspekt ist auch, dass wir Tourismus mit Maß und Ziel betreiben.
Wie steht die Gemeinde St. Michael finanziell da?
Die Finanzen sind geordnet. Durch ein jährliches Kommunalsteuer-Aufkommen von knapp zwei Millionen Euro sind wir zumindest liquid. Die derzeitige Situation fordert uns jedoch sehr und schränkt uns in der weiteren Entwicklung deutlich ein.
Stichwort Biosphärenpark Lungau: Wie geht es mit dem geplanten Besucherzentrum im alten Getreidespeicher weiter?
Wir haben jetzt auch die Tourismusverbände im Boot. Die Finanzierung steht seit einem Monat. Das Land kauft das Gebäude und saniert, die Region wird den Betrieb übernehmen. Mauterndorf ist der ideale Ort dafür.
Zu den Ungerechtigkeiten: Der Lungau kämpft gegen teures Tanken.
Wir haben vor 15 Monaten Beschwerde bei der Bundeswettbewerbsbehörde eingebracht. Die Spanne hat sich mittlerweile verringert. Die Behörde hatte intensiven Kontakt zu den Mineralölfirmen, die Daten abliefern mussten, was auch unangenehm war. Den Abschlussbericht erwarten wir in den nächsten Wochen.
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