Kindheits-„Flashback“

Disconacht dreier Geschwister endete vor Gericht

Vorarlberg
20.06.2024 17:45

Zuerst beschimpften drei Geschwister wüst den Türsteher, anschließend gingen sie gegen Beamte vor. Nun muss sich die „schrecklich nette Familie“ am Landesgericht Feldkirch verantworten.

So schnell vergessen werden die drei Geschwister im Alter von 24, 26 und 27 Jahren den gemeinsamen Disco-Abend im Lustenauer Sender wohl nicht. Denn nun stehen sie unter anderem wegen Beleidigung, Widerstand gegen die Staatsgewalt, Verhetzung und schwerer Körperverletzung vor Gericht.

Mit der Folge, dass der junge Partygast von den Beamten am Boden fixiert wird. Vor Gericht schildert der 24-Jährige die Szenen wie folgt: „Ich sagte dem Beamten immer wieder, dass ich keine Luft mehr bekäme und klopfte mehrmals mit der Faust gegen das Gesäß des Polizisten. Ich geriet in Panik, weil ich an einem Herzfehler leide. Und in einer so stressigen Situation kann das heikel werden“, schildert er die bangen Momente.

Doch wie konnte es so weit kommen? Ende Januar verbringt das Trio einen fröhlichen Abend im Sender, als einer der Brüder von einem anderen Gast auf der Tanzfläche angerempelt wird. Nach einer verbalen Auseinandersetzung schreitet auch schon der Türsteher ein. Es kommt zum Handgemenge, worauf der ältere Bruder des 24-jährigen Angeklagten die Polizei verständigt. Nach deren Eintreffen gerät die Situation völlig außer Kontrolle.

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Wir haben in unserer Kindheit viel häusliche Gewalt erlebt. Ich hatte an dem Abend ein Flashback.

Die Angeklagte

Prozess wird fortgesetzt
Auf ähnlich dramatische Weise erklärt die wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt angeklagte Schwester ihr damaliges Verhalten: „Wir haben in unserer Kindheit viel häusliche Gewalt erlebt. Ich hatte an dem Abend ein Flashback. Als mein Bruder rief, er bekomme keine Luft, half ihm niemand.“ Sie selbst habe sich hilflos gefühlt und nicht dem Beamten, sondern ihrem Bruder einen Fußtritt versetzt, „weil ich einfach wollte, dass es aufhört“. Dem gegenüber stehen die gänzlich anders klingenden Aussagen der beteiligten Polizisten, die zum Teil Prellungen und Kratzwunden davontrugen.

Anwalt German Bertsch, der die Geschwister vertritt, ist der Meinung, dass die Polizei es mit ihren Maßnahmen übertrieben hat. (Bild: Chantal Dorn)
Anwalt German Bertsch, der die Geschwister vertritt, ist der Meinung, dass die Polizei es mit ihren Maßnahmen übertrieben hat.

Schuldig bekennen sich die drei Geschwister allerdings hinsichtlich der verbalen Entgleisungen gegenüber dem Türsteher, den zwei als „Scheiß Neger“ bezeichnet hatten, auch die wüsten Beschimpfungen gegenüber den Polizisten räumen sie ein. Der Prozess wird am kommenden Dienstag fortgesetzt.

Porträt von Chantal Dorn
Chantal Dorn
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