Prozess-Marathon:

Zeugin: „Herr Boateng sagte, er wäre in Therapie!“

Oberösterreich
21.06.2024 13:39

Er bestreitet alles und betont, nie gegenüber Frauen gewalttätig geworden zu sein: Jerome Boateng! Gehts aber nach seiner Ex-Partnerin und einer weiteren Zeugin,  ist der LASK-Star ein Frauenschläger! Der aber vorm Landgericht München die Richterin nicht auf Seiten der Staatsanwaltschaft hat . . .  

„Diese Richterin hat keinen Bock auf das Verfahren!“ So kommentierte in einer der vielen Verhandlungspausen eine deutsche Gerichtsreporterin die Prozessführung von Susanne Hemmerich im Verfahren gegen Jerome Boateng. Weil sie die am Ende schon hilflos wirkende Staatsanwältin wieder und wieder ermahnte, nur beim Vorfall von 2018 zu bleiben, wegen dem der LASK-Star nun bereits zum dritten Mal wegen Körperverletzung auf der Anklagebank sitzt.

2021 war er zu 60 Tagessätzen zu je 30.000 Euro verurteilt worden, 2022 zu 120 zu je 10.000 Euro. Doch weil das Urteil 2023 wegen eines Formalfehlers aufgehoben wurde, sitzt Boateng nun erneut auf der Anklagebank. Gestern am zweiten Verhandlungstag des neuen Prozesses von 10 bis 15.15 Uhr. Wobei die Richterin einmal Richtung Staatsanwältin knurrte: „Wenn Sie so weiterfragen, sitzen wir in drei Jahren noch da!“

Zuvor hatte Stefanie Eckert immer wieder versucht, anhand anderer Aussagen zu belegen, dass die in einem Karibik-Urlaub ausgeartete Gewaltorgie zwischen dem deutschen Fußball-Nationalhelden und der Mutter seiner Zwillingsmädchen, Sherin S., kein Einzelfall war, der Angeklagte zu solchen Ausrastern neigt. So konfrontierte die Staatsanwältin Sherin S. auch mit Boatengs abgelesener Erklärung vom ersten Verhandlungstag, wonach sie ihm mit High Heels ins Gesicht getreten hätte. 

Hand bei Streit gebrochen
Antwort von Sherin S., die die Mutter von Boatengs Zwillingsmädchen (13) ist: „Wir waren damals im Auto, es gab Streitigkeiten. Er wollte mich am Aussteigen hindern, packte mich am Hals, am Kragen – hat mir weh getan. Ich hab dann versucht, mit meinem Bein gegen seine Hand zu treten, traf ihn an der Lippe. Danach jagte er mich ums Auto, ich versuchte von ihm wegzurennen, er stieß mich, ich stürzte und dabei ist die Speiche meiner Hand gesplittert.“

Richterin und Staatsanwältin im Clinch
Und auch wenn Sherin S. von Gewalt in der Beziehung seit 2008 sprach, interessiert das die Richterin nur bedingt. Ihr geht es vor allem um die, die im Karibik-Urlaub 2018 passiert ist – und wegen der der Fußballer wegen Körperverletzung angeklagt ist. Bereits zum dritten Mal, weshalb die Richterin auch jene Kollegen lasen will, die Boateng 2021 und 2022 bereits zu einer 1,8 bzw. 1,2 Millionen Strafe verdonnert hatten, ehe das Urteil wegen eines Formalfehlers aufgehoben wurde.

Wobei Sherin S. am Freitag über den Vorfall in der Karibik Folgendes erklärte. Auslöser für alles war, dass ihre Bekannte Vanessa R. beim gemeinsamen Kartenspiel den Fußball-Profi beim Schummeln erwischt hätte, worauf Sherin S.  einwarf, dass er dies öfter tun würde. Daran schaukelte sich die Situation auf, die Sherin S. bei ihrer Aussage vor Gericht so beschrieb.

„Jerome biss mich in den Kopf“
„Jerome hat sich reingesteigert, ist immer lauter geworden. Er sagte, dass ich undankbar wäre, eine Nutte, dass ich alles kaputtmachen würde. Dann ist er weg..."

Als der damalige Bayern-Star wiederkam, hatte Sherin S. ihrer Bekannten auch von einer ehemaligen Affäre Boatengs erzählt, ihr Fotos gezeigt. Was den Fußball-Profi laut seiner Ex-Partnerin noch wütender gemacht hatte. „Er nahm eine an einem Ständer befestigte Kerze, warf in meine Richtung“, behauptet Sherin S. Und weiter: „Scherben trafen mich, ich blutete am Finger. Er schrie weiter, dass ich ihn provozieren würde. Meine Freundin versuchte, ihn zu beruhigen. Er nahm eine Kühltasche, warf die nach mir, traf mich am Nacken, am Oberkörper – ich weinte. Auch Vanessa weinte...“  Danach erzählte die Hauptbelastungszeugin und Nebenklägerin: „Er ging in den Bungalow. Wir sind dann zu meinen Kindern, blieben dort. Ich wusste, dass noch ein Angriff käme, denn ich kenne ihn aus der Vergangenheit.“  Wobei es wirklich noch zu einem Aufeinandertreffen gekommen sein soll. „Vorm Bungalow meinte er, ,du Schlampe, hast es wieder geschafft, den Urlaub zu versauen´“, erklärt sie. Und: „Er spuckte mir ins Gesicht, hat mir mit beiden Händen ins Gesicht geschlagen, er riss mich an den Haaren, zog meinen Kopf nach vor und biss mich in den Oberkopf. Er boxte mich später mehrfach in den Rücken und einmal wirklich stark in die Flanke. Da hab ich laut geschrien. Vanessa versuchte ihn abzuhalten. Doch er spuckte mich nochmals an.“   

Weil Sherin S. während ihrer Aussage immer mehr mit den Tränen kämpfte bzw. dann auch zu weinen begann, unterbrach die Richterin den Prozess für 15 Minuten.

Boatengs Medienberater in Pause aktiv
Wieder nur 20 Minuten später wurde die Verhandlung erneut unterbrochen. Was Boatengs Medienberater „nützte“, um mit teils kryptischen Aussagen Sherin S. bei Medienvertretern in ein schiefes Licht zu rücken. Zu dem bei Boateng zu einhundert Prozent liegenden Sorgerecht für die Zwillingstöchter meinte der PR-Profi etwa:  „Jerome zahlte an diese Frau 200.000 Euro nur dafür, dass sie die Kinder sieht – und bei diesem Geld geht es nicht um Unterhalt!“ Oder: „Einmal lud er sie nach Lyon ein, damit sie die Kinder sehen kann. Sie schrieb darüber später eine Nachricht, dass sich die Reise nicht ausgezahlt hätte, da sie nichts Belastendes gegen ihn gefunden hätte!“

Weitere Zeugin belastet Boateng 
Umgekehrt hat der Fußball-Star immer behauptet bzw. betont Boateng nach wie vor, noch nie gegen Frauen gewalttätig geworden zu sein. Völlig anderes gab dagegen die am Freitag als Zeugin erschiene Vanessa R. an: Sie schilderte die Gewalt-Eskalation am vorletzten Abend des Urlaubs zwar nahezu ident wie Sherin S., betonte aber über den von LASK-CEO Siegmund Gruber als „Vorzeigeathleten“ bezeichneten Boateng, dass dieser Sherin S. immer wieder mit beiden Fäusten ins Gesicht geschlagen hätte! Und noch etwas gab Vanessa R. an: „Herr Boateng kam an diesem Abend später noch einmal zurück, um sich zu entschuldigen!“ Und weiter erzählte die Zeugin, die auch betont hatte, generell nicht das erste Mal von Gewaltvorwürfen in der Beziehung gehört zu haben: „Ich sagte ihm, dass man keine Frau schlägt. Worauf er sagte, dass er das weiß und auch in einer Therapie wäre!“

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