Österreichs zehnfacher GP-Sieger Gerhard Berger glaubt, am Sonntag in Barcelona ein sehr aussagekräftiges Gesamtbild punkto Kräfteverhältnis zu bekommen. Unterm Strich sieht er Red Bulls Verstappen voran, aber ...
„Krone“: Die Spitze der Formel 1 schiebt sich immer mehr zusammen. An diesem Wochenende steht Barcelona auf dem Programm, wo man stets betont, dass man dort punkto Hierarchie für den Rest der Saison Klarheit erhalten wird. Siehst du das auch so?
Gerhard Berger: Barcelona ist ein guter Gradmesser, da erhält man tatsächlich ein aussagekräftiges Gesamtbild. Ich denke, das Rennen dort wird zeigen, dass Red Bull noch immer ein bisserl einen Vorsprung hat. Eine Strecke mit schnellen Kurven sollte für die „Bullen“ nach wie vor maßgeschneidert sein.
Zuletzt war beim Grand Prix in Kanada – vielleicht auch weil der Circuit Gilles-Villeneuve keine permanente Rennstrecke ist – ja richtig was los an der Spitze. Wie schätzt du das momentane Kräfteverhältnis ein?
Die Red-Bull-Mannschaft hat in Montreal vieles richtig gemacht. Dazu hatten sie wieder einen Max Verstappen, bei dem man gesehen hat, dass er aufgrund seines Könnens und inzwischen auch seiner Erfahrung die Zitrone noch immer am besten ausquetschen kann. Und wenn ich mir seine Inlap, also die Runde zum Boxenstopp, und den Reifenwechsel ansehe, merke ich, da funktioniert einfach alles perfekt. Und genau das sind die paar Prozent, auf die es dann ankommt.
Viel Lob von einem zehnfachen Grand-Prix-Sieger ...
Red Bull ist einfach noch immer irrsinnig schnell, aber natürlich nicht mehr ganz so überlegen wie in den letzten zwei Jahren – und wie gesagt, Max ist das Maß aller Dinge.
Du bist von 1990 bis 1992 für McLaren gefahren, kennst das Team sehr gut. Jetztmachen sie richtig Dampf. Wie bewertest du die Papayas?
McLaren ist im Moment vielleicht das konstantestes Team, man spürt richtig, dass dort etwas weitergeht. Wenn man am Motorhome vorbeigeht, merkt man sofort die Freude, die dort ausstrahlt. Sie haben doch eine lange Durststrecke, Lewis Hamilton holte 2008 den letzten WM-Titel, hinter sich. Aber jetzt liefern sowohl Lando Norris als auch Oscar Piastri richtig ab. Die beiden funktionieren als Team großartig.
Dein Herzensteam ist freilich Ferrari. Sieg in Monaco durch Charles Leclerc, dann im Niemandsland in Kanada – wie ist das möglich?
Wenn du eine WM gewinnen willst, solltest du solche Rennen nicht wirklich oft haben. Aber es kann passieren, wenn einfach die Simulator-Daten nicht mit jenen auf der Strecke korrelieren. Trotzdem: Ferrari hat den stärksten Motor, auch ein Auto, das gut über die Kerbs fährt. Warten wir mal Barcelona ab.
Und dann ist da auf einmal auch wieder Mercedes vorne aufgetaucht ...
Das ist großartig, wenn drei, vier Teams um den Sieg mitfahren. Und man hat in Kanada gesehen, welches Potenzial auch im Mercedes steckt. Die sind auf jeden Fall auf einem richtig guten Weg.
Das heißt jetzt unterm Strich genau was?
Bei Red Bull ist auch durch die äußeren Turbulenzen Spannung drauf. Auch eine Frage des Verschleißes nach jahrelanger Dominanz. Jetzt muss sich zeigen, dass das Team eine Einheit ist. Aber es freut mich, dass sie immer noch ein Siegerteam sind, sich die Erfolge aber erkämpfen müssen. Und McLaren, Ferrari und Mercedes machen die Formel 1 für uns Zuschauer wieder richtig prickelnd. Die Freude auf das Rennen in Barcelona ist bei mir und den Formel-1-Fans riesengroß.
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