Noch ist Österreich bei der 17. Fußball-EM nicht verloren – dank eines 3:1 gegen Polen darf Team Rot-Weiß-Rot weiterhin vom Einzug ins Achtelfinale träumen! Dank der Tore von Gernot Trauner, Christoph Baumgartner und Marko Arnautović, die im Berliner Olympia-Stadion bei den „Bialo-Czerwoni“ ihre Visitenkarten hinterließen ...
Rot und Weiß (und Rot) – mit ein bisschen Fantasie konnte man sich bei einem Rundum-Blick im großen Oval des Berliner Olympia-Stadions spätestens beim Einmarsch der Teams wie bei einem Heimspiel Österreichs fühlen. Freilich: In der aus österreichischer Sicht „richtigen Kombination“ trugen die Farben von den rund 71.000 Zuschauern auf den Rängen der Heimstätte des deutschen Zweitligisten Hertha BSC „nur“ 25.000 zur Schau – dennoch: die Elf von Ralf Rangnick hatte durch ihre Leistungen der vergangenen Monate und Jahre eine regelrechte Völkerwanderung nach Deutschland ausgelöst …
Polen nach offensiverer Hymne im Hintertreffen
Während bei der Intonation der Hymnen beider Länder die Polen mit ihrem rasant-zackigen und nach vorwärts drängenden „Mazurek Dąbrowskiego“ gegenüber dem bedächtig-feierlichen „Land der Berge“ Österreichs noch die ersten „offensiven Akzente“ setzen konnten, war es mit Sturm und Drang von Wojciech Szczęsny und Co. nach dem Anpfiff durch Schiri Halil Umut Meler bald vorbei.
Vielmehr war es nun die im Vergleich zur Frankreich-Partie an drei Positionen veränderte Rangnick-Elf – Trauner und Philipp Lienhart für Kevin Danso und Max Wöber sowie Arnautović statt Michael Gregoritsch –, die wie von der Tarantel gestochen vom Anstoß weg den Weg Richtung polnisches Gehäuse suchte. Wie ein Rudel hungriger Wölfe auf der Suche nach nährender Beute attackierten Konrad Laimer, Marcel Sabitzer und Co. die Polen bereits tief in deren eigener Hälfte, kaum einmal konnte sich die Mannschaft von Teamchef Michał Probierz wirklich befreien.
Trauner köpfelt Österreich mit 1:0 in Führung
So verwunderte es nicht, dass sowohl der erste Tor-Schuss nach 1:02 Minuten als auch der erste Eckball in Minute 5 den Österreichern gehörte – beide Male zeichnete Bologna-Legionär Stefan Posch dafür verantwortlich. Und beinahe noch weniger verwunderlich war, dass auch das erste Tor der Partie von Rot-Weiß-Rot erzielt wurde: Der neu in die Startelf gerückte Gernot Trauner krönte die starke Anfangsphase nach starker Mwene-Vorarbeit über links mit einem unhaltbaren Kopfball zum 1:0 für Österreich (9.).
Nach einer im Ansatz ebenfalls vielversprechenden Offensiv-Koproduktion zwischen Christoph Baumgartner und Marko Arnautovic (15.) sowie einem Abschluss von Sabitzer (16./klar daneben) war die ÖFB-Elf dann erstmals auch in der Defensive gefordert: Bei einem Schuss von Piotr Zieliński aus rund 16 Metern warf sich Philipp Mwene aber dazwischen. Die empörten polnischen Forderungen nach einem Hands-Elfer ignorierte Schiri Meler korrekterweise …
Baumgartner und Arnautović verpassen das 2:0
Dennoch: Aus der ersten gelungen Offensiv-Aktion schöpften die „Bialo-Czerwoni“ Mut, keine zwei Minuten später wurde man wieder am Strafraum der Österreicher vorstellig, Nicola Zalewski schoss aus rund 12 Metern aber drüber. Im Anschluss daran hatten Arnautović und Co. zweimal mit den Zentimetern zu hadern, die für die Polen sprachen und ein mögliches 2:0 für Rot-Weiß-Rot verhinderten.
Erst kam Baumgartner nach einem weiten Grillitsch-Pass hinter die polnische Abwehr gegen den herauslaufenden Szczęsny einen Tick zu kurz (22.) und dann bekam Arnautović selbst nach „Baumi“-Pass den Ball nicht am Polen-Goalie vorbei. Es wäre allerdings ohnehin ein Abseits-Tor gewesen …
Piątek schockt ÖFB-Elf mit dem Ausgleich
Kurios: Der zunächst wegen eines zuletzt erlittenen Muskelfaserrisses nicht in der Startelf aufgebotene Polen-Star Robert Lewandowski wurde von den TV-Kameras dabei „ertappt“, wie er offenbar in Stille-Post-Manier Tipps an seinen Teamchef weiterleiten ließ – Tipps, die offenbar fruchteten. Denn plötzlich stand es statt 2:0 für Österreich 1:1.
Nach einem Eckball agierte Österreichs Hinter-Mannschaft für einmal zu wenig umsichtig und nach einem von Trauner geblockten Bednarek-Schuss staubte Krzysztof Piątek gegen die vor dem Gehäuse von Patrick Pentz in 4:2-Überzahl postierten Polen zum Ausgleich ab (30.). Völlig aus dem Nichts kam der Ausgleich der von ihrem Teamchef in einem 3-5-2 aufgestellten „Bialo-Czerwoni“ nicht, rund eine Viertelstunde lang waren sie auf dem Rasen des Olympia-Stadions zu Berlin die leicht bessere Mannschaft.
Doch Österreich schüttelte den Schock über das Gegentor relativ schnell wieder ab und in Minute 39 hätte nun tatsächlich das zweite Tor für Rot-Weiß-Rot fallen müssen: Doch die nach einem schnellen Umschalten in 3-gegen-2-Überzahl vorwärts stürmenden Baumgartner, Sabitzer und Arnautović vertändelten die gute Chance, Sabitzers Abschluss wurde abgeblockt. Unmittelbar vor dem Pausenpfiff durften sich Österreichs Fans dann bei Goalie Pentz bedanken, denn mit einer Glanzparade bewahrte er bei einem Zieliński-Freistoß sein Team vor dem 1:2 (45.).
Trauner muss raus, Lewandowski kommt rein
Während bei den Polen Superstar Robert Lewandowski auch bei Wiederanpfiff vorerst weiterhin auf der Bank blieb, reagierte ÖFB-Teamchef Rangnick zur Pause und brachte Patrick Wimmer für Florian Grillitsch in die Partie. Der Wolfsburger übernahm auf der rechten Außenbahn die Rolle Baumgartners, der wiederum in der Mitte Laimer ersetzte – denn der wechselte auf den bisher von Grillitsch gehaltenen Platz neben Nicolas Seiwald.
Posch nicht von der Glücksgöttin geküsst
Und wie in Hälfte 1 gehörte Österreich auch in Hälfte 2 die Anfangsphase – und wie in Hälfte 1 war erneut Posch zunächst für Abschlüsse auf das polnische Gehäuse verantwortlich: Er hatte allerdings weder bei einem Schuss (50./nach Laimer Zuspiel) noch bei einem Kopfball nach einer Ecke (52.) von der Glücksgöttin geküsst.
Knapp vor der Stundenfrist dann eine kleine Hiobsbotschaft für alle Österreich-Fans: Torschütze Trauner konnte wegen einer Oberschenkel-Blessur nicht mehr weitermachen, für ihn kam der gegen Frankreich noch als Abwehrchef agierende Danso.
Baumgartner trifft vorentscheidend zum 2:1
Beinahe zeitgleich wechselte auch Polen-Coach Probierz (s)einen Torschützen aus, für Piątek kam Robert Lewandowski. Erst wenige Minuten auf dem Rasen kassierte der Barca-Superstar nach einem Ellenbogen-Check in einem Luft-Duell erst die Gelbe (64.) und noch einmal Minuten später musste er mitansehen, wie Österreich erneut in Führung ging. Nach Vorarbeit des für den ausgepumpten Mwene eingewechselten Alexander Prass und einem Übersteiger von Arnautović traf Baumgartner per Flachschuss aus 16 Metern zum 2:1 für Österreich (66.).
Arnautović vollendet vom Elferpunkt zum 3:1
Im Unterschied zu Hälfte 1 ließ Team Rot-Weiß-Rot die Polen nun aber nicht mehr zurück ins Spiel, drängte man den Gegner immer wieder tief in seine eigene Hälfte – und man fand zudem weitere Chancen vor. Während Wimmer nach Ideal-Zuspiel Baumgartners aus elf Metern noch an Szczesny scheiterte (75.) war Arnautović wenig später aus ebenfalls elf Metern dann sehr wohl erfolgreich: Österreichs Alt-Star traf vom Elfmeter-Punkt zum entscheidenden 3:1, nachdem Sabitzer zuvor plötzlich allein auf das Polen-Gehäuse zugelaufen und die Verteidigungs-Aktion Szczesnys vom Schiri als regelwidrig erkannt worden war (77.) – „Arnies“ Schuss landete unhaltbar im Netz.
Dabei sollte es bleiben, am Ende brachte die ÖFB-Elf den 3:1-Sieg ins Trockene, auch wenn Posch (83./Schuss von der Strafraum-Grenze) und Laimer (85./aus spitzem Winkel) gute Möglichkeiten auf das 4:1 ausließen – und mit der Chance auf das Erreichen des Achtelfinales bei dieser EM schaut es nun wieder sehr ordentlich aus. Für Polen ist das Aus nach der Gruppenphase dagegen durch das 0:0 zwischen den Niederlanden und Frankreich im Abendspiel der Gruppe D vorbei, die „Bialo-Czerwoni“ sind auf dem letzten Platz fix einzementiert.
Das Ergebnis:
Polen – Österreich 1:3 (1:1)
Berlin, Olympia-Stadion, 71.000 Zuschauer, SR Meler (TUR)
Tore: 0:1 (9.) Trauner, 1:1 (30.) Piatek, 1:2 (66.) Baumgartner, 1:3 (78./Elfer) Arnautović
Gelbe Karten: Slisz, Moder, Lewandowski, Szczesny bzw. Wimmer, Arnautovic
Polen: Szczesny – Bednarek, Dawidowicz, Kiwior – Frankowski, Piotrowski (46. Moder), Slisz (75. Grosicki), Zalewski – Zielinski (87. Urbanski) – Piatek (60. Swiderski), Buksa (60. Lewandowski)
Österreich: Pentz – Posch, Trauner (59. Danso), Lienhart, Mwene (63. Prass) – Seiwald, Grillitsch (46. Wimmer) – Baumgartner (81. Schmid), Laimer, Sabitzer – Arnautović (81. Gregoritsch)
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